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Glücksmomente


Schon die Definition zu GLÜCK scheint mir herausfordernd. Ich neige dazu, anzunehmen, dass dieser Begriff für jeden Menschen auch individuelle Aspekte hat.

Unzählige Gedanken und Zitate können dazu eingesehen werden. Während Aristoteles formulierte, dass Glück Selbstgenügsamkeit sei, meinen Liebende, erst mit dem Menschen an ihrer Seite sei das Glück in ihr Leben getreten.

Manche können Glück in sich selbst vernehmen, die meisten warten wohl auf Ereignisse im Außen, die zum Glück führen. Es gibt Menschen, die ihr Glück laut feiern, während es in anderen viel leiser Herz und Seele begeistert.

Kann Glück eine dauerhafte Lebensgrundlage sein oder ist es ein punktuelles Ereignis?

Ist Glück ein Umstand, der im HABEN oder im SEIN begründet ist?

Glück haben, im Glück sein? Auch hier können sich die Geister scheiden, denn wir fühlen uns vielerorts mit dem Erlangen von Materie glücklich und doch sind immer mehr auf der Suche nach dem GlücklichSEIN.

Hinsichtlich erlebtem "Glück haben" müssen wohl auch unterschiedliche Lebensumstände und -erfahrungen beleuchtet werden. Mit Sicherheit lässt sich Glück auf vielen Plätzen dieser Erde in unterschiedlichen Aspekten erleben.

Ein österreichischer Mann, in politischer und gesellschaftlicher Freiheit lebend, wird sehr wahrscheinlich einen anderen Zugang dazu haben als eine somalische Frau, die allein schon aufgrund ihres Frauseins bereits viele unglückliche, ja oft traumatisierende Momente erlebt hat. Für sie bedeutet Glück vielleicht, als Mädchen den alten, sehr schmerzvollen und grausamsten Riten der Beschneidung entkommen zu sein ...

Einen Kanadier, der gerade auf dem Whistler Mountain die ersten Spuren im frischen Schnee mit seinen Skiern zieht, werden sicher völlig andere Glücksmomente bewegen als einen syrischen Jugendlichen, der "mit Glück" im Kriegsgetümmel einem Anschlag auf Leib und Leben entkommen konnte. Aus dem kanadischen Herzen wird sich vielleicht ein lautes jauchzendes "Juchei!" zu den Lippen bahnen und diese verlassen, während im gleichen Augenblick - an einem anderen Punkt dieser Welt - der syrische Jugendliche zitternd und völlig am Ende mit seinen Nerven an seiner Zufluchtsstätte langsam registriert, wieviel Glück er gerade hatte.

Die Tradition, ein neues Jahr zu begrüßen, lässt einen Blick auf Glückssymbole zu.

Während in Österreich die Glücksschweinchen rosig ihre Ställe verlassen, um den Beschenkten Glück zu bringen und die Geld vermehrenden Glückssymbole heimlich ihren Platz in Geldtaschen einnehmen, um die Scheine ebendort auf geradezu magische Weise zu vermehren, halten in asiatischen Ländern beispielsweise kleine Elefanten ihren Einzug in Häuser und Wohnungen, um von den BewohnerInnen alle Unannehmlichkeiten fern zu halten.

Bemerkenswert, wie Religionen dem Glücksbegriff begegnen. Immerhin, Religion sei das Opium des Volkes, wie Karl Marx zitiert werden kann. Religion als glückseligmachendes Rauschmittel?

Im Christentum wurde das Glück bisher eher wenig berücksichtigt, in Lehrbüchern kommt dieses Wort nicht vor. Auch in die "Heilige Schrift" hat das Glück nur selten Einzug gefunden: Es finden sich im "Alten Testament" lediglich 34 Einträge, während im "Neuen Testament" gänzlich darauf verzichtet wird.

Auffällig ist, dass Glück im Christentum immer mit Schmerz verbunden ist. Beständiges Glück erfahren Christen also nur nach dem Tod, wenn sie in Gottes Himmelreich eingehen.

Die jüdische Tradition hält es für möglich, schon auf Erden ein glückliches Leben führen zu können.

Für einen gläubigen Muslim bedeutet das höchste Glück, ins Paradies zu kommen.

Für Buddhisten sind jene Menschen die glücklichsten, welche erleuchtet sind. Erleuchtet zu sein bedeutet einem Buddhisten, völlig im Hier & Jetzt zu leben, wunschlos glücklich zu sein und eine starke Verbindung gegenüber allen Lebewesen zu verspüren.

In Indien, dem Geburtsland des Hinduismus, wird die höchste Glückseligkeit im "ananda", dem "Nicht-Unglück" definiert. Hinduisten gehen davon aus, dass jeder Mensch in seinem tiefsten Inneren ein glücklicher Mensch sei. Um dorthin zu gelangen, müsse der Mensch nutzlose Eigenschaften loswerden (wie z.B. Hochmut, Egoismus).

Fragen wir Kinder nach ihren Definitionen von Glück, so erhalten wir sehr vielseitige und manchmal auch witzige, bishin zu verblüffenden Antworten.

Es darf davon ausgegangen werden, dass die Basis für kindliches Glücksempfinden in einer liebe- und vertrauensvollen Beziehung zu den Eltern liegt.

Demnach sind nach einer Studie von Anton Bucher Kinder dann glücklich, wenn sie daheim gelobt werden, wenn sie spüren, dass ihnen Vater und Mutter Liebe zeigen, wenn zuhause gelacht und mit ihnen gemeinsam gespielt oder gelernt wird. Außerdem sind nach dieser Studie Freundschaften und das positive Erleben der eigenen Identität als unverwechselbare Persönlichkeit in Kindergarten und Schule wesentlich für Wohlbefinden und Glücksgefühle.

Es wird dem in Behaglichkeit lebenden Menschen immer wieder gerne verbreitet, dass Glück angeblich jenseits jeglicher Materie stattfinden könne. Diese Sichtweise soll erst gar keine Unbehaglichkeit bei jenen Menschen aufkommen lassen, die hin und wieder doch einen Blick über die Grenzen ihrer so grundsoliden, in allen möglichen Bereichen abgesicherten Lebenswelt werfen: Einen Blick auf Kontinente und in diverse Länder, die von Hunger, Krieg, von Dürrekatastrophen und Seuchen gequält werden. Qualen dieser Art dürfen nicht scheinheilig geschmälert werden, wenn uns auf Bildern angeblich glückliche Kinder mit Hungerbäuchen gezeigt werden, die sich mit letzter Kraft ein selig anmutendes Lächeln abringen.

"Wahrer Reichtum ist die Gesundheit und nicht Stücke von Gold und Silber", formulierte einst Mahatma Gandhi. Ich stimme zu, denn wer nicht gesund ist, wird sich sehr wahrscheinlich nicht glücklich fühlen können. Doch vergessen wir nicht, dass Gesundheit auch leistbar sein und bleiben muss - die Abwesenheit von materiellen Ressourcen darf mit Sicherheit nicht schön geredet werden.

Mir scheint, das Glück ist nicht immer unterwegs - dazu mangelt es an vielen Orten dieser Welt an den Voraussetzungen.

Betrachte ich Österreich, so hege ich auch die starke Vermutung, dass viele Menschen gar nicht mehr wirklich glücksbereit sind. Das Gefühl der Glückseligkeit ist in unserer Gegenwart ein wahres Luxusgut geworden. Vielerorts klopft das Glück auf leisen Sohlen an, doch es wird nicht vernommen. Wir sind zu sehr einseitig fixiert auf das Außen, auf den Kommerz und weitere Medien, die oft von Essenziellem ablenken.

Dennoch kann auch ein Gegentrend registriert werden: Es gibt immer mehr Menschen, die sich für ihr persönliches "Slow Down!", für eine Entschleunigung ihrer Hamsterräder entschieden haben. Es wird auch ganz bewusst auf pralle Geldbörsen verzichtet, um Glück wieder facettenreicher und dauerhafter empfinden zu können. Um es weniger punktuell im konkurrenzierenden HABEN festzumachen, sondern großflächiger im zufriedenen SEIN wahrzunehmen.

Ich verbinde Glück

mit Gesundheit,

mit Lieben und Geliebt sein,

mit gedankenschwangeren, mitfühlenden, herzlichen, empathischen Mitmenschen,

mit Freundinnen und Freunden, die mir Seelenverwandtschaft bedeuten,

mit einem Beruf, der mir Sinn und ausreichend Materie gibt,

mit Regen und Sonnenschein,

mit dem Segen des Universums,

mit der Natur und ihren Geistwesen, die mich umgeben,

mit meinem Glauben an die Unendlichkeit der Seele,

mit umfriedeten Räumen, in denen ich meine Seele in die Sonne halten kann,

mit Literatur, die mich erheitert, in neue Dimensionen führt oder einfach nur berührt,

mit einem Lächeln, das mir unvermutet begegnet,

mit einem herzhaften Lachen, das meine Kehle verlässt,

mit kindlichen Philosophien, die mein Herz weiten,

mit unverzichtbaren Gaumenfreuden,

mit meinem Lebensraum, der mir Geborgenheit vermittelt,

mit sozialem Frieden im Land und Frieden in der Familie,

mit dem Wissen, in einem freien Land zu leben,

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