"Such dir eine Arbeit,
die du liebst,
und du wirst in deinem Leben keinen einzigen Tag arbeiten müssen."
(Konfuzius)
Eine Arbeit, die wir lieben, geht ziemlich sicher auch mit Berufung einher und das ist wohl ein recht idealer Zustand, von dem wahrscheinlich viele Menschen träumen.
Manchmal ist dieser Idealzustand auch (annähernd) erreichbar.
Wenn ich selbst auf mein bisheriges Arbeitsleben zurückblicke, gab es immer wieder Phasen, wo ich mich zur richtigen Zeit am richtigen Arbeitsplatz empfand.
Die längste dieser Phasen dauerte fünf Jahre. Das ist schon einige Zeit her, doch ist mir das tägliche Hochgefühl an meinem damaligen Arbeitsplatz bestens in Erinnerung. Ich hatte das Gefühl, ich könnte mir überhaupt keinen anderen Beruf mehr vorstellen.
Vorausschickend sei erwähnt, dass ich damals Quereinsteigerin war. Diesen, meinen jetzigen Beruf, hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht erlernt. Die Voraussetzungen dafür allerdings konnte ich bestens erfüllen: Freude am Umgang mit Kindern, Teamfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, Flexibilität (nämlich in vielerlei Hinsicht), Weiterbildungsbereitschaft, um die wichtigsten zu nennen.
Eineinhalb Jahre zuvor hatte ich die Diagnose Burnout erhalten - eine lang dauernde, mühsame und seelisch äußerst schmerzvolle Rekonvaleszenz folgte. Ich spürte, dass ich mich in einigen Bereichen meines Lebens in Sackgassen befand, die ich unbedingt verlassen musste. Aufgrund meiner tiefen mentalen und körperlichen Erschöpfung war ich jedoch völlig unfähig, weitreichende Entscheidungen zu treffen.
Gegen Ende meiner Rekonvaleszenz konnte ich mich endlich intensiv mit meinen Visionen und meinen Ressourcen beschäftigen - u.a. in Seminaren und Workshops. Mir wurde in dieser Zeit ebenfalls klar, dass ich mich von den vergangenen Berufsjahren sehr belastet fühlte. Meine Kreativität war lahmgelegt, ich fühlte mich leer, mein damaliger Arbeitsbereich hatte für mich jeden Sinn verloren.
Ich nahm, wieder interessiert an positiven Veränderungen, an einer mehrtägigen Visionsreise teil, in der ich mich - zurückgezogen auf einem Seminarbauernhof - mit meiner inneren Glut, mit meinem Antrieb und mit meinem Wesen, mit meinen Werten und meinem Weltbild verbinden konnte.
Was beruflich sein könnte oder sollte, darüber war ich mir zuvor einfach nicht klar. Ich wusste nur, ich wollte das alte Hamsterrad, in dem ich sehr unglücklich war, verlassen.
Und schon während meines Seminars auf diesem Bauernhof wurde ganz klar, dass ich künftig meinem sozialen und menschlichen Feingefühl mehr Raum geben wollte - und dies in der Arbeit mit Kindern!
Einige Monate später war es der sogenannte Zufall, der mich an diesen so bunten, warmen und menschlichen Ort führte, der mich tatsächlich rief. Ich wurde auf meinen neuen Beruf von einer lieben Freundin aufmerksam gemacht - diese Freundin hatte ich schon jahrelang vermisst - eines Tages traf ich sie völlig unerwartet wieder.
Schon die erste Bewerbung war erfolgreich und ich fand mich an einem Platz, wo ich fortan unzählige fröhliche, bereichernde und einzigartige Momente mit Kindern und Erwachsenen teilen durfte. Auch meine Freude an einer multikulturellen Ausrichtung unserer kleinen Welt war riesig.
Was ich erleben durfte, waren viel Herz und Humor, gegenseitige Unterstützung, kostbares Vertrauen in mich, wertvoller fachlicher und menschlicher Austausch untereinander, Loyalität - kurzum ein kooperatives Klima unter der Führung einer Chefin, die auf diese Weise ausgezeichnete Rahmenbedingungen für ihre MitarbeiterInnen ermöglichte.
Woran ich mich heute noch erinnere, ist die Tatsache, dass ich nach sehr intensiven Arbeitsstunden, in denen es durchaus auch viele stressige Momente gab, stets voller Energie zu Hause noch weiter arbeiten bzw. meine Hobbies pflegen konnte. Daran konnte ich auch erkennen, dass ich zwar einerseits viel Energie in meine geliebten Aufgaben fließen ließ, andererseits allerdings durch die Freude, die ich an meinem Beruf hatte, sehr viel Energie zurückfloss. Es gab über einen langen Zeitraum für mich eine stimmige Balance zwischen meinem Beruf und meinem Privatleben!
Diese für mich sehr bereichernde Zeit endete, als meine damalige Chefin ihren wohlverdienten Ruhestand antrat. Was danach folgte, waren mühsame Auseinandersetzungen mit einer Führungskraft, die über keine natürliche Autorität verfügte und so sehr viel Unruhe in den Betrieb brachte. Eine Wertschätzung unserer Arbeit und ein Vertrauen in unsere Fähigkeiten fand in dieser Zeit lange nicht mehr statt.
Viel Energie und Zeit versickerte in mühsamen, ermüdenden Arbeitsgesprächen, die letztendlich immer mehr auch das Team belasteten. Unzufriedenheit griff um sich, ausgesprochen wurde sie allerdings leider nur selten auf direkte Weise.
Ich vermisste allseitige Ehrlichkeit, Offenheit, Sachlichkeit und Konstruktivität, ich vermisste die Fröhlichkeit und Leichtigkeit der vergangenen Jahre.
Ich beschloss, mich zu verändern. Leider konnte ich jedoch auch in den nachfolgenden Jahren nie mehr an diese Freude anknüpfen. Nun bin ich also wieder an einer Kreuzung - neue Wege locken!
Neulich habe ich einen Artikel zum Thema "Work-Life-Balance" gelesen: Die Erwartungen von UnternehmerInnen an ihre jungen MitarbeiterInnen passen immer weniger mit den Vorstellungen der BerufseinsteigerInnen zusammen.
Ein Unternehmer bedauerte, dass junge Menschen heute mehr Wert auf ihr Privatleben legen würden, als darauf, beruflich ebenfalls erfolgreich zu sein. So könne heute von jungen ArbeitnehmerInnen z.B. nicht mehr selbstverständlich erwartet werden, dass Termine eingehalten werden.
Auch würden junge Menschen viel rascher ehrlich ihre Meinung sagen, was manche ältere ArbeitgeberInnen schnell als Beleidigung auffassen würden. Dabei muss dieses Verhalten der Jungen gar keine Geringschätzung sein! Tatsache ist, junge Menschen haben heute andere Werte und Bedürnisse als jene, die noch vor 20, 30 Jahren galten.
Den jungen ArbeitnehmerInnen von heute ist die Work-Life-Balance wesentlich wichtiger als älteren Semestern. Das kann durchaus vorbildhaft sein!