Neulich war ich zum ersten Mal in einem evangelischen Gottesdienst.
Schon vor Jahren habe ich mich aus der Umklammerung der römisch-katholischen Kirche befreit. Mir war, als hätte ich in der geistigen Enge dieser Kirche immer wieder um Luft zum Atmen ringen müssen.
Ich bin nicht nur meiner mir eigenen Offenheit gefolgt, sondern auch der Empfehlung eines ehemaligen Mitarbeiters der römisch-katholischen Kirche. Dieser meinte, die Pfarrerin könne exzellent auf Menschen eingehen. Ja, auch meine Augen und Ohren haben gesehen und gehört, dass diese junge Frau frohen Herzens und erfüllt von warmer und positiver Menschlichkeit auf die Menschen zugeht.
Was mir sogleich, noch vor Beginn des Gottesdienstes, aufgefallen ist, waren die Frische und die Helligkeit des Kirchenraumes, einladend in seiner Freundlichkeit und klaren Gestaltung.
Schon vor dem Gottesdienst war es etwas lauter, als ich es gewohnt bin, denn die Menschen haben einander begrüßt und miteinander gesprochen. Diese Situation kannte ich von früheren Kirchgängen nicht, denn da wurde stets schweigend und mit gesenkten Köpfen auf den Beginn des Gottesdienstes gewartet.
Wir hörten in diesem Gottesdienst, der besonders auf Kinder ausgerichtet war, die Geschichte vom Wettlauf der Frösche. Diese sollten eine besonders schwierige Aufgabe lösen, nämlich auf den höchsten Punkt eines Turmes zu gelangen.
Die zuschauenden Frösche glaubten nicht daran, dass dieser Wettlauf zu gewinnen sei, denn sie schätzten die Aufgabe als unlösbar ein und so äußerten sie sich auch: "Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!“, oder „Das ist einfach unmöglich!“, und „Das schafft ihr nie!“, riefen sie den Fröschen zu.
Doch ein Frosch schaffte es, die schwierige Aufgabe zu lösen, weil er nämlich die negativen Einschätzungen und Zurufe der Zuschauer überhörte ...
Ich kenne diese Geschichte und fand es sehr erfrischend, diese in der Kirche zu hören. Für die Kinder wurden die wichtigsten Szenen der Geschichte auch anschaulich dargestellt.
Die aufdringlichen Zurufe derer, die glauben, Dein Leben zu verstehen oder nachvollziehen zu können - überhöre sie!
Die Meinungen jener, die aus Gewohnheit pessimistisch eingestellt sind - überhöre sie!
Haben sich alle diese Zurufer schon einmal in Deinen Schuhen auf Deinen Weg gemacht?
In ihrer Predigt ging die Pfarrerin darauf ein, dass wir Gott unsere Bitten "un_verschämt" vorbringen dürfen. Ich habe darüber nachgedacht; dieses Wort wird leider völlig falsch benützt, denn das negativ behaftete Wort ist bei eingehender Betrachtung "verschämt" - mit Scham behaftet sein!
Un_verschämt bedeutet also, diese Scham abzulegen und voller Vertrauen zu sein ... im spirituellen Sinne voller Vertrauen in das Göttliche zu sein!
Wer sich von der Scham befreien kann, dessen Blick ist nicht mehr zu Boden gerichtet.
Die Beschwerlichkeiten fallen langsam von unseren Schultern, wir breiten unsere Arme aus, öffnen unsere Hände, richten den Blick zum Himmel und - wir empfangen!
Ich möchte Dir diese Idee weitergeben ... "unverschämt" zu bitten! Ich empfinde diese Umkehrung, die tatsächlich richtige Verwendung dieses Wortes - un_verschämt - als sehr entlastend!
Ich freue mich schon heute auf die nächste Frohbotschaft im Rahmen dieser evangelischen Gemeinde, denn ich weiß, dass ich willkommen bin!