Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch seine Begabungen hat.
Auf*gaben* als Sinn des Lebens? Warum sind wir alle, ausnahmslos alle, mit Gaben ausgestattet?
Das Leben wendet sich immer wieder mit Aufgaben an uns. Wie ich zunehmend glaube auch, um unsere Bereitschaft und Offenheit für persönliche Entwicklungen zu fördern.
Wie steht es denn um meine Lust an einer (neuen) Gestaltung meines Lebensraumes - meines Lebens?
Das Haus des Lebens - wie unverrückbar sind die Anordnungen aller Möbel, die sich darin befinden? Sind sie flexibel genug, um umgestellt oder gar ausgetauscht werden zu können? Brauche ich diese Möbel überhaupt alle? Werden Türen und Fenster geöffnet, kann frische Luft zirkulieren? Dominiert Chaos oder halte ich Ordnung?
Längst nicht alle Menschen dringen zu all ihren Ressourcen, Befähigungen und Aufgaben vor. Vermutlich haben es sich viele Menschen in ihrem Leben recht bequem eingerichtet, nur ungern verlassen sie ihre Komfortzonen. Es ist immer wieder zu beobachten, dass sich Menschen in ihrem Dasein nicht zum Schmetterling verwandeln, sondern (aus Angst vor dem Leben? / aus Angst vor Veränderungen?) als Puppe verharren. Zuoft bleiben Begabungen unentdeckt bzw. ungelebt, Aufgaben werden nicht erkannt oder unbedacht weitergereicht.
Eine Tragödie bedeutet es für mich, wenn Begabungen erkannt, aber nicht gefördert werden und in weiterer Folge auch nicht zur Reife gelangen können.
Wenn es Menschen aus unterschiedlichsten Gründen nicht gelingen mag, ihre Gaben zu leben, kann dies weitreichende Folgen für eine Persönlichkeitsentwicklung haben.
Pantha rhei - Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln. Dieser Gedanke bildet die Basis der sehr frühen philosophischen Erkenntnisse des Heraklit von Ephesos. Unser Sein ist ein ewiger Wandel, unsere Welt befindet sich in einem ständigen Prozess des Wirkens und Werdens. Diese Prozesse wirken also in der Wirklichkeit.
Wir sind Lernende und wir stehen vor der Herausforderung, mit dem Leben in gewisser Weise mitzufließen und Situationen sowie Herausforderungen immer wieder neu zu bewerten.
Erst in der Rückschau konnte und kann ich meine Herausforderungen als punktgenaue Treffer empfinden, wo ich mich in Richtung meiner sich entwickelnden Kreativität und meines persönlichen Wandels und Wachstums erlebt habe und erleben darf.
Mit großer Wahrscheinlichkeit sieht man sich wohl inmitten einer herausfordernden Situation als ausgeliefert, hilflos, und erlebt sich womöglich auch als ängstlich oder sogar als handlungsunfähig.
Sicherlich war und ist mir stets hilfreich, mich in jenen Momenten, in denen mich die Stürme des Lebens fordern, ganz zu mir selbst zu begeben und den Fokus auf das "Problem", das ich viel lieber als "Herausforderung" bezeichne, zu richten.
Warum lieber "Herausforderung" als "Problem"? Für mich stellt es einen klar spürbaren Unterschied dar, mit welcher Haltung ich mich einem Ereignis, das so eigentlich nicht in meinem Leben stattfinden sollte, stelle.
Probleme lassen mich das Gewicht einer oft unvorhergesehenen Situation deutlich schwerer spüren als Herausforderungen.
In einer problematischen Situation fühle ich mich längst nicht so agil und wach wie in einer herausfordernden Situation. Probleme haben es so an sich, uns scheinbar zu Boden drücken zu wollen - ganz im Gegensatz dazu fühlen sich jedoch angenommene Herausforderungen geradezu derart an, als wollten wir uns durchaus einmal selbst beweisen, wozu wir in der Lage sind!
"Begegnen wir im Leben einer echten Tragödie, können wir auf zwei Arten reagieren - entweder, indem wir die Hoffnung aufgeben und in selbstzerstörerische Verhaltensweisen verfallen, oder indem wir die Herausforderung nutzen, um zu innerer Kraft zu gelangen." (Tenzin Geyche Tethong, der gegenwärtige Dalai Lama)
Gewiss wird oft im ersten Augenblick von etwas Unvorhergesehenem spontan und impulsiv reagiert, so wie es eben in Notfällen not_wendig ist. Sobald jedoch ein Notfall abgewendet ist, kann vor allem die Ebene der überlegten Sachlichkeit betreten werden.
Was unterstützt uns dabei, in unvorhergesehenen Situationen oder sogar in einer Krise handlungsfähig zu sein und zu bleiben?
Eine maßgebliche Rolle dabei, uns gewappnet und hoffnungsvoll zu fühlen, spielt in solchen Situationen ein gewisses Urvertrauen in unsere Fähigkeiten und Gaben.
Dieses Urvertrauen bereits früh zu stärken, ist die Verantwortung aller, die Kinder in ihr Leben begleiten.
Auch das Bewusstsein des eigenen Ich - als ein starkes Ich empfunden - lässt uns auf unsere eigene Einschätzungsfähigkeit vertrauen.
Tatsächlich beflügelt uns auch der Glaube an unsere Schöpferkraft.
Es ist immer die Angst, die uns Grenzen setzt.
Fotos: C*
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