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Eintauchen in Innenwelten




Zunächst wollte ich meine Überschrift als "Eine musikalische Zeitreise" begründen.

Doch das Eintauchen in die Zeit, als ABBA (und auch zahlreiche andere Bands) in meinem Leben eine große Rolle spielten, ist nicht nur eine musikalische Zeitreise, sondern auch ein Erinnern der damaligen Zeit samt meinem Erleben und meiner Erfahrungen - und ihren Auswirkungen auf mein Leben.


ABBA haben definitiv musikalisch in den späten 1970er und 1980er Jahren eine große Rolle in meinem Leben eingenommen. Ihre Poster zierten spätestens in den frühen 1980er Jahren meine Zimmerwände, so, wie ich auch kleine Büchlein sammelte, in denen in regelmäßigen Ausgaben die Texte der angesagtesten Songs dieser Zeit erschienen. Ich konnte mir auf diese Weise einfache englische Texte inhaltlich verdeutlichen und zusätzlich ermöglichten mir diese Heftchen, die Songs auch auswendig zu lernen. Mitzusingen, in meinem Zimmer, das war schon was! Ich mochte es, zu singen, solange zumindest gewährleistet war, dass meine Gesänge niemandem sonst zu Gehör kamen. Diesbezüglich war ich schüchtern, wenngleich mein Mundwerk schon damals weit geöffnet war, wenn es darum ging, meine Meinung kundzutun. Früh interessierte ich mich für die Welt "da draußen", ein wenig später, in meiner Pubertät, sollte ich meine Haltung zu einer Welt, die mir bereits zu jener Zeit in vielem als ungerecht erschien, nicht nur mit Worten äußern; auch mein Äußeres war dazu angetan, meinen Protest gegen das Establishment zu zeigen - dazu zählte ich in gewisser Weise auch meine Eltern, mit denen ich sowieso häufig uneins war. Meine blondierten Haare standen mit Hilfe von viel Haarspray zu Berge, auf blasser Haut verliehen mir dunkel geschminkte Augen ein dramatisches Aussehen, ich liebte schwarze Kleidung. So fühlte ich mich für eine kalte Welt einigermaßen gewappnet. Mein musikalischer Geschmack war recht bunt, mit ABBA konnte ich meine Mutter wohl nicht schockieren. Dazu gab es gewiss andere Möglichkeiten - und ich nützte sie auch! Doch ABBA haben sich als musikalische Konstante in meinem Leben erwiesen.


ABBA - Agnetha, Björn, Benny, Anni-Frid - zwei Paare, die sich Anfang 1970 zu einer Band formierten, um 1974 mit "Waterloo" den Eurovision Song Contest zu gewinnen. Am Freitagabend habe ich auf ARTE eine sehr aktuelle Dokumentation zu einer meiner frühen Lieblingsbands gesehen - "ABBA forever". Das Spannende an dieser Doku war für mich, dass auch recht deutlich auf die Lebensumstände der Bandmitglieder eingegangen wurde.

Ich erinnere mich zurück in eine Zeit, in der ich meine Kindheit etwas ablegte und schon ins Teenageralter überging. Damals hat mich besonders die blonde Agnetha beschäftigt, sie war für mich eine Persönlichkeit, an der ich etwas festmachen konnte: Etwas, das man inzwischen weiß, wenn man sich mit ihrer Biografie beschäftigt, was allerdings zu jener Zeit kein Thema war - zu sehr war man darum bemüht, nur von Ruhm und Glanzvollem zu berichten. Ich aber spürte an ihr eine Traurigkeit, eine Melancholie, die mich sehr berührte. Ich nahm wahr, dass sie wohl eine war, die sich im Rampenlicht nicht besonders wohlfühlte. Ich hatte Mitgefühl mit Agnetha. Schon als Jugendliche habe ich mir gedacht, dass sie innere Konflikte austrug. Sie wirkte schüchtern und zerbrechlich auf mich - ganz anders als Anni-Frid, die selbstbewusst auftrat.

Woher kamen diese Ahnungen bei mir? - Ich war doch noch Kind, an der Schwelle zu meinen -"zehn-Jahren". Heute erkläre ich mir dieses Feingefühl damit, dass ich hochsensibel bin, und dies auch in einer Zeit war, als dieses Thema noch völlig unbekannt war. Als Kind schon fühlte ich mich besonders wesensverwandten Menschen nahe - und Melancholie ist wahrlich etwas, das sich auch in meinem Inneren immer wieder fühlen lässt. Mein lautes kindliches Löwesein hat mit Sicherheit darüber hinweggetäuscht, dass ich oft ein sehr einsames Kind war. Nicht im Außen, aber im Innen! Aber wem hätte ich mich anvertrauen können? Wer hätte mir geglaubt? Man wollte / will damals wie heute nur glauben, was offensichtlich schien / scheint.

In der Dokumentation wird erwähnt, dass einige der besten Songs von ABBA in einer Zeit entstanden, als beide Paare bereits getrennte Wege gingen - 1982 folgte auch die Trennung als Band. „The Winner Takes It All“ ist einer jener Songs, der in dieser schmerzhaften Zeit der privaten Niederlagen entstand - die Trauer, die ich in Agnethas Stimme schon als junges Mädchen vernahm, ich habe sie mir nie eingebildet.

Wenn ich heute in Agnethas Gesicht blicke, dann sehe ich eine Frau, die viel erlebt hat und dieses Erleben zeigt sich auch in tiefen Falten. Ich weiß, sie hat sehr leidvolle Zeiten hinter sich.


Seelenbilder - kein Zufall, dass dieser, mein erster Blog, diese Bezeichnung erhalten hat. Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich mich immer schon für Innenwelten interessiert. Und schon bald darüber gelesen. Psychologie-Fachbücher sind die ältesten, die sich in meinem Bücherschrank befinden. Vieles habe ich schon in jungen Jahren erspürt, mit Sicherheit auch Gefühle und Emotionen, die anderen Gleichaltrigen verborgen blieben. Möglicherweise, weil ihre Kindheit und Jugend sehr behütet war, sie in einem harmonischen Umfeld erwachsen werden durften. Für meine Eltern wollte ich nicht immer Mitgefühl aufbringen, aber oft konnte ich mich dagegen auch gar nicht wehren. Früh war mir auch klar, dass ich mein Leben anders gestalten wollte, mit mehr Inhalt und Lebendigkeit. Musik war schon bald und ist für mich noch immer Lebenselixier - es gibt für jede Stimmung den perfekten Song!

"Dancing Queen" - einer meiner liebsten Songs von ABBA, sicherlich auch, weil er mitreißend auf mich wirkt - voller Energie, Leichtigkeit und Lebendigkeit! "Thank You For The Music" kann ich nur sagen ...


Bild: pasja1000, Pixabay.com

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