In der aktuellen Arbeitswelt spielt Teamwork - obwohl seine Förderung zu den Grundsätzen des Wissensmanagements gehört - keine wesentliche Rolle.
Sozialisation, Ausbildung und Qualifikation von jungen Menschen fokussieren darauf, Individuen zu formen, die autonom und durchsetzungsfähig sind. Die Kehrseite ist eine oft bedrückende Singularität der Akteure.
Diese Feststellung habe ich vor einigen Tagen einer Teletextseite des ORF III entnommen.
Was ich selbst in meiner langjährigen Berufspraxis in verschiedenen Branchen und Bereichen bisher erlebt habe und was ich aus meinem Umfeld höre, entspricht inhaltlich leider allzu häufig genau dieser Feststellung. Die Ursachen für derartige Entwicklungen liegen aus meiner Erfahrung auch darin, dass die Faktoren "Mensch" und "Menschlichkeit" in vielen Unternehmen und Arbeitsbereichen keine große Rolle spielen. Es gibt natürlich auch in diesem Zusammenhang Ausnahmen, doch diese sind rar gesät.
Tatsache ist, dass Seminare und Workshops, die Führungskräfte fit im Umgang mit MitarbeiterInnen machen sollen, eher selten angeboten werden. In meinem derzeitigen Arbeitsbereich habe ich es noch nie erlebt, dass die sensiblen Bereiche "Teamfindung / Teamentwicklung / Teamleitung" auf ernsthafte Weise in Meetings der Führungskräfte Themen gewesen wären.
Ein Team, in dem Menschen einander vertrauen können und sich gegenseitig respektieren in ihren Stärken, aber auch in ihren kleinen menschlichen Schwächen, wird idealerweise von unterschiedlichen Typen getragen, denn es braucht energische Menschen genauso wie ausgleichende, es braucht analytische Menschen wie kreative, usw.
Ein Team gedeiht mit der Vielfalt, die von unterschiedlichen Persönlichkeiten getragen wird - was diese unterschiedlichen Persönlichkeiten allerdings auch einen sollte, ist die Fähigkeit jedes Einzelnen, über den eigenen Tellerrand hinausblicken zu können.
Spannend wird es in einem Team immer dann, wenn ein neuer Mitarbeiter / eine neue Mitarbeiterin einen Arbeitsplatz übernimmt. Wenn sich nach einer angemessenen EInarbeitungsphase, in der es an guter Unterstützung nicht mangeln darf, herausstellt, dass der oder die Neue nicht geeignet ist, die mit dem Arbeitsplatz verbundenen Aufgaben mit ansprechendem Können auszuführen, ist es aus meiner Erfahrung richtig, sich rechtzeitig voneinander zu trennen.
Es gehört zu den Pflichten einer Führungskraft, ihre MitarbeiterInnen gemäß ihren Stärken einzusetzen. Eine qualifizierte Führungspersönlichkeit ist menschlich gereift und verantwortungsbewusst.
Als meist problematisch erweisen sich zu enge Beziehungen am Arbeitsplatz, da diese häufig dazu führen, dass eine nötige professionelle Distanz zwischen Führungskräften und MitarbeiterInnen aufgeweicht wird. Auch führen vermeintlich "beste Freundschaften" im KollegInnenkreis eher selten zu guten Entwicklungen.
Als äußerst quälend können menschliche und fachliche Fehlentscheidungen, nicht nachvollziehbare Personalentscheidungen, Willkür und natürlich Mobbing erlebt werden - wobei mir klar ist, dass vielen gar nicht bewusst ist, mit welchen Handlungsweisen Mobbing bereits beginnt.
KonkurrentInnen, die sich gegenseitig auf vielfältige Weise ausspielen und dazu eine Führungskraft oder -mannschaft, die den Taktstock des Chaos schwingt, sorgen für Arbeitsbedingungen, die kränken. Häufige Stimmung in einem derartigen Chaos: T.E.A.M. - Toll, ein anderer macht's!
Humor kann einen mit vielen Herausforderungen angereicherten Arbeitsalltag durchaus erleichtern, allerdings wird "Humor" häufig auch missverstanden - vor allem, wenn sich dahinter Hohn und Spott, die wie aus Jauchekübeln über KollegInnen oder MitarbeiterInnen ausgeschüttet werden, sowie Rassismus und Sexismus zeigen - in diesen Fällen muss er eindeutig und unmissverständlich unter "Mobbing" verbucht werden.
Wer in so einer Gruppe, die moralisch verfällt, als "Basisarbeiter" reflektierender- und notwendigerweise querdenkt und Fragen stellt, dem wird das Leben gezielt schwer gemacht, bis er - nicht selten gesundheitlich angeschlagen - die Konsequenzen zieht und den Boxring verlässt.
Eine gelungene ehrliche Kommunikationsweise, die eine notwendige Transparenz offenbart oder auch zugesicherte und gelebte Diskretion, wo diese nötig ist, ist maßgeblich, wenn ein Team seine Aufgaben erfolgreich bewältigen soll.
Viele ArbeitnehmerInnen werden einmal im Jahr zu einem Mitarbeitergespräch eingeladen. Sinn eines Mitarbeitergespräches ist, Grundlegendes im Vier-Augen-Prinzip zu besprechen. Dieses Gespräch findet in einem vertraulichen Rahmen statt, Inhalte sind im Wesentlichen die jeweiligen Arbeitsaufgaben, die Zusammenarbeit im Team und mit der Führungskraft sowie berufliche Entwicklungsperspektiven und Ziele. Sofern Dinge besprochen werden, über die auch Dritte oder das gesamte Team informiert werden müssen, sollte das ausdrücklich so festgelegt werden.
Gepflegte Umgangsformen beinhalten auch, dass Ungereimtheiten, Irrtümer und Fehler derart angesprochen werden, dass sachliche Kritik auf eben dieser Ebene angenommen werden kann - von allen Seiten übrigens.
Wenn ich an dieser Stelle auf ein gepflegtes Äußeres eingehe, dann deshalb, weil nachlässige Kleidung, ungepflegte Haare und Bärte sowie üble Körpergerüche zu Gemauschle hinter der betreffenden Person beitragen können.
Führungskräfte, die verinnerlicht haben, dass beispielsweise ein tatsächlich (Taten!) wertschätzendes Miteinander ein Motivationsfaktor für MitarbeiterInnen ist, werden sicherlich erfolgreich mit und in ihrem Team arbeiten, sofern sie eben Kenntnis davon haben, was ihre MitarbeiterInnen als wertschätzenden Umgang empfinden. Gut geführte Teams sind eine Seltenheit, jedoch nicht ausgeschlossen.
Zum Thema "Motivation" habe ich vor einiger Zeit eine sehr kluge Aussage gehört, nämlich, dass man MitarbeiterInnen nicht unbedingt ständig motivieren müsse, sondern sie einfach nicht demotivieren solle. Ich kann dieser Einschätzung jedenfalls folgen, da ich davon ausgehe, dass Menschen - zumindest meistens - in jenen Bereichen arbeiten, für die sie ihre Qualifikationen, ihre Interessen und ihre Einsatzbereitschaft mitbringen.
Das Verschenken von Schokohasen zu Ostern, Keksen zu Weihnachten und Blumen oder Sekt zum Geburtstag scheint für so manche/n ChefIn fast schon obligatorisch zu sein - und wird übrigens nur dann von den MitarbeiterInnen als echte Wertschätzung empfunden, wenn die Chemie im Team zu einem erfreulichen alltäglichen Miteinander führt, und zwar in ungekünsteltem Wohlgefühl und nicht, weil Teamgeist "von oben" angeordnet wird.
Aufmerksame und ehrliche Anerkennung auszusprechen, gleicht jedenfalls einem wertvollen Dünger für ein gedeihliches Miteinander.
Handschlagqualität von Führungskräften ist nach wie vor gefragt, auch wenn diese Qualität in unserer Zeit schon sehr altmodisch anmutet. Begegnungen mit MitarbeiterInnen auf Augenhöhe, wo MitarbeiterInnen tatsächlich fachlich und menschlich ernst genommen werden, gehören sicherlich auch zu einer zum Führen befähigten Persönlichkeit.
"Der Neid der anderen zeigt, wie unglücklich sie sich in ihrer Haut fühlen. Ihre ständige Aufmerksamkeit auf fremdes Leben zeigt, wie sehr sie sich langweilen.
Deshalb ärgere dich nicht darüber, lass sie einfach reden. Denn Neid ist die höchste Form der Bewunderung." (Dieses Zitat habe ich übrigens Maria von Blumencron's Website entnommen, deren berührende Doku "Good bye Tibet" ich vor kurzem gesehen habe. Ich empfehle, bei Interesse für dieses Land und seine Gegenwart, diese Doku anzusehen.)
Neid - diesem Phänomen begegnen wir ebenfalls häufig in der Arbeitswelt. Sofern man Neid überhaupt etwas "Positives" zuordenen kann, kann man ihn durchaus als höchst seltsame Blüte einer gut getarnten Bewunderung einordnen. Er hat vielfältige Wurzeln und entspringt ganz sicher auch einer Haltung von Unsicherheit, die im Vergleichen ihre Heimat hat. Neid ist somit häufiger Bestandteil des Konkurrenzdenkens.
Viele Menschen befinden sich, angefüllt mit Neid, auch im Krieg mit sich selbst und um von diesem sehr schmerzhaften Zustand abzulenken, betätigen sie sich gerne damit, auf das Leben von anderen Menschen auf unangenehme Art und Weise Einfluss auszuüben.
Gelebte gegenseitige Loyalität ist eine Qualität, die mir - beruflich wie privat - ein Herzensanliegen ist. Dieses Thema findet sich ebenso in meinen beiden Buchtipps, wie auch das wunderbare Wesen der Freundschaft: "Der Drachenläufer", "Tausend strahlende Sonnen", Khaled Hosseini. Beide Bücher beschreiben nicht nur auf fesselnde Weise die bekannten politischen Umwälzungen in Afghanistan, sondern natürlich auch damit verbundene menschliche Schicksale.
(Mehr zur gegenwärtigen Arbeitswelt in "Humankapital" und "Der Wert des Menschen", erschienen im August 2016.)