Bestimmt hast Du - oft aus Anlass eines Geburtstages oder auch in einer Abschlussrunde eines Seminars - auch schon einmal gehört oder gelesen: "Bleib so, wie Du bist!"
In jungen Jahren war dieser von meinen Mitmenschen ausgesprochene Wunsch an mich ein Hinweis darauf, dass ich akzeptiert, gemocht, vielleicht sogar geliebt, jedenfalls "richtig" bin.
Dieser Satz ist allerdings in sich schon von einer Irrationalität geprägt, denn er setzt voraus, dass man einen Menschen wahrhaft gut kennt, ihn in jeder denkbaren Situation erlebt hat und dass man ganz genau weiß, was ihn ausmacht - seine Gedanken, Visionen, Werte, Wünsche, Ängste, Stärken, Schwächen, Emotionen.
Dabei bleibt ein menschliches Individuum für einen anderen letztlich doch immer ein Wesen, das nicht in seiner Gesamtheit einschätzbar ist.
"Ich bin nicht DU und ich weiß DICH nicht!" - Es ist ein so wesentlicher und wichtiger Gedanke, den der Psychotherapeut Michael Lukas Moeller empfohlen hat.
Wann es war, weiß ich nicht mehr genau, doch vor Jahren habe ich mich auf einmal über dieses "Bleib so, wie Du bist!" mächtig erschrocken: Zuerst nur innerlich hat es sich in mir gezeigt, mein Unwohlsein darüber - immer wieder bin ich zu diesem Satz zurückgekehrt. Auf einmal war sie ganz deutlich da, meine innere Stimme - ich habe vernommen, dass dieser an mich herangetragene Wunsch einfach eine Zumutung ist. Keinesfalls in böser Absicht ausgesprochen oder geschrieben, aber unbedacht.
Mein wachsender Unmut hat eines Tages beschlossen, von Menschen gehört zu werden.
Ich habe ausgesprochen, was mich irritiert: "Ich möchte nicht so bleiben, wie ich bin!"
Man hat verstanden, selbst darüber nachgedacht. Und Einsicht gewonnen.
Ich suche mich. Ich entdecke mich. Ich entwickle mich. Ich denke anders. Ich denke neu. Ich handle anders. Ich handle neu.
Ich möchte ganz geboren werden! Ich will so sein, wie ich bin!
Wenn Du willst: Frag mich, sprich mit mir, entdecke mich!
Ich glaube daran, dass das größte Geschenk,
das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren.
Wenn dies geschieht, entsteht Beziehung. (Virginia Satir)
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