Meine Augen sind auf, doch ich sehe nicht raus.
Ich schaue hinein, will verinnerlicht sein.
Schalt das Innerlicht ein, was wird da wohl sein?
Was drang in mich ein?
Hier kannst Du das Innerlicht einschalten! Diesen Song (von Schiller) in Kombination mit dem wunderbaren Video (mit Anna Maria Mühe) habe ich bereits unzählige Male in den letzten Jahren gehört und gesehen. Immer noch lässt der Text wiederholt neuen Raum für Gedanken und Interpretationen zu.
Meine Augen sind auf und doch schaue ich hinein, will hinter Fassaden blicken.
Was bewegt Menschen - was ist ihnen wichtig, wonach sehnen sie sich, wonach suchen sie?
Wohlgemerkt: Sehn-Sucht! Gleichermaßen, sich nach etwas zu sehnen, wie auch etwas zu suchen, was manchmal tragischerweise auch in einem Suchtverhalten münden kann.
Würdig zu leben, orte ich als ein Sehnen aller Menschen!
Würde (lateinisch: dignitas) bedeutet, eine einzigartige Seinsbestimmung zu besitzen. In meiner Wahrnehmung bedeutet dies, selbstbestimmt menschenwürdig zu leben und auch menschenwürdig zu sterben.
Es ist mitunter reichlich schwierig, sich selbst Würde zuzugestehen! Es soll ebenfalls stets dafür gesorgt sein, dass auch allen anderen Menschen ein Leben in Würde möglich ist.
Am Lebensende möge jedem Menschen auch ein würdevoller Tod zustehen. Spätestens hier scheiden sich jedoch die Geister, wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit verfolge, mit welchen Argumenten gegen eine würdevolle Freitodbegleitung von schwerst kranken Menschen agiert wird. Gerade diese Entscheidung wird einem Menschen - am Ende seines Weges - häufig von Bevormundern aus der Politik und auch aus diversen Kirchen schwer gemacht.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Schöne Theorie! Und die Praxis?
Der Renaissance-Philosoph Giovanni Pico della Mirandola hat den Begriff der Würde als erster interpretiert, demgemäß habe jeder Mensch die Freiheit, sein Wesen selbst zu schaffen.
Die christlich geprägte Anthropologie interpretiert Würde dahingehend, dass sie jedem Menschen gottgegeben und unabhängig von Lebensumständen sei.
Das Bewusstsein des eigenen Wertes ist Voraussetzung für ein würdevoll geführtes Leben.
Dabei spielt es keine Rolle, welchen Beruf Menschen ausüben und welchen gesellschaftlichen "Rang" sie auch dadurch einnehmen, denn die Würde liegt nur im Inneren eines jeden Menschen selbst.
Mir fällt auf, dass es vielerorts jedoch an Würde mangelt. Vielleicht werden derart kühle Orte gerade von jenen Menschen geschaffen, die sich entwürdigt fühlen und anderen ebenfalls keine Würde zugestehen möchten?
Dies geschieht auch durch Sprache. Ein häufiges sprachliches Mittel der Entwürdigung sind sogenannte "Totschlagargumente", die gezielt eingesetzt werden, um jemanden zu erniedrigen oder / und zum Schweigen zu bringen: "Du bist kompliziert!", "Du bist zu sensibel!", "Das liegt nicht in deinem Verantwortungsbereich!", etc.
Diese "Killerphrasen" haben es in sich, da die auf diese Weise angegriffene Person häufig vermutet, dass solche Abwertungen eine Mehrheit finden.
Ein Gespräch zwischen Menschen, die einander Respekt zugestehen, definiert sich auch dadurch, dass sie sich auf Augenhöhe begegnen. Gereifte Persönlichkeiten zeigen sich darin, den Mut zu haben, die eigene Meinung zu sagen oder eine geeignete Entscheidung zu treffen, wenn Gesprächspartner nicht zuhören wollen und beharrlich an ihrer Meinung festhalten, ohne dem anderen Offenheit und Toleranz entgegenzubringen.
Ich lebe mit den Eindrücken dieser Welt. Mir graut vor der Macht jener, denen der Mut und die Empathie fehlen, andere zu hören, zu sehen, zu fühlen! Mir graut vor der Feigheit jener, die solche Mächte wehrlos entstehen lassen!