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Wohin gehst du, Mensch?



Ich sah, wie Blätter im Herbst von einem Baum fielen,

und dann sah ich einen Baum,

von dem alle Blätter abgefallen waren.

Da hörte ich die Worte:

"Sei unbesorgt. Die Lebenskraft liegt im Inneren,

und aus dieser Lebenskraft wird das Neue hervorgehen.

Wisse, dass Altes sterben muss,

damit Neues geboren werden kann."

(Eileen Caddy)



Schon bei der Zeugung von menschlichem Leben steht fest, dass bereits der Grundstein für das Sterben gelegt ist. Nicht anders verläuft das Leben von Tieren, auch sie sind in den Kreislauf des Werdens, des Lebens und des Sterbens eingebunden, gleiches gilt für das Pflanzenreich. Alles Erdgebundene scheint also zunächst einmal vergänglich ...

Jedes Lebewesen ist aus Zellen aufgebaut. Die notwendigen Anweisungen für Wachstum und für unterschiedliche Lebensprozesse sind im Erbgut der Zellen enthalten. Ich finde diese Erkenntnisse faszinierend und kann das Leben in all seiner unfassbaren Vielfalt - wo immer ich es beobachte und spüre - keinesfalls für einen Zufall halten. In meinem Glauben steht dahinter eine ordnende Kraft; eine Kraft, von der ich mir allerdings kein Bild machen kann, obwohl zumindest in römisch-katholischen Gotteshäusern manchmal gar prachtvolle Deutungen von "Gott" zu sehen sind. Die Beobachtung der Natur stärkt ganz klar meinen Glauben an eine universelle Kraft, für die ich allerdings keinen Namen erfinden müsste.


Felder und Gemüsegärten präsentieren sich nun weithin wieder als kahle Flächen, die Ernte ist eingefahren.

Der Boden wird vielerorts für die nächste Aussaat vorbereitet, Äcker müssen für die kalte Jahreszeit fit gemacht werden, damit sie vor Erosionen geschützt sind. Die Natur begibt sich mehr und mehr zur Ruhe, auch die Tierwelt bereitet sich auf ganz individuelle Weise auf die nun folgenden kalten Monate vor.

Und wenn wir Menschen uns diesem natürlichen Kreislauf des Lebens anvertrauen und mit dem Leben fließen, dann werden auch wir in unserem Sein Veränderungen bemerken: Dies ist meine Einladung zur bewussten Langsamkeit ...


Ich neige dazu, in den nächsten Wochen und Monaten wieder "einwendiger" zu werden.

Wenn stürmische Herbstwinde wehen und die letzten, noch an den Bäumen verbliebenen Blätter zu Boden peitschen, wird mein nach innen gerichteter Blick immer intensiver. Mich beschäftigen Fragen, die in der Fröhlichkeit des Frühlings und in der Wärme des Sommers weniger vernehmbar an meiner Seelentür anklopfen.

Bald naht auch die Zeit, in der Menschen, die sich dem Christentum zugehörig fühlen, wieder an traditionellen Feiertagen ihrer Toten gedenken. Viele christlich sozialisierte Menschen glauben an ein ewiges Leben nach dem irdischen Tod.

Christentum und ein Glaube an eine Wiedergeburt - passt das zusammen?

Wie kann ich mir so ein Leben nach dem Tod vorstellen? Wohl kaum als eine leibliche Erfahrung - aber vielleicht als eine spirituelle Dimension? Wie steht es um meine Vorstellung, als Seele mehrere Erfahrungen hier auf Erden (oder auch andernorts?) in unterschiedlicher körperlicher Gestalt zu machen?


Woher komme ich? Dieses Hinterfragen stellt einen engen Bezug zur Frage Wohin gehe ich? her.

Kardinal König, dem Jahrhundert-Kardinal, wie er auch genannt wurde, habe ich stets größten Respekt entgegengebracht. Auch, wenn ich mit der Amtskirche schon seit Jahren keine Verbindung mehr habe, war mir Franz König, dieser so weise und dennoch so bescheidene Mensch, immer eine Lichtgestalt. Auch er hat sich einst mit diesen Fragen intensiv beschäftigt. Franz König war ein Mann, der aus einem tiefen Glauben heraus unerschütterliche Zuversicht verbreitet hat. Nicht wenige Herausforderungen, denen sich auch er Zeit seines Lebens zu stellen hatte. Und trotzdem hat er immerzu aus der Hoffnung Kraft geschöpft.



Den Gedanken vom Kreislauf des Lebens auf das menschliche Sein richtend, kann ich mich jener Vorstellung nicht widersetzen, die mir eine mögliche Wiederkehr von menschlichen Seelen deutet. Ich glaube, dass wir als geistige Wesen einst unsere körperliche Hülle verlassen, um unsere Seelenreise in ein spirituelles Zuhause anzutreten.

Altes stirbt, damit Neues entstehen kann ... Ich halte es für möglich - als Seele mit viel Mut und ausreichend Abenteuerwillen ausgestattet -, erneut auf Reisen zu gehen, hier auf Erden zu inkarnieren; aufzugehen in diesem so geheimnisvollen Kreislauf, der ja letztendlich ein ganz natürlicher ist. Manchmal ist mir auch der Zweifel nicht fern, so wie ich ebenso Ängste und auch Hoffnungslosigkeit kenne.

Mir verschafft diese innere Vorstellungskraft allerdings auch eine gewisse Erleichterung, in diesem gegenwärtigen Leben noch nicht alle Schritte meiner seelischen Entwicklung tun zu müssen. So erlebe ich phasenweise auch eine wohltuende Entschleunigung in meinem Leben hier auf Erden. In dieser Ruhe erkenne ich Zeit und Raum dafür, mein Bewusstsein zu verfeinern. Und hilfreich dabei ist mir immer die Natur!


Fotos und Bildbearbeitung: C*

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