Neulich, bei einem Spaziergang durch eine schneelose und dennoch so reizvolle, stille Landschaft, die dazu einlädt, immer wieder den Fotoapparat zu aktivieren, saß auf einmal dieses schwarze Federvieh vor mir. Weil der Vogel so perfekt auf diesem ausgedienten Autoreifen Platz genommen hatte, bot er für mich ein willkommenes Motiv. Ich verhielt mich leise und wahrte einen angemessenen Respektabstand, um das Tier nur ja nicht aufzuscheuchen. Ich probierte einige Einstellungen. Als ich endlich das aus meiner Sicht perfekte Foto gemacht hatte, war mir auf einmal klar, dass sich die Krähe nicht ein bisschen bewegt hatte - und dann musste ich herzhaft lachen: Das Tier, dem ich ob seiner Gelassenheit fast schon Bewunderung entgegenbringen wollte, war eine perfekte Nachbildung eines echten Vogels. Ich hatte mich doch tatsächlich täuschen lassen!
Was sich auf meinem Spaziergang als charmanter Irrtum erwiesen hat, findet häufig in unserem Beziehungsleben statt - oft mit gravierenden Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Zu sehr sind wir bereit, das, was wir an einem Menschen zu entdecken glauben, als echt einzuordnen. Es ist tatsächlich in vielen Menschen eine Neigung vorhanden, sich täuschen zu lassen.
Wenn Ent_täuschung als ein Weg zur Erkenntnis angenommen werden kann, wird die Ent_täuschung zu einer befreienden Erfahrung.
Vertiefendes zum Thema findest Du hier:
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