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Koffer packen



Ich verspüre den Wunsch, den wohl wahren Worten des großen Schauspielers noch eigene Gedanken anzufügen: Solange man fit und gesund ist, kann man das Alter auch genießen. Und solange ein Mensch nette Gesellschaft hat und sich nicht einsam fühlt, wird er wohl gerne leben.


Die vergangenen Wochen habe ich in großer Unruhe verbracht - innerlich wie äußerlich. Es ist viel passiert seit Anfang März. Aus einer sehr lange ersehnten Urlaubsreise, die mir etwas Abstand bringen sollte zu einem anstrengenden Familienleben, wurde in der geplanten Weise nichts. Mein Gefühl, dass ich wohl zuhause bleiben sollte, wurde von der Realität bestätigt, als mein Vater tatsächlich wenige Tage später sehr auf meine Hilfe angewiesen sein sollte. Sein mehr als zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt verlief überraschend positiv, dies war auch einem ganz tollen Team zu verdanken, das ihn medizinisch und menschlich gut auffangen konnte. Und vor allem hatte er sich tatsächlich auch meine Abschiedsworte an dem für mich so anstrengenden Aufnahmetag zu Herzen genommen.

Trotzdem war spätestens, allerspätestens seit seiner letzten Sturzserie klar, dass er nun um ein neues Zuhause nicht herumkommt. Wir haben so lange wie möglich damit zugewartet, ihn tatsächlich für einige Seniorenwohnheime freischalten zu lassen, aber mehrere Gespräche mit Fachleuten haben klargemacht, dass es fahrlässig wäre, wenn er weiter in seiner Wohnung bleiben würde. Mein Vater wird zwar täglich morgens und abends bestens von Mitarbeiter*innen eines mobilen Pflegedienstes versorgt, aber in der Zeit dazwischen kann einfach zuviel passieren, auch, weil er zunehmend unkonzentrierter und verwirrter wird. Es fiel eine riesige Last von mir ab, als ich letzte Woche den erlösenden Anruf erhielt, dass mein Vater tatsächlich einen Heimplatz bekommen hat! Es sind Tränen geflossen - meine Tränen - Erleichterung und Dankbarkeit haben sich ihre Wege gebahnt!


Am Wochenende haben wir in friedlicher Eintracht und in aller Ruhe alles zurechtgelegt und verpackt, was er zum Einzug in wenigen Tagen mitnehmen möchte. Allein diese kooperative Haltung war eine große Erleichterung für mich! (Das kann sich auch ganz schnell wieder ändern, seine Launen orientieren sich, so scheint's, gerne an seinem Wechselblutdruck ...)


Sehr groß waren in den letzten Tagen auch unsere Sorgen um unsere Mutter. Auch sie wurde Ende voriger Woche aus dem Krankenhaus entlassen, allerdings mit noch sehr auffälligen Wassereinlagerungen in ihren Füßen. Völlig apathisch - aufgrund der vielen Schmerzmittel und der Antibiotika, die ihre äußerst schmerzhaften Entzündungen bekämpfen sollen - schlief sie meist auch tagsüber tief und fest und sie reagierte kaum auf meine Worte und das sanfte Streicheln ihrer Hände. Wenn sie kurz ihre Augen öffnete, blickte sie mich auf ganz eigentümliche Weise an - eine Weise, die mir Angst machte. Ich konnte spüren und auch sehen, wie sehr ihr Körper zu kämpfen hat.


Wie sehr ich mir wünsche, dass es meiner Mutter, deren Hände noch immer schmerzen und ganz blau von vielen Infusionen sind, bald wieder so gut geht, sodass sie an den in ihrem Wohnheim angebotenen Aktivitäten wieder teilnehmen kann! Ich höre ihr gerne beim Singen zu, daran beteiligt sie sich nämlich ganz eifrig.

Und meinem Vater, ihm wünsche ich, dass er seine neue Umgebung gut nützen kann - er hat jetzt ebenfalls die Chance, neue Kontakte zu schließen und diese auch zu pflegen!


"Altern bedeutet zweierlei: Leben ausschöpfen und Leben loslassen. Dieses Zweierlei kann eine große Spannung mit sich bringen, kann furchtbar - aber auch fruchtbar sein", mit diesen Worten leitet Ingrid Riedel ihr Buch "Die innere Freiheit des Alterns" ein. Es liegt schon ein paar Jahre ungelesen in der elterlichen Wohnung herum, gestern habe ich es in meine Tasche getan. Ich werde ein bisschen darin schmökern ...


#Kinder #Eltern Foto: Pixabay, Peter H

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