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Der Vorname



Schon bevor ein Kind geboren wird, beschäftigen sich Eltern mit der Namenswahl. Ich vermute, dass es üblicherweise die Mütter sind, welche darüber früh nachdenken und wohl auch die letztgültige Entscheidung treffen.

Meistens wird in unserem Kulturkreis, der christlichen Tradition folgend, ein Kind im Beisein von Verwandten und Freunden getauft. Ein Akt, den ich mit Abstand zur Römisch-Katholischen Kirche immer häufiger hinterfragt habe. Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass ein Mensch selbst entscheiden sollte, ob er Mitglied einer Religionsgemeinschaft werden möchte. Dennoch habe ich in den letzten zehn Jahren drei Taufen erlebt, die ich als sehr achtsam ausgeführt empfunden habe, berührende Willkommensfeiern für zweifellos willkommene Kinder.

Die außergewöhnlichste Tauffeier fand in einer kleinen Schifferkapelle statt, die Taufe selbst wurde direkt am Ufer des Flusses vollzogen. Ursprünglicher und schöner hätte diese Taufe nicht sein können, wenngleich es im Vorfeld Diskussionen zwischen den Eltern und Großeltern des Täuflings gab. Der Grund: Die Namenswahl.


Im Laufe meines früheren Berufes bin ich unzähligen Vornamen begegnet, auch solchen, deren Wahl ich hinterfragt habe. Weil ich glaube, dass Vornamen aus guten Gründen mit Bedacht gewählt werden sollten. Ich habe so einiges an Intoleranz gegenüber Namen (für Kinder, die in Österreich geboren wurden) erlebt, die nicht in unserem Kulturkreis verankert sind. Nicht selten gab es Tränen, weil Kinder andere Kinder hänselten und deren Vornamen mit Wortspielchen verdrehten: So wurde bei "Hurem" ein Buchstabe weggelassen und bei "Enes" wurde ebenso boshaft an den Buchstaben gedreht, bis sich derart gehänselte Kinder so gewaltvoll zur Wehr setzten, dass Pädagog*innen die Streitenden voneinander trennen mussten.

Seit etwa dreißig Jahren beschäftige ich mich immer wieder mit Vornamen, ihren ursprünglichen Bedeutungen, mit ihrer Herkunft und mit Assoziationen, die sie bei mir wecken. Ganz sicher hat dieses Interesse auch damit zu tun, dass ich lange Zeit mit meinem eigenen Vornamen gehadert habe. Ich habe ihn in seiner Schreibweise immer wieder verändert, abgekürzt - daraus abgeleitete Spitznamen mochte ich nicht so besonders. Wie konnten meine Eltern nur? Doch diese Irritationen sind mittlerweile Vergangenheit.


Eine kuriose Geschichte noch rund um Namensgebungen, väterliche Voraussicht inklusive, doch ich muss zunächst ein bisschen ausholen:

Udo Proksch (1934 - 2001, Pseudonym: Serge Kirchhofer) kennt man in Österreich. Ein Mann, der einst der Ost-Spionage bezichtigt wurde, und der sich im Dunstkreis von (hauptsächlich) SPÖ-, aber auch ÖVP-Politikern größer aufblies, als er war. Am traurigen Höhepunkt seiner manchmal seltsamen Lebensstationen wurde er zum verurteilten Mehrfach-Mörder. Viele Promis und SPÖ-Politiker*innen, seine Freund*innen und Weggefährt*innen, hielten dies übrigens nicht für möglich.

Es heißt, der Alte, Bruno Kreisky, habe sich einst sogar Minister von Proksch vorschlagen lassen. Ab 1974 war der ehemalige Schweinehirt und Brillendesigner Udo Proksch Besitzer der legendären Hofzuckerbäckerei Demel und Gründer des Clubs 45, einer ominösen Seilschaft von Politikern. (Wie er es vollbrachte, keinen einzigen eigenen Schilling dafür in die Hand zu nehmen, kann in Hans Pretterebner's Recherche "Der Fall Lucona" nachgelesen werden. Diese Dokumentation ist hochspannend und brisant wie ein Krimi, dessen Handlungen international angesiedelt sind.)

Auch in der Weltpolitik pflegte er gute Kontakte, mit Nikita Chruschtschow und König Hussein von Jordanien etwa schloss er früh Bekanntschaft.

Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen war Udo Proksch auch Liebling der Frauen (obwohl er diese nicht sonderlich gut behandelt hat). Er schlief sich durch zahlreiche Betten von Frauen, die entweder öffentlich bekannt waren oder / und einen finanzkräftigen Background hatten. So zeugte er auch vier Kinder (die offizielle Version), das fünfte Kind (ein Sohn), dürfte er wohl nicht selbst gezeugt haben, dennoch gab er sich Mühe bei der Namenswahl: Proksch gab dem Jungen den Namen Stefan Drusius Ingomar, was sich laut Proksch zu Dr. Ing. abkürzen lassen sollte. Titel ohne Studium also, was für eine Idee!


Sind Namen mehr als Schall und Rauch?

Aus meiner Sicht kann ein Name gar nicht Schall und Rauch sein, denn auch abseits von allerhand numerologischen Berechnungen (die wohl viele Menschen für außergewöhnlich oder sogar für befremdlich und verzichtbar halten) verbindet man mit Namen Geschichten, Erlebnisse, Eindrücke, usw. Nicht selten hatte und habe ich den Eindruck, dass Namensentscheidungen auch mit historischen Ereignissen in Verbindung gebracht werden können: Ich denke da an ein besonders dunkles Kapitel in Österreichs Geschichte. Damals waren die Vornamen der Nazi-Kumpanen rund um einen gewissen Führer namens Adolf sehr populär. Auch abseits dieser Betrachtungsweise ist es mir völlig befremdlich, dass Eltern ihren Kindern Namen ins Leben mitgeben, die nur noch eine Aufeinanderfolge von Zahlen und Buchstaben sind. (Immerhin, in Österreich gibt es die nicht gerade günstige Möglichkeit, den ungeliebten Namen in einen Wunschnamen zu ändern.)

"Die Begriffe 'Chantalismus' und 'Kevinismus' sind seit den 2000er Jahren verwendete Bezeichnungen für das Auftreten ungewöhnlicher, nicht deutsch klingender Vornamen in deutschen Familien ohne erkennbaren Migrationshintergrund." (Quelle: Wikipedia)

Namen sind definitiv Türöffner, wie sie auch Türen geschlossen halten können, sie können eine Quelle für ganz unterschiedliche Vorurteile sein - das ist inzwischen sogar Forschungsgegenstand.

Als 'Emilismus' bezeichnet der Autor Jan Weiler das Phänomen des verstärkten Wiederauftretens von traditionellen Vornamen, ein wahrer Gegentrend zu exotischen oder angloamerikanischen Vornamen.


Penny McLean ist der Künstlername einer Frau, die nach eigenen Angaben als Gertrud Wirschinger aufwuchs (im Internet finde ich Hinweise auf "Gertrude"). Ihr Buch "Numerologie und Namen" habe ich erstmals vor annähernd zwanzig Jahren gelesen und mich auch ein bisschen mit numerologischen Berechnungen von Namen beschäftigt. So habe ich immer wieder feststellen können, dass jeder einzelne Buchstabe die Schwingung und auch die Wirkung eines Namens verändert. Mittlerweile habe ich ganz brauchbare Programme im Internet entdeckt, das manchmal nicht ganz unkomplizierte Rechnen kann man sich ersparen - sofern man sich überhaupt auf diese Weise mit Namen beschäftigen möchte.


C Stern (C*) ist mein Name, der es mir ermöglicht, über sehr persönliche, mitunter auch sehr schmerzhafte Dinge aus meinem Leben in meinen beiden privaten Blogs zu schreiben. Auch aus Rücksicht auf meine Familie habe ich diesen Namen gewählt, der doch bei genauerer Betrachtung einiges über mich aussagt: Ich fühle mich als Kind der Sterne, zutiefst verbunden mit dem Universum und seinen Inspirationen für mein Leben.


Fotos: C* - Mein Lieblingskirchlein, in dem sich eine wunderschöne Krypta befindet. Die für mich schönste Bergkirche und Kirche überhaupt, ein wunderbar stiller Ort, an dem eine Taufe stattfinden kann. Die Quelle (Bild, Mitte) wird als Augenquelle angeführt und eine "Freudenträne Gottes" genannt, ihr wird heilende Wirkung nachgesagt.

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