Was hat Emanzipation mit Sprache zu tun?
In Österreich ist es in konservativen politischen Kreisen derzeit en vogue, das Gendern der Lächerlichkeit zuzuführen. Dass sich an solchen Ränken auch Frauen, die hohe politische Funktionen bekleiden, beteiligen, lässt mich schaudernd den Kopf schütteln.
Dazu ein Zitat: "Sprache ist nirgends und zu keiner Zeit ein unpolitisches Gehege, denn sie lässt sich von dem, was Einer mit dem Anderen tut, nicht trennen. Sie lebt immer im Einzelfall, man muss ihr jedes Mal aufs Neue ablauschen, was sie im Sinn hat. In der Unzertrennlichkeit vom Tun wird sie legitim oder inakzeptabel, schön oder hässlich, man kann auch sagen gut oder böse. In jeder Sprache, das heißt, in jeder Art der Sprache, sitzen andere Augen.“ (aus: „Der König verneigt sich und tötet“, Herta Müller)
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Weiblichkeit immer noch mit Fürsorglichkeit gleichgesetzt wird. Es ist also weiterhin an uns Frauen, Beziehungsarbeit zu pflegen, innerhalb der Familie, wie dies zusätzlich auch in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz erwartet wird. Dennoch wird die geleistete "Care-Arbeit" auch gegenwärtig noch wenig anerkannt, die Fürsorglichen bleiben weiter unsichtbar.
Von Frauen wird erwartet, dass sie gebende Menschen sind; sie sind mit Erwartungen konfrontiert, wie sie nicht mit Männern in Verbindung gebracht werden.
Die Geschichte der Menschheit wird bis heute überwiegend als Geschichte der Männer tradiert. Die Geschichtslosigkeit der Frauen bewirkt also, dass nach wie vor viele Frauen ihren Beitrag zur Geschichte gar nicht ermessen können, sie erleben sich oft nur im häuslichen Leben als wahrgenommen - wenn überhaupt. Lange ging auch die Wissenschaft davon aus, dass die scheinbare Überlegenheit der Männer evolutionär begründet sei. So meinte etwa Charles Darwin im 19. Jahrhundert, dass der Vater seine Eigenschaften nur an Söhne weitervererbe, während die Mutter für das Erbmaterial der Töchter zuständig sei.
Wenn die Natur als Argument eingesetzt wird, um gesellschaftliche Machtverhältnisse zu zementieren, scheinen Ungleichheiten also nicht mehr vom Menschen gemacht. So bekräftigt also neben Dogmatischem aus den Weltreligionen auch die Naturwissenschaft althergebrachte Rollenbilder. Selbst, wenn die Naturwissenschaft heute bei völlig anderen Erkenntnissen steht, verfügt sie immer noch über eine gehörige Wirkungsmacht.
Das Buch "Die Erschöpfung der Frauen - Wider die weibliche Verfügbarkeit" von Franziska Schutzbach zeigt ein misogynes System auf, das von Frauen alles erwartet, aber nichts zurückgibt. Es zeigt aber auch auf, wie sich Frauen aktiv daran beteiligen, um toxisch agierenden Männern zu Macht und Ansehen zu verhelfen (wenn wir beispielsweise nach Amerika blicken, erleben wir derzeit, dass Donald Trump wiederum nach der Macht greift).
"Erschöpfung bedeutet nicht selten Entfremdung. Erschöpft zu sein heißt, sich selbst fern zu sein, keinen Bezug mehr zu haben zu Dingen, zu Menschen, zur Welt und zu sich selbst." (Franziska Schutzbach)
Schöne Welt - "Wie falsch ist es für eine Frau, zu erwarten, dass der Mann die Welt baut, die sie will, anstatt sie selbst zu erschaffen?" (Anaïs Nin)
Fotos: C*
links wird zu einer Tanzveranstaltung eingeladen
mittiges Bild wurde bei einem Schaufensterbummel gesichtet
rechts - in der Schlossgärtnerei Wartholz
Von dem zwanghaften Gendern halte ich überhaupt nichts. Da, wo es sich anbietet, mache ich es auch, dass ich die weibliche Form benutze. Das habe ich früher aber auch schon gemacht. Grundsätzlich ist mir das aber egal.
Und bei der Schreibweise ...*innen ist die Frau doch auch bloß wieder das Anhängsel des Mannes. Ich brauchte das mein Leben lang nicht und habe mich deshalb nicht minderwertig gefühlt. Nun komme ich auch gut und gerne den Rest meines Lebens ohne Gendern aus.
Liebe Grüße
Jutta
Unser Schöpfer hat zwei unterschiedliche aber gleichberechtigte Menschen geschaffen. Eins sollte das andere achten und jeder hat seine Aufgaben. Gegenseitige Hilfen war die Idee, was ist daraus geworden??? Das ganze Getue ums Gendern finde ich albern und mache da auch nicht mit.
Lieber Gruß
Edith
Grundsätzlich halte ich Gendern für sinnvoll, manchmal noch ungewohnt, weil ungeübt. Auf jeden all besteht ich auf der weiblichen Form, wenn es sie denn gibt, z.b. in einem notariell aufgesetzten Kaufvertrag, in dem ständig von "dem Verkäufer" geschrieben stand. Ich habe auf "Verkäuferin" bestanden, was der Notar meinte in dem Termin süffisant belächeln zu müssen. Ich konnte es kommentarlos bei ihm lassen ;) Herzliche Grüße
Da stimme ich dir und den zitierten Frauen vorbehaltlos zu.
Nur beim Gendern bin ich anderer Meinung: Das Gendern, scheint mir, hat den Frauen bisher viel mehr geschadet als genutzt. Zumal es oft dermassen grotesk und übertrieben eingesetzt wird, dass einem auch schaudert dabei. Ich halte es gerne mit Anaïs Nin.
In diesem Sinne liebe Grüsse,
Brigitte