Blicke aufs Meer ... wenn nichts den Ausblick begrenzt! Warum lieben viele Menschen solche Anblicke von Wasser, in welchem Zeit und Raum jede Bedeutung zu verlieren scheinen? Der Ozean - er hat etwas Ewiges, Unvergängliches ...
Wir Menschen sind sicherheitsorientiert und halten so gerne fest, an Menschen, an Umständen, an Dingen, an Erinnerungen. Doch ein unausweichliches Gesetz unseres Daseins ist der Wandel und schlussendlich fällt für jeden einzelnen von uns eines Tages der letzte Vorhang: Verantwortungsbewusste Menschen denken rechtzeitig daran, was sie für diesen Fall zu regeln haben, im Falle von Verantwortungen für andere, von Fürsorge abhängige Menschen; und es sind auch häufig Entscheidungen zu treffen, die materielle Besitztümer betreffen.
Jean Tinguely scheint mir in dieser großen Thematik "Veränderung" sehr geeignet, ihn zu zitieren. Als Maler und Bildhauer verschrieb er sich ganz der kinetischen Kunst: Seine Kunst vermittelte Bewegung und war so in steter Veränderung - und hat Menschen ganz unterschiedlich bewegt.
Ich habe größten Respekt vor Menschen, die keine Scheu vor einem bewussten Blick auf (notwendige) Veränderungen haben, was ihre weitere Lebensplanung betrifft.
Veränderungen als Folge von Entscheidungen: Viele Ent*scheidungen* im Leben verlangen ein bewusstes Erkennen von Notwendigkeiten und ein Loslassen von jemandem oder etwas. Im besten Falle entscheiden wir uns für jemanden oder etwas. Solchen Entscheidungen geht ein langes inneres, oft auch äußeres Ringen voraus. Prozesse, die sich zäh und zermürbend anfühlen können, auch ein Wanken wird vielfach vernommen - und doch enthalten solche Prozesse je nach Fragestellung auch einen impulsgebenden Funken von Zuversicht, Vorfreude auf Neues und Aufbruchsstimmung.
Entscheidungen, die ich für Menschen zu treffen habe, die von meiner Unterstützung und Hilfe abhängig sind, beschweren nicht selten mein Herz.
Manchmal übernimmt aber auch das Schicksal die Regie, bevor wir uns entscheiden können - dann sind wir gezwungen, zu handeln.
Ich selbst habe längst begonnen, über meinen Lebensherbst und vor allem -winter nachzudenken, und so habe ich bereits vor geraumer Zeit erste Schritte getan, um meine vier Wände auf Überflüssiges zu überprüfen. Ich möchte mein Leben vereinfachen und nicht weiter Dinge anhäufen oder belassen, für die ich keine praktische oder freudige Verwendung mehr habe. Je öfter ich den Jahreskreislauf mit allen Jahreszeiten, Jahresfesten und Geburtstagen erlebe, desto bewusster wird mir, dass ich meinen Lebensraum schon jetzt einfacher gestalten möchte. Es steht mir auch der Sinn danach, mich damit auseinanderzusetzen, vielleicht bestimmte Entscheidungen treffen zu müssen: eines Tages für meine reiferen Lebensjahre eine Wohnung (wieder in Grünlage) zu wählen, die entweder ebenerdig liegt oder mit dem Lift erreichbar ist, und in der sich nur noch sehr ausgewählte und schlichte, einfach zu pflegende Möbelstücke befinden, reduziert auf Sinnvolles, Notwendiges und schlicht Schmückendes. Ich möchte meinen Besitz weiter ausdünnen und rechtzeitig über einen - eines Tages - vermutlich nötigen Umzug entscheiden: Gut erreichbare öffentliche Verkehrsmittel, Nahversorger im Sinne von Lebensmittelmärkten, aber auch in gesundheitlicher Hinsicht, das alles spielt eine Rolle bei solchen Abwägungen.
Früher habe ich gelegentlich von mehr Wohnraum und einem schmucken Haus geträumt, heute ist allein der Gedanke daran eine Belastung für mich: Haus und Garten in höherem Alter selbstständig gepflegt zu halten, das stelle ich mir sehr schwierig vor. Es kann der Zeitpunkt kommen, wo Besitz definitiv sehr belastet.
Ich weiß von immer mehr Menschen, die sich dafür entscheiden, rechtzeitig ihren Lebensraum zu verkleinern und zu vereinfachen. Hut ab vor solchen Entscheidungen, denn sie sind wohl auch mit vielen Erinnerungen und wehmütigen Stunden beim Packen verbunden.
Ich selbst bin entscheidungsfreudig, was ich jetzt schon weggeben kann und möchte im Sinne dieser Beschlüsse auch rasch handeln. Mit mehr Leichtigkeit durchs Leben gehen ...
Mein Partner (der lieber ein Haus sein Eigen nennt), packt tatkräftig mit an, aber ich stelle fest, dass es eindeutig mir leichter fällt, mich von Hausrat, Büchern, Briefen, altem Schriftverkehr oder von bereits über viele Jahre nicht mehr gespielten Videokassetten zu verabschieden. Den Kleiderkasten habe ich schon vor längerem wieder einmal kritisch beäugt und einiges weggeräumt.
Im Leben gibt es nur eine Gewissheit - dass nichts bleibt, wie es ist. Und genau in dieser Hinsicht erleben wir auch viele Unsicherheiten, innere und äußere Bewegtheiten und Stürme, wir stellen uns Fragen - oder wir weichen ihnen aus. Wir beschäftigen uns mit Visionen und Träumen - je nach Situation, nach Charakter, nach Eigenheiten, nach Lebenserfahrungen, Glaubenssätzen und Prägungen, usw.
#Menschen #Leben #Chance Fotos: C* - Erinnerungen bleiben ... Einblick auf ein herrliches Grundstück mit schmucker Villa unweit des Millstätter Sees, Kärnten -
Ausblick auf den Millstätter See, von unserer wundervollen gemieteten Hütte aus (fernab von Lärm und Menschen). Mir bedeutet ein größerer See (und davon gibt es in Österreich ganz einzigartige, in großartige Landschaften eingebettet) durchaus ein "heimisches Meer" ...
liebe c stern, herzlichen dank für deinen kommentar zu unserem umzug und auch für diesen klugen beitrag hier. er spricht mir voll aus dem herzen und jetzt, da wir uns schon ein wenig in der neuen umgebung eingewöhnt haben, noch viel mehr. es ist wunderbar zu fuß mal eben zum einkaufen, zur post, zur bank zu gehen oder abends mal zum italiener zu schlendern um eine kleinigkeit zu essen oder einen wein zu trinken. da ich aus meinem zimmer einen sehr schönen weitblick über kleingärten habe, vermisse ich den garten nicht sehr, schon gar nicht die arbeit darin. im gegenteil, wie du schriebst, kann er auch, wie auch das haus, eine große belastung sein - und die war es in…
Genau, C. Stern, wenn kein Meer zugegen ist, kann auch ein See diese Weite darstellen:
zum Meditieren, Träumen und immer wieder auch mit den alltäglichen Veränderungen klarkommen...
Lieben Abendgruss,
Brigitte