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Job oder Beruf(ung)?




Die Südsteiermark als Ausgangspunkt für Wege in die Welt, wer hätte das geahnt? - Ein wahres Paradies, auf wohltuende Weise noch etwas verschlafen anmutend; eine unvergleichlich herrliche und weinreiche Gegend, in welcher ich Ende August 2018 außergewöhnlich schöne Tage verbracht habe. Ich erinnere mich sehr gerne an diesen Urlaub; beim Betrachten meiner Fotos fällt mir auf, dass ich dieses Auge (an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien) als Inspirationsquelle mit zukunftsweisenden Gedanken, die Aristoteles zugeschrieben werden, in Einklang bringen kann.


Job oder Beruf?

Bei Wikipedia finden sich folgende Erklärungen: "Job ist ein Anglizismus, mit dem in der Umgangssprache eine temporäre, eher kurzfristige Tätigkeit ohne besonderen Qualifikationsnachweis oder eine Gelegenheitstätigkeit von Personen zwecks Einkommenserzielung verstanden wird. Den Gegensatz zum Job bildet der Beruf und die Berufung (Amt)." ... "Während beim Beruf der Arbeitsinhalt und die Qualifikation von wesentlicher Bedeutung sind, steht beim Job die Einkommenserzielung im Vordergrund. Da der Job eine kurzfristig angelegte Tätigkeit ist, sind häufige Wechsel des Arbeitsplatzes wahrscheinlich, so dass - anders als beim Beruf - ein lebenslanger Verbleib am selben Arbeitsplatz („Lebensberuf“) nicht zu erwarten ist."

Soweit Definitionen, die verständlich sind - und doch habe ich das Bedürfnis, diese Definitionen zu erweitern - aus meiner Sicht und im Blick auf jene Arbeitswelten, in die ich mich bislang gewagt habe. Ich habe in einer Zeitspanne von mehr als dreißig Jahren viele Einblicke ins Berufsleben gewonnen, in ganz unterschiedlichen Bereichen. Einiges war durchaus überraschend - ich bin ehrlich, Irrtümer einzugestehen: Mein größter Irrtum war bisher gewiss, in Sozialberufen zumindest meistens auf menschlich zugewandte und empathische Führungskräfte und Kolleg*innen zu treffen. Viele haben diverse berufliche Bühnen betreten und auch wieder verlassen - persönliche Betroffenheit und Fassungslosigkeit meinerseits über rücksichtsloses, boshaftes und intrigantes Konkurrenzgehabe habe ich dabei immer wieder erlebt. Es sollte definitiv ein Grund von mehreren Gründen sein, warum ich mich nun, nach über siebzehn Jahren, aus diesem Bereich zurückziehe.


An dieser Stelle bekenne ich freimütig, dass ich gemäß obiger Definition (Wikipedia) wohl öfter in Jobs als in Berufen gearbeitet habe, da ich gerade für meine Tätigkeiten als administrativ tätige Mitarbeiterin in einigen Unternehmen keine adäquaten Ausbildungen erhalten habe. Meine Einarbeitungszeit in ganz unterschiedliche Materien war manchmal knapp bemessen, umso größer war stets meine Erleichterung über meine rasche Auffassungsgabe. Diese Gabe wurde mir auch immer in Anerkennung so rückgemeldet. "Learning bei Doing", das war mein allzeit gültiges Motto. Meine Einstellung war von größter Professionalität getragen, was Verschwiegenheitspflichten, Kollegialität, Gewissenhaftigkeit, Weiterbildungsinteressen und ein hohes Maß an Zurückhaltung beim leider allerorts üblichen Klatsch & Tratsch betraf. Ich kann mich jedoch auch glücklich schätzen, an jedem meiner Arbeitsplätze Menschen getroffen zu haben, mit denen ein ausgezeichnetes und kooperatives Zusammenarbeiten immer möglich war. Ihnen bin ich von Herzen dankbar! Mit manchen von ihnen sind tragfähige Freundschaften entstanden, die bis heute Bestand haben.

Meine Matura an einer höherbildenden Schule war der Abschluss unter meine Schullaufbahn, für ein Studium konnte ich mich nicht ausreichend begeistern. Ich wollte finanziell rasch unabhängig werden, dies auch, weil ich mein Elternhaus als zunehmend sehr einschränkend und belastend empfand. Meine Eltern haben wohl auch meine Einstellung zum Broterwerb mitgestaltet, indem sie das Berufsleben - vorbildhaft(?) - äußerst ernst genommen haben. Diesen Teil ihrer Einstellung habe ich tastsächlich übernommen, so, als wäre mir diese Haltung bereits in den Genen gelegen.

Erfolg bezog sich in ihren Augen stets auf Leistung. Die Definition von Leistung erfolgte in meinem Elternhaus immer über den Blick darauf, was am Bankkonto verbucht werden konnte und was an Materie leistbar war. Diesbezüglich allerdings unterschieden sich unsere Ansichten schon recht bald, ich kann da in meine Jugendjahre zurückblicken, in denen ich oft aufbegehrt habe. Immer klarer verbinde ich gerade in den letzten Jahren Erfolg mit einem Leben, das ich in Frieden mit mir selbst und anderen lebe; ein Leben, in welchem sich das freudige Gefühl ausbreitet, ganz geboren zu werden und meine Talente ungehindert in allen Lebensbereichen einsetzen zu dürfen.


Schon einige Jahre sehne ich mich danach, wieder einen Ruf zu vernehmen. Einen Ruf, der eine Berufung mit sich bringt: Wer sich glücklich schätzen kann, einen Beruf auszuüben, der wird vielleicht auch nachvollziehen können, was in meinen Augen einen Beruf von einem Job unterscheidet: Ein Beruf fühlt sich sinnvoll an, er weist auf eine erfüllende Tätigkeit hin, in die Fähigkeiten und Interessen einfließen können. Ein Beruf wird mit Freude und Begeisterung ausgeübt, und genau dieser Punkt macht auch klar, wo sich "Job" und "Beruf" unterscheiden: In den letzten Jahren wurde mein einst so geliebter Beruf immer mehr zu einem Job, der viel zu häufig nur noch enorme Belastungen mit sich brachte. Freudvolle Momente wurden immer seltener, doch mein Wille zur Professionalität war auch unter diesen Bedingungen ungebrochen: Dieser Wille hat mich in den letzten Jahren allerdings in eine Dauererschöpfung katapultiert. Der Gedanke daran, zu kündigen, erzeugte jedoch in der Vergangenheit stets große Zweifel, schließlich fällt das Geld ja nicht vom Himmel ...


Wen braucht es, andere dazu zu bringen, das zu tun, wozu sie fähig sind?

Es schätze sich ein jeder Mensch glücklich, der in seinem Berufsleben solchen Persönlichkeiten als Führungskräften von Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen begegnet, die sich den Respekt und das Vertrauen ihrer Mitarbeiter*innen verdienen. Wenn eine Führungskraft die jeweiligen Begabungen der Mitarbeiter*innen einschätzen und anerkennen kann und diese auch in einen Teamprozess eingebracht werden dürfen, bedeutet dies ein großes Geschenk in der Arbeitswelt.

Motivation und Inspiration finde ich dort, wo unterschiedliche Menschen einander derart schätzen und gegenseitig vertrauen können, dass sie - trotz aller menschlicher Individualität, die ja bereichernd sein kann - Anforderungen gemeinsam bewältigen und in diesem Wollen als Team an einem Strang ziehen können.


In meiner Vision erlebe ich mich als selbstwirksam und vital und ich bin glücklich, eine neue Freiheit und Leichtigkeit in meinen selbst geschaffenen Beruf, der mich wieder mit Menschen zusammenführt, einzubringen. Diesen Traum in die Realität zu bringen, dafür bin ich bereit!


Foto: C*, Gemeinde Glanz, Südsteiermark; Treffpunkt - Austausch - Nachbarschaft

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