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Gelebte Menschlichkeit



Nossrat Peseschkian (1933 geboren im Iran, 2010 verstorben in Deutschland) gilt als Begründer der Positiven Psychotherapie.

"PPT ist eine Form der humanistischen psychodynamischen Psychotherapie und basiert auf einer positiven Auffassung der menschlichen Natur. Es handelt sich um eine integrative Methode, die humanistische, systemische, psychodynamische und kognitiv-behaviorale Elemente umfasst. Es gibt in zwanzig Ländern Zentren und Ausbildungsmöglichkeiten (Stand: 2024)." (Quelle: Wikipedia)

Ich durfte Nossrat Peseschkian anlässlich des Vortrages über Positive Partnerschaft im Jahr 1996 begegnen - ich war begeistert von seiner menschlichen Haltung und habe einiges daraus mitgenommen.

Nach Dr. Peseschkian wird die rechte Hirnhälfte als orientalischer Teil unseres Gehirns bezeichnet, die linke hingegen als okzidentaler Teil. Wundersam, dass also jeder Mensch den Orient wie auch den Okzident in sich trägt, jedoch je nach Kultur mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Auch als sehr humorvollen und verständnisvollen Mittler zwischen Orient und Okzident habe ich Nossrat Peseschkian erlebt.

Ganz typisch für den Neurologen, Psychiater und Psychotherapeuten war, Zitate, Weisheiten und Geschichten in seine Arbeit einfließen zu lassen. Eine dieser Geschichten, die ich im Buch Steter Tropfen höhlt den Stein, Mikrotraumen - Das Drama der kleinen Verletzungen gelesen habe, fand Eingang in meinen Artikel Das bewahrte Kind.


In seinem Blick auf eine sogenannte positive Partnerschaft machte er klar, dass in einer derart gelebten Partnerschaft beide Partner in der Lage sind, ihre gemeinsamen Herausforderungen zu bearbeiten.

Stellen wir uns einen Mann vor, der nach Hause kommt, seine Frau hat einen Kuchen gebacken und mit 15 Kerzen liebevoll verziert. Der Mann ist verwundert und fragt: "Hat denn heute jemand Geburtstag?" Seine Frau lächelt und antwortet: "Ja, mein Wintermantel wird heute 15 Jahre alt."

Ein Schwimmtrainer beschreibt die Leistung seiner Mannschaft:

"Unsere Mannschaft hat zwar nicht gewonnen, es ist aber auch niemand ertrunken." Diese Gelassenheit ist alles andere als typisch für unsere auf Hochleistungen und Konkurrenz aufbauende Kultur, täte uns aber oftmals sehr gut.

Das Wunderbare: Orient und Okzident brauchen jeweils die Gegenströmung, sie brauchen sich gegenseitig. Darauf könnte doch ein Weltfrieden aufbauen!


Ich wurde wieder auf Nossrat Peseschkian aufmerksam, weil vor einigen Tagen ein Mann mit gleichem Nachnamen, nämlich Massud Peseschkian, die Wahl zum Präsidenten des Iran gewonnen hat. Als Herzchirurg hat sich dieser Mann vor seiner Zeit in der Politik im besten Sinne mit den Herzen seiner Mitmenschen beschäftigt. Massud Peseschkian hat zweifelsohne große Ambitionen, aber wohl kaum mehr als minimalen Spielraum, um die leidgeprüften Menschen in seinem Land in eine gerechtere, menschlichere und schönere Zukunft zu führen. Wünschen wir dem neuen Präsidenten jedenfalls viel Kraft und Gesundheit und vor allem: Viel Glück!

Zwei Spielfilme habe ich in den letzten Jahren gesehen, die zeigen, welcher Gewalt, welchen harschen, haarsträubenden und zutiefst menschenverachtenden Gesetzen und Vorgaben Menschen - vor allem Frauen - im Iran ausgesetzt sind, ich empfehle beide Filme, hier mein Einblick zu Holy Spider sowie zu Yalda - Nacht der Vergebung.



Foto: C* - im Märchenkeller am Pöstlingberg, Linz / Donau

Dornröschen wird von einem tapferen Prinzen nach hundertjährigem Schlaf mit einem Kuss von ihrem unfreiwilligen Schlaf erlöst.

12 Kommentare

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12 Comments


Rosa Ananitschev
Rosa Ananitschev
Jul 13

Gewalt und Liebe schließen einander aus. Und doch wird Menschen so viel Schlimmes angetan – von ihresgleichen, im Namen der Liebe … „Positive Partnerschaft“ klingt gut und die kleinen Beispiele zeigen, wie sie funktionieren kann. 😊

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C*
C*
Jul 13
Replying to

Im missbrauchten(!) Namen der Liebe wird vielen Menschen unsagbar Schlimmes angetan.

Ja, so eine Partnerschaft ist eine glückliche, denn diese Paare haben gelernt, ihre Sprache wertschätzend zu verwenden.

Herzliche Grüße!

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Roswitha
Roswitha
Jul 09

da hoffe ich mal wider besseres wissen, dass sich etwas ändert im iran. irgendwie ändert sich ja alles mal, nur wann? wir können mit liebe vieles schaffen, aber wir dürfen auch unsere kraft zeigen, auch konsequenzen aufzeigen. herzlichen gruß, roswitha

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C*
C*
Jul 09
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Ich finde es immer wieder überaus befremdlich, dass wenige alte und verbitterte Herren ein ganzes Volk in Schach halten können - und das können sie nur, weil sie genug Befehlshörige bei denen haben, die zu Waffen greifen.

Ich bin gespannt, wie sich dieses Land entwickelt. Man fragt sich ja nur, wo man auf dieser Welt zuerst Kraft zeigen soll, überall Brandherde, Bürgerkriege und Kriege, noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie gegenwärtig.

Herzliche Grüße machen sich auf den Weg zu Dir!

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piri_
Jul 09

Danke, mir fällt mal wieder nichts G’scheites ein, nur dass man mit Liebe so viel schaffen kann! Manchmal muss man aber kämpfen - ist das auch schon Gewalt?

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C*
C*
Jul 09
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Mit Liebe ist unfassbar Vieles möglich, nur fällt das den Menschen leider nicht immer rechtzeitig ein ...

Kämpfen ist sooft von Krämpfen und Ungemach umgeben - ich zeige lieber für etwas mit meinem Einsatz Flagge, nehme Haltung ein. Dort, wo es möglich ist ...

Herzliche Grüße zu Dir!

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Kleiner Staudengarten
Kleiner Staudengarten
Jul 09

Vielen Dank für diesen denkwürdigen Beitrag über den Begründer der positiven Psychotherapie ...hoffen wir, dass ein wenig mehr Menschlichkeit im Iran durch den neuen Präsidenten einkehren kann, obwohl die Zweifel daran ja mehr als berechtigt sind.

Lieben Gruß von Marita, die dir einen schönen Sommertag wünscht.

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C*
C*
Jul 09
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Solange die erzkonservativen Mullahs das Sagen haben, wird es schwierig sein, progressiv und im Sinne der Menschen zu agieren. Dennoch, kleine Schritte werden wohl gemacht werden können - das Volk in dieser Region unserer Welt muss sich leider sehr in Geduld üben. Mir tut es immer sehr leid, schreckliche Dinge mitzubekommen, denn gerade der Orient war uns vor einigen Jahrhunderten noch in vielen Bereichen vollkommen überlegen. Es gab soviel staunenswerte Kunst, Kultur und Wissenschaft!

Herzliche Grüße zu Dir!

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gudrunebert
Jul 09

Vielen, vielen Dank für deinen Beitrag. Ich werde die Zitate und auch die Geschichten mitnehmen. Das jetzt bei dir zu lesen, gibt mir viel Kraft. Egal, ob es um kleine zwischenmenschliche Probleme geht, oder um die um die Weltpolitik: Es gibt immer gewaltfreie Lösungen. Davon bin ich überzeugt.

Vor einiger Zeit schrieb man mir in einen Bolg-Kommentar, dass es wegen solchen Pazifisten wie mir Kriege gibt. Zuerst war ich baff, dann wütend. Heute, mit Abstand, hätte ich bessere Antworten darauf.

Das Foto aus dem Märchenkeller gefällt mir sehr und erinnert mich daran, wie ich mit Kindergruppen erkundet habe, woran sich Dornröschen denn gestochen hat. Zum Dank haben mir die Kinder dann das Lied vom Dornröschen vorgesungen. Das war ein feiner…

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C*
C*
Jul 09
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Wegen friedlich eingestellter Menschen gibt es ganz sicherlich keine Kriege - wer schreibt wohl nur solchen Blödsinn an Dich?! Ganz im Gegenteil, wer Kriege ausruft und sich nur friedlichen Menschen gegenübersieht, der hat keine Chance, einen Krieg zu führen. Es klingt naiv, aber die Rechnung ginge auf. Wir müssten nur sehr früh ansetzen, nämlich als Vorbilder für unsere Jüngsten. Wer lernt, verinnerlicht, glaubt und weiß, dass jedes Menschenleben kostbar ist, der wird es nicht vernichten.

Es freut mich, dass ich Dir auch mit meinem Foto eine Freude bereiten kann. Ja, der Märchenkeller verzaubert viele Menschen.

Ich schicke herzliche Grüße auf die Reise! C Stern

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