Vielleicht stellen sich viele etwas Spektakuläres vor, das sich in ihrer "Buchhaltung von besonderen Momenten" verbuchen ließe.
Für mich sind besondere Momente solche, die ich auf der "Sein-Ebene" empfinde, nämlich, etwas mich zutiefst Berührendes zu erleben, zu beobachten oder zu spüren - manchmal sogar den richtigen Augenblick für eine Entscheidung zu spüren! Und nicht immer muss so ein besonderer Moment auf den ersten Blick ein glücklicher Moment sein - manches Mal wird dieser Moment erst in der Rückschau zu einem Moment, der wichtig, also besonders war für weitere Erkenntnisse und Wege: In dieser Rückschau erkenne ich, dass ich in diesem Jahr eine gute Entscheidung getroffen habe - eine, die mir tatsächlich stimmige Wege ermöglicht hat. So geschehen im Juli, in dem ich in einem ganz besonderen Moment deutlich gespürt habe, dass ich loslassen kann. Es war mir über mehrere Jahre nicht möglich, eine so weitreichende und wichtige berufliche Entscheidung zu treffen. Diesen besonderen Moment meiner Entscheidung und die Entwicklungen, die dorthin geführt haben und die sich nach meiner Entscheidung aufgetan haben, werde ich wohl nicht so schnell vergessen - insofern habe ich tatsächlich erfahren, dass aus einem Gefühl der Verzweiflung auch eine not*wendige* Handlungsfähigkeit geboren werden kann. Ich fühle mich dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben - mein Herzstein im Bild ist diesem wichtigen Moment gewidmet!
Was einen Moment in meiner Einschätzung besonders machen kann, liegt auch an seinem Nachhall: Ein Moment, der nicht nur fasziniert, sondern tatsächlich Begeisterung auslöst. Begeisterung beinhaltet eine Art Nachhaltigkeit, die der Faszination nicht zugrunde liegt. Was uns begeistert, das nährt uns auch, der menschliche Geist findet Beschäftigung. Natur und Begeisterung werden in meinem Erleben immer Hand in Hand gehen. In dieser Kombination erlebe ich tatsächlich viele besondere Momente, die wahrhaftig Glücksgefühle auslösen.
Natürlich gibt es auch viele andere Momente in meinem Leben, die ich in Erinnerung behalte, weil sie für mich außergewöhnlich waren.
Besondere Momente können aus ganz unterschiedlichen Gründen als solche wahrgenommen werden - etwa auch, wenn Menschen religiöse Feste feiern, die verboten sind (die geschilderte Geschichte ist eine, die um die Welt ging).
Ganz anders erlebt ein Mann namens Florian Aichhorn besondere Momente - und er sorgt mit seinem tollen Team aus freiwilligen Helfer*innen auch für solche speziellen Momente. Nicht zum ersten Mal habe ich von diesem außergewöhnlichen Mann gelesen - ich finde es fantastisch, was er mit seinen Engeln auf vier Rädern - "Rollende Engel" - zustande bringt! Der Verein erfüllt letzte Wünsche von Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden. Sein Schlüsselerlebnis zu dieser großartigen Idee hatte Florian Aichhorn im März 2019. Er traf in einem Restaurant zufällig ein deutsches Ehepaar und dessen zehnjährigen Sohn. Er fragte den Buben, was er denn beruflich einmal werden wolle. Der Bub gab zur Antwort, er wolle gar nichts werden. Auf sein Nachfragen erfuhr Florian Aichhorn, dass das Kind seine Lebenserwartung bereits um zwei Jahre überschritten hatte.
Diesen Moment erlebte der Mann als niederschmetternd - und gleichzeitig wurde eine große Idee geboren!
Der Zehnjährige hatte einen letzten großen Wunsch, nämlich einmal in einem Rallyeauto mitzufahren. Diesen Wunsch konnte ihm Florian Aichhorn erfüllen, der Junge lachte und weinte vor Freude - und mit ihm seine Eltern!
Zwei Autos gibt es inzwischen, die bestens ausgestattet sind, um medizinisch sichere und auch bequeme Fahrten für schwerkranke Menschen zu ermöglichen. Ein Teddybär namens Ben ist übrigens schon länger Co-Pilot bei den Ausfahrten. Ben gehörte einst dem sechsjährigen Maximilian, der noch eine Runde mit der Grottenbahn auf dem Linzer Pöstlingberg drehen wollte. Der Sechsjährige wünschte sich, dass Teddybär Ben nach seinem Tod mitfahren sollte, um möglichst viel von Österreich zu sehen. Zwei Wochen später erhielten die Rollenden Engel ein Päckchen, darin Teddybär Ben ...
Es sind oft kleine, für uns so selbstverständlich scheinende Dinge, die am Ende eines Weges wichtig sein können: einen Sonnenuntergang genießen, noch einmal das geliebte Haustier streicheln können, noch einmal einen bestimmten Menschen treffen können, ...
Im Bewusstsein, dass jeder Tag der letzte sein kann, kann uns vieles, auch Alltägliches, auf einmal als besonders erscheinen.
ja..
besondere Momente müssen nicht spektakulär sein
sie können ganz klein und unscheinbar daher kommen
aber sie verändern meist etwas
das mit den Rollenden Engeln finde ich toll
liebe Grüße
Rosi
„Rollende Engel“ – eine großartige Idee. Einem todkranken Menschen den letzten Wunsch zu erfüllen … man könnte meinen: wozu, er stirbt doch ohnehin bald. Aber was für Menschen wären wir, wenn wir so denken und handeln würden? Was wäre unsere Welt für ein kalter Ort! Es ist auch für denjenigen, der diese schönen Momente ermöglicht, enorm wichtig – für die eigene Wertschätzung. Mensch sein – danach sollen wir streben. Doch ist das leider für viele nicht erstrebenswert. Oder sie haben eine verdrehte Vorstellung davon, was Menschlichkeit bedeutet.
Glückliche Momente sind auch für mich kostbar, aber ich muss, glaube ich, noch lernen, sie im Alltag zu finden, zu sehen und zu genießen, sodass sie nicht vom Negativen überschattet werden.
Herzliche Grüße
Diese besonderen Momente - vor allem jene, die du im letzten Textabschnitt so anrührend schilderst - sind wie leuchtende Sterne am menschlichen Himmel.
Halten wir sie hoch, bei uns und bei uns allen, die unserer Fürsorge bedürfen!
Mit einem herzlichen Gruss,
Brigitte