Ein altes Ehepaar feierte nach langen Ehejahren seine goldene Hochzeit.
Während sie beim Frühstückstisch saßen, dachte die Frau: "Schon seit 50 Jahren nehme ich immer Rücksicht auf meinen Mann und gebe ihm den knusprigsten Teil des Brötchens. Heute möchte ich endlich auch einmal diese Delikatesse genießen."
Sie strich auf den oberen Teil des Brötchens Butter und gab die untere Hälfte ihrem Mann.
Entgegen all ihren Erwartungen war er sehr erfreut, küsste ihre Hand und sagte:
"Mein Schatz, du hast mir gerade die größte Freude dieses Tages gemacht. Schon 50 Jahre lang habe ich die untere Hälfte eines Brötchens nicht mehr gegessen, obwohl ich sie am liebsten mag. Ich dachte immer, dass du sie haben darfst, weil du sie so gerne isst."
Ähnliche Situationen wie diese kennen wohl die meisten von uns: Man scheut sich, einen Wunsch zu äußern, aus welchen Gründen auch immer. Lieber werden Vermutungen angestellt, man meint oft ganz selbstverständlich, den anderen zu durchschauen.
Eher unwahrscheinlich, dass die aus falsch verstandener Rücksicht vorenthaltene Delikatesse zum Scheitern einer Beziehung führt.
Ich beobachte dennoch bedauernd, dass von vielen Menschen lieber spekuliert wird, anstatt sich mittels Fragen Gewissheit zu verschaffen. Ganz egal, um welches Thema es sich im partnerschaftlichen Bereich handelt: Lieber wird die Freundin eingeweiht, wenn der Ehemann wieder einmal in seiner marsianischen Andersartigkeit nicht zu durchschauen ist. Lieber wird der Sportkumpel interviewt (der natürlich ein Kenner der weiblichen Eigenheiten ist), wenn von der Venus nur Unverständliches zu vernehmen ist.
Warum keine direkten Kommunikationswege? Ein Gesprächspartner außerhalb einer Beziehung hat maximal die Funktion eines Blitzableiters, denn Lösungen selbst können nur innerhalb einer Beziehung erarbeitet werden. J A, es I S T definitiv Arbeit, an einer Beziehung dranzubleiben und diese wie eine zarte Pflanze zu pflegen, damit ihre Lebendigkeit erhalten bleibt.
Es liegt übrigens schon mehrere Jahre zurück, als ich mit großem Interesse Vorträgen von anerkannten Fachleuten gefolgt bin, in denen Herausforderungen im Beziehungsleben beleuchtet wurden. Zu vielen Vorträgen war ich mit Stift und Block unterwegs, um die spannendsten Erkenntnisse zu notieren und an Interessierte weiterzugeben. Doch so groß mein Interesse auch einst daran war, verschwand es eines Tages, was weder an den weiterhin sehr spannenden Themen, noch an den Vortragenden lag. In meinem Umfeld mehrten sich die Stimmen jener, die diesen Vorträgen auf einmal ebenfalls kein Interesse mehr schenkten. Niemand konnte ausmachen, warum wir nicht mehr zu begeistern waren. Bis es mir auf einmal ganz klar wurde, was mich störte: Die Veranstaltungsreihe, die stets bestens besucht war, lief unter dem Titel "Beziehungsfallen". Mir war bewusst geworden, dass ich diesen Titel als schlecht gewählt empfand, denn ich mochte keinesfalls mehr auf Negatives "programmiert" werden. Als ich meinen Bekannten meine Erkenntnis mitteilte, gaben einige an, dass sie der Titel ebenfalls zunehmend irritiert hatte.
Friedemann Schulz von Thun gilt als Kenner der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Den Vorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation kann man von vier Seiten einsehen:
* Bei Sachverhalten geht es darum, diese klar und verständlich mitzuteilen.
* Auf der Beziehungsebene ist darauf zu achten, wie wir unsere Mitmenschen durch die Art unserer Kommunikation behandeln. Je nach Art der Äußerung bringen wir zum Ausdruck, was wir von jemandem halten. Je nachdem, wie wir unser Gegenüber ansprechen, fühlt sich dieser Mensch akzeptiert, vollwertig behandelt oder aber herabgesetzt, bevormundet, nicht ernst genommen.
* Hinsichtlich Selbstoffenbarung gilt, dass jeder auch etwas von sich gibt. So erhalten wir stets auch Kostproben der Persönlichkeit, was häufig beim Sender Besorgnis verursacht. So leben viele hinter Fassaden, was mit großen Kosten für die seelische Gesundheit verbunden sein kann. Mit diesem Aspekt ist das Thema der Authentizität angesprochen.
* Wer etwas von sich gibt, will in der Regel auch etwas bewirken.
"Das Problem von Einfluss und Manipulation stellt sich nicht nur in der Werbung und Propaganda, nicht nur in Erziehung und Unterricht, sondern auch bei allerlei menschlichen Eigenarten ..."
Ich habe oft beobachtet und auch an mir selbst erkannt, dass es sehr nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, wenn Menschen über lange Zeit an Gedanken knabbern, die sie nicht auszusprechen wagen. Nicht nur, dass Gedankenqualen schlaflose Nächte auslösen können; sie können auch zu heftigem Husten führen, was dem Verlangen gleichkommt, die Welt anzubellen!
Auch Erkrankungen des Kehlkopfes sind keine Seltenheit, wenn jemand so außer sich ist, dass er nicht einmal mehr darüber sprechen kann, obwohl er es doch sollte! Manch einer spürt auch einen "Kloß im Hals" und muss sich ständig räuspern - oder man hüstelt häufig. Dies die scheinbar "harmloseren" Auswirkungen; es ist jedoch aus Sicht von GanzheitsmedizinerInnen ganz klar, dass Kummer und Stress auch Auswirkungen auf verschiedene Organe und vor allem auf das Herz haben können. Zudem schrumpfen ungeklärte Situationen die Lebensfreude und lassen viele Menschen müde werden!
Was ein "Miteinander Reden" oft so herausfordernd macht, sind die vielen Rollen, von denen wir mitunter glauben, sie spielen zu müssen. Gerade in der Beziehung zwischen Mann und Frau müssen sich sowohl viele Frauen wie auch viele Männer erst von Klischeebildern verabschieden, um einen natürlichen, freien Selbstausdruck zu erlangen. Und welcher oft sehr schmerzvolle Weg liegt erst vor jenen Menschen, die sich in ihrem angeborenen Geschlecht nicht heimisch fühlen! Wie sehr können vorgegebene und über Jahrhunderte überlieferte Rollenbilder einen Menschen in seinem Selbstausdruck quälen und einengen! All dieser Umstände bin ich mir sehr oft bewusst ...
Unermesslich wichtig für ein gedeihliches Miteinander ist, sich auf Augenhöhe zu begegnen - emotionale Intelligenz ist hier absolut kein Nachteil! Auch körperliche Zugewandtheit erleichtert es, die wahre Stimmung eines Gegenübers zu ergründen: Während sich die rationale Ebene eines Menschen durch Worte ausdrückt, findet die Sprache der emotionalen Ebene auf nonverbale Art und Weise statt.
"Wenn die Worte eines Menschen nicht mit dem Klang seiner Stimme, seiner Körperhaltung oder anderen nonverbalen Äußerungen übereinstimmen, liegt die emotionale Wahrheit in dem, wie er es sagt, und nicht in dem, was er sagt. Nach einer Faustregel der Kommunikationsforscher ist eine emotionale Mitteilung zu 90 oder mehr Prozent nonverbal." (Daniel Goleman, "Emotionale Intelligenz", Deutscher Taschenbuch Verlag)
Das tatsächliche Befinden eines Menschen wird also nur dann ehrlich übermittelt, wenn die rationale und emotionale Ebene übereinstimmend kommuniziert werden!
Nicht immer ist das, was als verbale Botschaft den Mund verlässt, übereinstimmend damit, was z.B. in Mimik, Gestik und Körperhaltung gezeigt wird. Im Zweifelsfalle glaube ich nur das, was ich sehe!
Bereits vor Jahren wurde ich eindringlich davor gewarnt, meine tieferen Gedanken, Ansichten und Einsichten nicht mit jedem zu teilen, der in meinem Leben zugegen ist, sondern nur mit jenen, die den rein materiell ausgerichteten Haben-Zustand verlassen können, um das Eintauchen in das Sein teilen zu wollen.
Inzwischen habe ich wohl meine Lebensmitte überschritten, und ich kann eine Art Zwischenbilanz ziehen:
Meine sinnigen Gedanken teile ich seit langer Zeit ausschließlich mit Menschen, vor denen ich laut denken darf, ohne Ächtung, Schmähung oder üble Nachrede fürchten zu müssen. Ich schätze mich glücklich in Gesellschaft von Menschen, die Sinn für eine achtsame Lebensweise haben und mit dieser bemerkenswerten Einstellung auch auf ihre Mitmenschen zugehen.
Ich habe gelernt, auch im Berufsleben meine Bedürfnisse zu äußern und ich erwarte nicht mehr, dass man diese an meinem Gesichtsausdruck ablesen kann (auch, wenn ich selbst über diese Gabe verfüge und häufig Bedürfnisse anderer erkenne, bevor sie überhaupt ausgesprochen sind).
Ich habe nicht aufgegeben, Missstände aufzuzeigen, wo es an der Zeit ist, dies zu tun; auch, wenn ich mir gerade in den letzten beiden Jahren dafür jede Menge Nachteile zugezogen habe. Ich kann und will nicht schweigen, wenn systematisch gemobbt, gelogen und verbogen wird.
Ich habe unzählige Beobachtungen gemacht, dass Beziehungen darunter leiden, weil Menschen einander, aber auch sich selbst belügen, betrügen und schlecht machen.
Als eines der größten Übel im Zusammenhang mit misslingender Interaktion zwischen Menschen habe ich tatsächlich den Faktor Neid entdeckt. Schier unfassbar, was einem Menschen alles neiden können, besonders unter Frauen gibt es hierzu unzählige garstige Beispiele. Sogar formschöne Fingernägel können den Neid einer Kollegin entfachen!
Besonders beim "Mobben" ziehen von Neid erfüllte Frauen sämtliche Register, die oft lange Zeit nicht als schädigend erkannt werden, wenn dementsprechend wenig hinterfragt wird. Wer glaubt, sich einer mobbenden Meute - übigens durchaus auch angeführt von Führungskräften ( = "Bossing" ) - entziehen zu können, indem er über die Vorgänge schweigt oder diese gar nicht überdenken möchte, der irrt und sogar ganz gewaltig: Feigheit hat noch niemanden davor bewahrt, ein weiteres Opfer von boshaften Leuten zu werden, ganz im Gegenteil, handelt es sich doch um ein Opfer, das besonders lange gequält werden kann, weil keine laute Reaktion zu hören ist. Man meint vielleicht, ein solidarischer Schulterschluss jener, die solche Vorgänge nicht dulden, sollte möglich sein: Leider ist dieser nicht oft zu beobachten! Doch dort, wo man sich gegenseitig dazu ermutigen kann, tragen die gemeinsamen Bemühungen auch Früchte.
Da es für ein Unternehmen teuer werden kann, wenn auf Mobbing und Bossing nicht schnellstens professionell reagiert wird, ist es unentbehrlich, darauf hinzuweisen, dass ...
... das Leistungsvermögen des Gemobbten drastisch sinken kann,
... sich bei zunehmender Verunsicherung vermehrt fehlerhaftes Handeln einschleicht,
... die Bereitschaft der MitarbeiterInnen sinken kann, sich zu engagieren,
... aus solchen Situationen häufigere Krankenstände resultieren und
... Menschen das Unternehmen verlassen, weil sie in so einem Klima nicht effektiv arbeiten können.
Ich möchte allerdings nicht nur den wirtschaftlichen Schaden beleuchten, sondern betonen, dass solche Übergriffe auf Menschen natürlich auch gewaltige Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele haben können.
Als Erfahrungswert kann gelten: Höre mit Bedacht zu, wie eine Person mit Dir über andere spricht. Genauso wird sie mit anderen über Dich reden!