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Ängste - Reflektieren und Handeln



Alle Menschen sind mit der Fähigkeit geboren, Angst zu empfinden. In unserer Evolution war und ist es überlebenswichtig, Angst wahrnehmen zu können. Angst ist ein Alarmsystem, das uns bei Gefahr anspornt, zu kämpfen, zu flüchten oder stillzustehen. Tiere reagieren in einer gefahrvollen Situation nicht anders als der Mensch, sie zeigen die gleichen physischen Reaktionen: Muskelanspannung, Atem- und Herzschlagbeschleunigung, veränderte Durchblutung etc.

Unser Alarmsystem ist allerdings anfällig für Fehler, das zeigt sich auch in den Ängsten, die in der Zukunft liegen, wo befürchtete Ereignisse vielleicht niemals eintreten werden.


Eine große Bedeutung liegt darin, wie wir Situationen und Menschen bewerten (Link).

Jede Situation lässt drei Möglichkeiten zu, um sie zu bewerten: positiv, negativ und neutral. Wenn wir uns für eine negative Bewertung entscheiden, führt diese unweigerlich zu negativen Gefühlen. Positive Bewertungen empfinden wir hingegen als "normal", weshab wir sie meistens kaum näher untersuchen. Eine neutrale Bewertung äußert sich in einer Einordnung wie "Das klappt schon", "Alles läuft wie gewohnt" etc.

In der Psychologie wird Angst als Zustand oder als Eigenschaft unterschieden.

Die Zustandsangst ist eine Emotion infolge einer realen Gefahr, die vorübergeht.

Wer die Angst als Eigenschaft erlebt, schätzt Situationen auch ohne aktuelle Bedrohung als gefährlich ein. Angst ist nicht selten der Sand in der Maschinerie des Lebens. Wer ängstlich ist, schmälert automatisch den Radius seiner Handlungen

Mitunter kommt es auch zu Einschätzungen der Ausweglosigkeit. Wenn Angst mit psychischen Auffälligkeiten einhergeht, ist die Auflösung der Angst unerlässlich, da ansonst die Lebensqualität dramatisch eingeschränkt ist.


Mein persönliches Jahr 2024 war ein Jahr der Ängste. Meine Ängste wurden von ganz unterschiedlichen Aspekten genährt. Das, was in unserer Welt vor sich geht, macht auch vor meiner Seele nicht Halt, unzählige Krisenherde haben mich beschäftigt und belastet, selbst wenn ich kaum mehr Nachrichten gesehen habe.

Sicherlich spielte auch eine große Rolle, dass mich meine Wechseljahre seelisch und auch körperlich sehr gefordert haben. Mein Hormonhaushalt wurde bereits 2023 von unterschiedlichen Ärzt*innen bestaunt. Dazu kam, dass ich bei diversen Untersuchungen in eineinhalb Jahren dreimal mit dem Wort "Krebs" konfrontiert wurde. Es folgten weitere Untersuchungen, wo dieser Verdacht Gott sei Dank ausgeräumt werden konnte - dennoch blieb die Angst. Meine chronische Erschöpfung, über mehrere Jahre infolge familiärer Verpflichtungen zusammengesammelt, ergänzte diesen Kreislauf der Angst. Angst galt vor allem meiner Vorstellung, niemals mehr zu "funktionieren". Dieser Kreislauf ließ keine Hoffnung mehr zu, meine Nerven lagen blank. Schließlich führte Anfang des Jahres 2024 mein Weg in eine Apotheke, denn meine Magenschmerzen und meine Appetitlosigkeit erschwerten über Monate eine Nahrungsaufnahme. Ich nahm radikal ab und wurde psychisch und physisch immer schwächer. Die Apothekerin versorgte mich mit einem hochdosierten Vitamin-B-Komplex. Was ich nicht wusste: Ich steuerte auf eine Überdosierung zu und diese sollte sich noch drastisch zeigen: Meine Haut fühlte sich wenige Monate später an, als würden mich unzählige Nadeln piksen. Diese gefühlten Nadelstiche ließen mich erneut wochenlang nicht mehr ausreichend schlafen, mein Denken und Fühlen war von Panik genährt. Der Kreislauf in den Totalzusammenbruch wurde weiter befeuert. Ich wohnte in dieser Zeit bei Freunden, weil ich nicht mehr in der Lage war, für mich selbst zu sorgen. Im April des Vorjahres konnte mich ein Arzt davon überzeugen, einen Reha-Aufenthalt anzustreben. Kurzfristig ging es aufwärts, Hoffnung keimte, leider nur von kurzer Dauern. Im Mai gelang es mir schließlich, ins Krankenhaus aufgenommen zu werden, meine Ängste und meine Magenschmerzen waren unerträglich, die quälende Schlaflosigkeit bestand weiterhin - ich war wiederholt nicht arbeitsfähig. Im Krankenhaus schaffte ich es nach langer Zeit endlich wieder, in Ruhe zu schlafen und innere Ruhe zu fühlen, was essenziell war, um überhaupt wieder an ein "normales Leben" denken zu können. Dies war allerdings nicht ohne Medikamente und nur mit unterschiedlichen Therapien möglich. In dieser Zeit ließ ich mich ebenso von einer Psychotherapeutin begleiten, die auch mit Hypnose arbeitet. In diesen Entspannungszuständen schaffte ich es, mich langsam, Schritt für Schritt, wieder auf "meinen Weg" zu begeben. Schließlich durfte ich im vergangen November meine sechswöchige Reha antreten, ein Meilenstein. Für diesen Aufenthalt, verbunden mit viel Arbeit an mir selbst, bin ich sehr dankbar, denn ich habe viel gelernt.

Bei der Suche nach einer geeigneten Therapieform ist es ratsam, Erkundigungen einzuholen, welche Art von Therapie angeboten wird. Hypnose- wie auch Verhaltenstherapie können gerade bei Ängsten gute Erfolge erzielen. Sofern Ängste mit einer Traumatisierung einhergehen, sollte unbedingt ein*e Traumatherapeut*in gewählt werden. Wichtig ist, in der Therapie auch dem Atmen Aufmerksamkeit zu schenken: Es gibt Techniken, die sich bei Angst oder Panik als hilfreich erweisen.

Es liegt noch ein Weg vor mir, aber in der Zwischenzeit fühle ich mich mutiger, zuversichtlicher, gestärkter. Ich sehe und fühle Neuland - und ich möchte es auch betreten.


Weiteres zum Thema in Angst versus Zivilcourage


Foto: C* - Mural Harbor, Linz (Link)

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