Die Natur, sie weiß um ihre Aufgaben und zeigt sich in ihrem Bewusstsein für den göttlichen Kreislauf und für Notwendigkeiten von Anpassung oder Veränderung. Sie ist fähig, zu wählen und sie übt sich in Geduld.
Sie zieht da ihre Waffen, wo Warnungen von eindringenden Feinden nicht *verstand*en oder gedeutet werden können - ansonst spricht sie mit der Stimme der Einheit.
Der Frühling, zart bricht er an, um dem Winter den Weg zu weisen. Er betört durch Blütenduft und Farbenrausch, das Leben nimmt zunächst langsam, und dann immer selbstbewusster Fahrt auf und erfrischt all unsere Sinne: Die Sonne kitzelt an unseren Nasen, der Frühlingswind streift übermütig über Wiesen und Felder, Vogelstimmen dringen in unterschiedlichen Melodien an unsere Ohren. Und selbst, wenn sich der Winter mit einer kurzen Rückkehr noch einmal herrschaftlich zeigen will, so wird sich der Frühling davon nicht aus der Fassung bringen lassen, denn er weiß, wann seine Zeit, sich in all seiner Schöpferkraft zu präsentieren, angebrochen ist.
Der Sommer macht den Menschen zufrieden, er sieht gedeihen und üppig blühen und wachsen, was er in guter Absicht in die Erde eingebracht hat. Manchmal legt sich etwas Trägheit über die Natur, an heißen Tagen scheinen Fliegen ihre Kreise ermattet zu ziehen.
Der Flug der Libellen begeistert an flachen Seeufern und auch die Umgebung von Teichen, die prächtigen Seerosen Heimat bieten, sind beliebte Tummelplätze für diese wunderschönen Flugkünstlerinnen.
Der Herbst macht sich daran, reiche Ernte anzubieten. Der Mensch, der die Gabe verinnerlicht hat, mit dem Kreislauf der Natur zu leben, zeigt sich mit Ritualen und Traditionen dankbar und er beginnt, sich nach getaner Arbeit auf den Feldern und auf den Obstwiesen langsam auf die stillste Zeit des Jahres einzustimmen. Und auch das Vieh, das Monate auf sattmachenden Weiden verbracht hat, spürt, dass es Zeit ist, in die heimatlichen Ställe zurückzukehren.
Der Spätherbst kündigt sich bald mit aller Macht an, stürmisch wehen Winde die bunt gefärbten Blätter von den Bäumen - meine Lust auf Bücher und Gemütlichkeit meldet sich spätestens zu diesem Zeitpunkt. Es ist Zeit, mein Teesortiment zu prüfen und zu erweitern.
Und wenn schließlich die Natur für viele Wochen unter einer dichten Schneedecke zum Schlaf gebettet wird, dann wird's Zeit für Kerzenschein und duftige Wannenbäder.
Winter, welch herrliche Möglichkeit sich hier dem Menschen bietet, ganz leise zu werden und zu sich zu finden - in sich hineinzuhören und in der Stille dem langsamen Gang des Lebens zu danken. In vielen Gegenden gibt es noch das Brauchtum des Räucherns, dieses Ritual begleitet uns Menschen bereits seit Jahrtausenden. Und besonders in der Weihnachtszeit ist der Mensch empfänglich für die Besonderheit dieses Brauches.
Ein langer Winter, gut genützt zur inneren Einkehr und Reinigung der Seele, macht Lust darauf - gestärkt, ausgeruht und mit anschwellender Begeisterung - den Kreislauf des Lebens schließlich wieder von vorne zu beginnen.
In vier Vierteln präsentiert sich die Natur auf Mutter Erde - und jede einzelne Jahreszeit kennt ihre Auf*Gaben*, denen sich Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit voller Energie widmen. Jene Menschen, die sich der Natur und ihren Kreisläufen verwandt fühlen, wissen um dieselbe Melodie.
Den Menschen, die in Naturvölker geboren werden, ist heute noch selbstverständlich, barfuß auf der Erde zu gehen und die Erde auch beim Sitzen und Liegen zu berühren. Diesen Menschen ist die Erde heilig, denn aus ihr strömen heilsame und lebensspendende Kräfte. Als besonders gut überliefert und erforscht gelten die Lebensweisen der Ureinwohner Amerikas. Für die Indianer ist ihre Welt eine metaphysisch und physikalisch geordnete, sie fühlen sich als Teil einer beseelten Welt, in der alles von einer höheren Ordnung durchdrungen ist.
Wenn der Mensch weitab der Weisheit der Natur in künstlichen Existenzen sein Leben probiert, ist es leicht, die Gesetze der Natur zu vergessen. Manch einer mag jedoch erkennen, dass es klug ist, sich der Weisheit und dem Tempo der Natur nicht weiter zu verschließen. "Wen anders als die Natur können wir fragen, um zu wissen, wie wir leben sollen, um wohl zu leben?", das meinte auch Christoph Martin Wieland (1733 – 1813).
Je intensiver ich mich diesem so wohltuenden Kreislauf der Natur öffne, desto reicher fühle ich mich beschenkt - durch unvergessliche und einzigartige Momente mit und in der Natur. Hier kannst Du gerne mehr über meine Begegnungen lesen.
Fotobearbeitung: Mit herzlichem Dank an AD - unter Einbeziehung eines Motives von Sarah Richter auf Pixabay konnte diese märchenhafte Begegnung auf einer Lichtung in der romantischen Südsteiermark stattfinden :-)
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