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Mit leichtem Gepäck



Wahrhaftig, jenes von mir so geliebte Land der Seen ist ein Land der Vielfalt, der scheinbar unberührten, mystischen Natur, reich an Farben und Gerüchen - ein Paradies für Menschen, die ganz sie selbst sein möchten.

Dieses Land verströmt seine unnachahmliche Schönheit in einem Raum, der an Italien und Slowenien grenzt, wie auch an Tiroler Berggiganten, an die Steiermark mit ihren Weinhügeln und an Salzburger Gebirge.

Ringsum von meinen zahlreichen Ausblicken überschneiden sich wilde und sanfte landschaftliche Schönheiten und es vermählen sich die Gegensätze zu einer einzigartigen, atemberaubenden Einheit, die ihren Zauber immer wieder entfacht.

Hierher habe ich mich zurückgezogen, um mir selbst wieder ganz nahe zu sein.

Denn mir selbst fühle ich mich entfremdet - von Dynamiken meines Alltags, die ich oft als mühsam empfinde, entkräftet von Stolpersteinen auf Lebenswegen; Stolpersteine, die ich wie Sisyphos wegzuwälzen versuche.



Ich kann es deutlich spüren: Die Schutzdämme, die ich rund um mich errichtet habe, um in Hektik und Alltag möglichst unbeschadet zu bleiben, sie brechen und bersten angesichts der überwältigenden Schönheiten, mit denen ich möglichst innig verschmelzen möchte.

Tränen ...

Ich wünsche, alle Farben, Gerüche, Tierstimmen, jedes Rauschen der Bäume, das sanfte Plätschern zahlreicher kleiner Bächlein in mich einzusaugen, ich fühle mich ehrfürchtig betroffen von der Weite der grünen und leuchtenden Almlandschaften.



Stille

Ungebändigtes Staunen dehnt sich in mir aus, das Bewundern all der sanften und all der gewaltigen Pracht der Natur, die mich umgibt, kann kein Zuviel erfahren.

Im Laufe der Jahrhunderte waren hier Illyrer, Kelten, Römer, Germanen, Hunnen, Awaren, Slawen und Bajuwaren ansässig oder haben das Land, ihre Spuren hinterlassend, durchzogen. Kärnten ist uralter Kulturboden, an vielen besonderen Plätzen befinden sich wunderschöne Burgen oder Burgruinen, die sich bereits vor Jahrhunderten harmonisch in die Landschaft eingefügt haben und heute noch kulturell genützt werden.

Wie dachte schon Paracelsus? "Alles das, so der Mensch tut und tun soll, das soll er tun aus dem Lichte der Natur. Denn dieses ist allein die Vernunft und weiter nichts anderes."



Die Achtsamkeit der Menschen, die diesen köstlichen Flecken Erde als Bauern und Bergbauern mit ihren Tieren beleben und bewohnen und fruchtbar erhalten, trägt zur unendlichen Vielfalt der Landschaft bei.

Der Respekt jener, die als Ruhesuchende in dieses Paradies eintauchen, die ihre Quelle des Ursprungs wiederfinden möchten, ist der Natur gewiss.



Ich streife im Garten meines Refugiums umher und streiche zart über die Gräser, ich rieche mich kaum satt an den Kräutern in diesem so hübschen Beet. Ein blauer Schmetterling zieht seine Kreise, lässt sich auf einer Blume nieder und fliegt auch schon wieder fort, ein weiteres geflügeltes Wesen zielt auf mich, lässt sich auf meinem Handrücken nieder und befühlt mich.

In weiter Ferne zeigen sich erste dunkle Wolken, die ein Gewitter ankündigen, das sich wohl erst abends in seiner ganzen Gewalt, welcher der Mensch nichts entgegenzusetzen hat, zeigen wird. Erfrischender Wind streicht um mein Gesicht. Ich komme zu mir, ich erwache, finde Zugang zu meinen Wünschen und Hoffnungen, zu meiner inneren Stärke und ich blättere in meiner Seele.

Ich stelle mir vor, ein Bergwerk zu sein, mit vielen Erfahrungen, darin begraben. Köstliche Schätze, ebenso wie Erfahrungen, die es nicht wert sind, weiterhin in meinem Bergwerk für Kostbarkeiten gelagert zu sein.

Ich stelle mir vor, meinen Rucksack des Lebens zu öffnen und all das loszulassen, was reiner Ballast ist.

Ich kam mit weit mehr Gepäck hierher, als ich hier brauchen würde. An diesem Ort ist von besonderen Menschen für alles liebevoll gesorgt, was wichtig ist. Selbst, wenn Lebensmittel zur Neige gehen, werden diese großzügig und umsichtig beschafft, sodass es nicht nötig ist, den weiten Weg ins Tal anzutreten.

Worum geht es also im Leben? Mit leichtem Gepäck zu reisen und das Vertrauen in sich zu spüren, dass für das Wichtigste gesorgt ist.

Gelingt es mir hier, diesen Glauben zu festigen? Gestärkt für so wichtige Ziele wieder zurückzukehren, dorthin, woher ich kam?



Fotos: C* - hoch über dem Millstätter See, in den Nockbergen Kärntens

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