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Möglichkeiten



Als Benjamin Button im Jahre 1918 in New Orleans zur Welt kommt, entspricht seine geistige Entwicklung und Körpergröße dem eines ganz normalen Babys, ansonst steckt er allerdings im Körper eines Greises: Benjamin entsetzt mit seinem greisen Anblick seinen Vater, den Knopfproduzenten Thomas Button, der seinen neugeborenen Sohn an der Schwelle eines Altenwohnheimes ablegt. In dessen Betreiberin Queenie wird Benjamin seine soziale Mutter finden. Das Besondere an Benjamin Button: Sein Körper wird im Laufe der Jahre immer jünger. Im Heim trifft Benjamin die Liebe seines Lebens, es ist Daisy, die Enkelin einer Heimbewohnerin. Ihre Liebe wird sich erst Jahre später erfüllen, zu einer Zeit, als beide um die 40 Jahre alt sind und Benjamins Aussehen zu seinem tatsächlichen Alter passt. Die beiden bekommen eine Tochter, Caroline. Zu dritt verbringen sie einige glückliche Jahre mitsammen, bis Benjamin erkennt, dass sich die fortlaufende Zeit gegen eine gemeinsame Zukunft wendet: Als Jugendlicher und später, als Kind, wird er kein Vater für seine Tochter mehr sein können. Sein Leben wird dort ein Ende in Liebe und Zuneigung finden, wo es für ihn begonnen hat ...

Obwohl Benjamin und Daisy nur ein paar Jahre möglich sind, in denen sie als Liebespaar vereint sein können, wagen sie diesen Schritt. Ihre fast lebenslange Beziehung erfährt Unterbrechungen und außergewöhnliche Wandlungen - was allerdings bleibt, ist die Liebe.


In den letzten Tagen habe ich immer wieder an diesen Film gedacht, den ich tatsächlich als ungewöhnlich ob seiner Thematik empfinde - und gleichzeitig ist es ein Film über die ganz normalen Prozesse des Lebens, ebenso wie über Möglichkeiten, die angenommen werden können - oder die versäumt werden.


Heute ist Freitagabend - und ich fühle mich noch lebendig, was tatsächlich nicht selbstverständlich ist! Ich habe eine aufregende und geschäftige Woche hinter mir. Mein Vater hat seine Übersiedlung ins Seniorenwohnheim tapfer überstanden und gibt sich redlich Mühe, in seinen neuen Lebensabschnitt hineinzuwachsen. Wir Kinder haben tatsächlich versucht, ihm sein Leben in seiner Wohnung - solange es vertretbar war - zu ermöglichen. Sein Gesundheitszustand hat allerdings in den letzten beiden Jahren die Notwendigkeit zu diesem Schritt erkennen lassen - und schließlich hat er sich innerhalb sehr kurzer Zeit mit diesem Wandel abfinden müssen. Es ist mir gelungen, meinen Vater nach einem mehr als zweiwöchigen Spitalsaufenthalt gut unterzubringen. Anders als meine Mutter, hat er den Weg in vollem Bewusstsein über diesen Wandel angetreten, meine Mutter ahnte aufgrund ihrer Demenzerkrankung die Veränderungen wohl nur. So, wie auch meine Mutter, hat mein Vater nun die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen - und zu pflegen. Die Betreuer*innen sind ihm dabei sehr behilflich. Sie sind bestrebt, Menschen zusammenzubringen. Gestern erzählte er mir von zwei tollen Begegnungen - wer weiß, vielleicht hat er seinen zukünftigen Schachpartner getroffen?

Mir ist eine Riesenbelastung und eine mich ermüdende, unmittelbare Dauerverantwortung von den Schultern genommen worden. Wir haben nun als Vater und Tochter die Möglichkeit, unsere Beziehung, die auch von großen Auseinandersetzungen geprägt war, neu zu sortieren. Die Hoffnung lebt ...


18 Kommentare

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18 comentários


Rosa Ananitschev
Rosa Ananitschev
09 de abr. de 2023

Liebe C,


das mit Deinem Vater klingt doch sehr positiv. Dann hat er auch schon Kontakte knüpfen können und es geht ihm gut – toll. Erstaunlich, aber meine Schwester spielt ebenso gern Schach, und sie hat mir auch erzählt, dass sie im Heim womöglich einen Spielpartner gefunden hat (wird sich zeigen).

Welch ein Stein Dir vom Herzen gefallen ist – kann ich mir gut vorstellen, geht es mir doch genauso. 😊 Das wird auch der Beziehung zwischen Dir und Deinem Vater guttun.


Herzlichst

Rosa

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C*
C*
10 de abr. de 2023
Respondendo a

Liebe Rosa,

der Stein, der mir vom Herzen fiel, fühlte sich sehr schwer an -

leider arbeitet mein Vater aktuell nicht mit ...

Deine Schwester nützt ihre Möglichkeiten - und das freut auch mich sehr!

Ganz liebe Grüße, C Stern

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Josefine “Nova” R.
Josefine “Nova” R.
06 de abr. de 2023

Ja, das war und ist bestimmt nicht einfach. So ist meine Mutter nach dem Tod meines Vaters in eine Seniorenresidenz (Wohnung) gezogen um sich versorgen zu lassen wenn nötig, aber so richtig will sie es dennoch nicht. Im letzten Jahr einen schweren Sturz bin ich sofort hin und habe mich auch um Pflegestufe usw. gekümmert. Nachdem ich weg war und es ihr besser ging hat sie alles wieder rückgängig gemacht. Sie bräuchte keine Pflegestufe usw. Natürlich auch zu schulden Freunden die fast täglich vorbeischauen und Dinge mit erledigen. Somit wird es für mich in diesem Jahr wieder heftig werden um alles wieder ins Laufen zu bringen. Für mich wäre es auch eine seelische Erleichterung weil man sich doch viele Gedanken…


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C*
C*
06 de abr. de 2023
Respondendo a

Liebe Nova,

wie schön, dass Du hier bist - herzlich willkommen!


Ich kenne dieses sich Verwehren, gegenüber Pflegestufen und Institutionen. Und wenn's nicht bewusst passiert, dann wohl mitunter auch auf der unbewussten Ebene: Beispielsweise, wenn der Arzt zugegen ist, der die Pflegegeldeinstufung begleitet mit seiner Untersuchung. War mein Vater zuvor nur am Jammern, was alles nicht mehr geht - das konnten wir ja auch mitverfolgen, bzw. ergaben das auch laufende und vielfache Untersuchungen -, so zeigte er sich genau bei diesem Arzt bei allen Terminen recht munter und "anwesend". Ich war wiederholt mehr als fassungslos, als da die Antworten wie aus der Pistole geschossen daherkamen - so ganz anders der vermittelte Eindruck, als ich den im Alltag hatte. Auf diese…


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Traude Rostrose
Traude Rostrose
02 de abr. de 2023

Liebe C Stern,

hachja, Benjamin Button, was für eine Geschichte! Ich mag den Film sehr, da steckt vieles drin, natürlich auch die Sache mit den angenommenen oder versäumten Möglichkeiten. Und Möglichkeiten gibt es in jedem Leben einige, auch wenn es in die uns bekanntere Richtung von jung nach alt verläuft. Ich hoffe, dein Vater ergreift die Möglichkeit, die ihm das Heim bietet, tatsächlich. Und ich wünsche es euch so sehr, dass ihr eure Beziehung neu und in eine freundlichere Richtung sortieren könnt.

Wie du in deinem Kommentar bei mir angedeutet hast, bietet auch Janas Trennung neue Möglichkeiten. Vielleicht ist dir in meinem Text aufgefallen, dass es auch in meiner Lebensgeschichte eine ähnliche Zäsur gab. Da ist einerseits Janas leiblicher Vater…

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C*
C*
02 de abr. de 2023
Respondendo a

Liebe Traude,

es ist nun tatsächlich keine große Überraschung für mich, dass Dir der Film behagt. Ich glaube, wir ticken da durchaus ähnlich ... ;-)

Ich bin Realistin und weiß, dass sich mein Vater nicht mehr groß ändern wird. Aber es gibt tatsächlich auch eine Reihe von Gesprächen, die sogar in Begeisterung meinerseits über gemeinsame Themen und Ansichten verlaufen sind. Dass er mich immer noch zu lenken versucht, hat ganz allgemein mit seiner manipulativen Art zu tun, die er grundsätzlich an allen Menschen versucht: Oft bleibt es beim Versuch, manchmal gelingt es ihm allerdings, eine Führung zu übernehmen.

Ich bin ein friedliebender Mensch und auch einer, der in der Not über vieles hinwegsehen kann. Ich kann sehr großzügig sein, aber…


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Kleiner Staudengarten
Kleiner Staudengarten
01 de abr. de 2023

Wie gut sich doch für alle Beteiligen alles geregelt hat....es ist mir sehr schwer gefallen als mein Vater undedingt ins Seniorenheim wollte, obwohl ich das als problematisch ansah ...was es dann auch wurde und das für mich auch kräftezehrend war. Letztendlich war es aber die letzten 4 Monate seines Lebens eine gute Entscheidung.

Ein feines Wochenende wünscht dir Marita

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C*
C*
02 de abr. de 2023
Respondendo a

Auch davon habe ich schon gelesen und gehört, dass ältere Menschen von sich aus wünschen, in ein Seniorenwohnheim ziehen zu können. Möglicherweise auch, um einer oft erlebten Einsamkeit etwas entgegenzusetzen? Selbst, wenn es Familie gibt, die sich kümmert, sehnen sich ältere Menschen wohl auch nach Austausch mit Gleichaltrigen, sie sehen das Leben schon mit anderen Augen ...

Ein Spaziergang ist so ein Umzug natürlich auch für die sich sorgenden Kinder nicht!

Wenn es im Rückblick eine gute Entscheidung für Deinen Vater wahr, dann soll es auch eine Beruhigung für Dich sein, liebe Marita!

Herzliche Grüße, C Stern

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stemmer.recklinghausen
stemmer.recklinghausen
01 de abr. de 2023

Diese Entscheidungen sind mir erspart geblieben - dafür andere dann nicht ;) Meine Mutter hat bis zum Schluss in ihrer Wohnung leben können. Für mich ein Wunsch, der hoffentlich auch für mich mal in Erfüllung gehen kann. Wünsche dir von Herzen ein erholsames Wochenende.

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C*
C*
02 de abr. de 2023
Respondendo a

Bis zum Schluss in den gewohnten Räumlichkeiten selbstständig leben zu können, das ist ein Wunsch, den vermutlich die meisten Menschen haben. Auch ist es mein eigener Wunsch, denn ich brauche sehr viel persönlichen Freiraum und möchte selbst gestalten können. Dahingehend muss man in einem Zusammenleben mit anderen Menschen sicherlich Abstriche machen. Andererseits sehe ich hier Möglichkeiten für meinen Vater, sich auch in höherem Alter noch entwickeln zu können: Zu lernen, auf andere einzugehen, sich für die Befindlichkeiten anderer zu interessieren - nicht immer nur das eigene riesige, um Aufmerksamkeit ringende Ego zu leben ...

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was das Zusammenrücken mit Menschen mit ihm macht - zunächst einmal habe ich positive Signale bekommen :-)

Vielen Dank - ich…


Curtir
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