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Glückliches Wachsen


Erster Schultag! Der 2.9.2019 wird für meinen sechsjährigen Neffen wohl lange ein Tag bleiben, an den er sich bestens erinnern kann - wer weiß, vielleicht auch ein Tag, an den er sich ein Leben lang erinnert?

Der Osterhase bekam schon im April den Auftrag, die so begehrte Schultasche mitsamt Inhalt einer passenden Federschachtel unbedingt zu liefern!

Wie herrlich, dass es zu Schulbeginn auch noch die ersehnte Schultüte gab - und nicht nur einmal, sondern gleich vier Stück davon! Dass da selbstverständlich großzügig mit anderen geteilt wurde (vor allem jene Süßigkeiten, die gar nicht schmecken), zeugt von unnachahmlicher Großzügigkeit!

Die erste Entscheidung meines Neffen an seinem ersten Schultag war, auf sein Frühstück zu verzichten, denn etwas mulmig in der Magengegend war ihm schon, dem jungen Mann.

Aufgeregt ging's dann pünktlich für ihn mit Mama und Papa zur Schule, die er ja im Vorfeld bereits ein bisschen erkundet hatte. Nach einer Stunde Einführung und dem Kennenlernen seiner beiden Lehrerinnen war er für diesen ersten Tag schon wieder entlassen.

Natürlich musste so ein besonderer Tag auch kulinarisch gewürdigt werden, noch dazu, wo im Magen ja noch sooooviel Platz war! Was sprach also gegen einen Aufenthalt an einem herrlichen Ort, wo sich so mancher an der Vitrine fast die Nase platt drückt, weil die Entscheidung so schwer fällt, welche süße Köstlichkeit auf dem Kuchenteller landen soll? Doch diese herrliche Kuchenjause war nicht genug, durfte der erste Schultag auch abends noch würdigst beendet werden, und dies mit einem Besuch beim Griechen!

Nicht lange währte in dieser ersten Schulwoche das Glück meiner Schwester, ihren Sohn in der ersten Schulwoche in das Schulgebäude begleiten zu dürfen. Bereits in der zweiten Schulwoche fiel die Entscheidung des Sohnemanns, dass Mama zum letzten Mal als Begleitperson agieren durfte: Mit einem "Mama, ich wünsch' Dir einen guten Tag!" wurde meine Schwester vor der Schultüre verabschiedet.

Dafür wird Mama nun täglich mit wichtigen Informationen gefüttert - Mutterherz, was willst du mehr? So entgeht meinem Neffen nicht, dass er nun von lauter "-INNEN", wie er betont, umgeben sei: "Mama, in meiner Schule gibt es lauter -innen: Meine Lehrerin, meine Begleitlehrerin, meine Nachmittagsbetreuerin!"

Zudem vergibt er großes Lob an alle, die für ein wirklich gutes Essen verantwortlich sind und befindet, dass die Ausgabe des Mittagessens gut organisiert sei. Auf die Essensausgabe wird übrigens besonders großer Wert gelegt, da es immerhin vorkommen kann, dass sich der junge Mann beide Mittagsmenüs einverleibt - Schule ist schließlich anstrengend!

Auch seine Lehrerinnen erfahren große Anerkennung, denn sie seien alle recht lieb.

Diese und andere Begebenheiten aus dem Leben meines Neffen, die meine Schwester mit mir teilt, liebe ich ganz besonders. Seine Lebendigkeit, seine Offenheit, seine Fröhlichkeit, seine Unbeschwertheit, seine Fragen und Antworten, mit denen er uns täglich aufs Neue verblüfft - alle diese Fähigkeiten und Gaben, sie sind so begeisternd und erfrischend.

Ich wünsche meinem Neffen von Herzen eine glückliche Schulzeit! Ich wünsche ihm gute Jahre mit Lehrern und Lehrerinnen, die es verstehen, Kinder und Jugendliche zu beGEISTern; ihren Geist allerdings nicht nur mit Wissen zu erfreuen, sondern auch mit Güte, Weisheit, Gerechtigkeit, Weitsicht, Verständnis, Toleranz, Liebe, Aufrichtigkeit und Wärme. Es ist ebenso von unschätzbarem Wert, wenn Kinder und Jugendliche dafür begeistert werden können, in all ihre Fähigkeiten und Talente einzutauchen. Daher müssen unsere Schulen unbedingt auch Orte sein, wo junge Menschen zu Musik und Theater, zum Singen, Tanzen, Malen, Sport, Kochen etc. inspiriert werden; überhaupt ein "Sich-Ausprobieren-Dürfen" Raum einnimmt!

Was nach bisherigen Überzeugungen von leider viel zu vielen Menschen am Ende einer schulischen Laufbahn für Kinder und Jugendliche herauskommen soll, sind gute Schulabschlüsse. Dass dabei oft kreative Begabungen unentdeckt bleiben oder zu wenig beachtet werden, ist aus meiner Erfahrung in höchstem Maße bedauerlich, denn gute Schulabschlüsse sind nicht immer ein Indikator für Intelligenz, sondern oftmals bloß ein Indikator für eine gute Anpassungsfähigkeit, das formuliert auch Gerald Hüther, ein Neurobiologe.

Ebenso meint er, dass BeGEISTerung wie Dünger für das Gehirn wirkt. Ich kann ihm auch in dieser Feststellung absolut folgen, weil ich diese Erfahrung immer wieder selbst so gerne mache und erleben darf, dass Begeisterung nicht nur das Gehirn beflügelt, sondern auch auf anderen Ebenen viele gute Entwicklungen begünstigt.

Etwas zu lernen sollte laut den Neurobiologen unserer Zeit viel mehr gelebt als trainiert zu werden, so können Inhalte selbstverständlicher erfahren, begriffen, verinnerlicht und angewendet werden.

Gerald Hüther, der sich auch schon gemeinsam mit dem Dalai Lama mit "Glück" beschäftigt hat, formuliert seinen Wunsch für die Entwicklung eines Kindes so:

„Rundum gesund soll es sein: Wachsen, gedeihen, reifen, das Leben fröhlich und aktiv angehen, mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, anstehende Probleme bewältigen und sich im Laufe der Jahre zu einer in sich selbst ruhenden Persönlichkeit entwickeln.“


Foto: C*

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