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Das Salzkammergut und seine Reichtümer - ein Touristenmagnet und seine Folgen


Hallstatt - schon seit längerem ringe ich mit mir, eine Zugreise an einen der schönsten Plätze (unter vielen anderen), die das oberösterreichische Salzkammergut zu bieten hat, zu wagen. Was mich lange davon abgehalten hat, diesen besonders zauberhaften Ort zu betreten, sind die Touristenmassen, die sich tagein, tagaus durch die engen, verwinkelten Gässchen schieben.

Ich halte mir deshalb schon vor unserem Ausflug einige wichtige Aspekte vor Augen: Hallstatt mit seinen knapp 750 EinwohnerInnen hat jährlich bis zu 900.000 TouristInnen aus aller Welt zu verkraften! In meine Leidenschaft und Begeisterung für alte Gemäuer, umgeben von atemberaubender Natur, mischt sich immer wieder mein Mitgefühl mit jenen, die an solchen außergewöhnlichen Plätzen ihr Leben verbringen.

In den letzten Jahren wurde über den zunehmenden Massentourismus - abseits eines sanften Tourismus - in Österreich durchaus auch emotional diskutiert. Es gibt viele Einheimische, die natürlich von den Ausgaben, die Touristen tätigen, gut leben können. Andererseits gibt es nicht wenige Einheimische, die unter zunehmendem Lärm und einer nicht zu übersehbaren Umweltverschmutzung leiden. Auch die Privatsphäre von Menschen wird mitunter massiv gestört - gerade in Hallstatt stellt dieser Punkt ein großes Problem dar.

In dieser Diskussion einen tragfähigen Kompromiss zu finden, ist für Verantwortliche in der Tourismusbranche eine große Herausforderung. Und gerade in Zeiten des Coronavirus werden die kritischen Stimmen noch lauter, da die Verbreitung des Virus gerade durch unzählige Touristenströme hervorragend beschleunigt wird.

Es gibt definitiv mehrere Regionen und Orte in Österreich, wo diskutiert wird, strengere Regelungen einzuführen, um dem sogenannten "Overtourism" eine klare Absage zu erteilen. In Hallstatt finden diese Diskussionen unter den BewohnerInnen tatsächlich seit einigen Jahren statt, da der Tagestourismus besonders boomt. Derzeit finden sich in Hallstatt fast keine Touristen aus dem asiatischen Raum, was die Ströme durch die Straßen jedoch kaum auflockert, denn es ziehen unzählige Staunende aus Österreich und den Nachbarländern durch die Gassen. (In China ist die Begeisterung über Hallstatt übrigens derart ausgeprägt, dass in einer südchinesischen Provinz eine Wohnsiedlung errichtet wurde, die dem Ortskern von Hallstatt nachmodelliert wurde.)

Doch heute kann ich es - bei perfekten Temperaturen für so einen Ausflug - kaum erwarten und so nehme ich mit großer Vorfreude im Zug Platz, der uns durch das Salzkammergut bringen wird.

Ins Salzkammergut lässt es sich herrlich mit dem Zug reisen!

Die Bahngleise sind in eine beeindruckende Landschaft eingebettet und so ist es dem Reisenden gegönnt, entspannte Blicke auf die vorbeiziehenden Ortschaften zu werfen, wobei ein angenehmes Reisetempo die genussreichen Ausblicke zweifellos unterstützt.

Von Norden her kommend, schlägt das sich an prachtvoller Natur erfreuende Herz spätestens seit dem Anblick des Traunsees und des imposanten Traunsteins höher!

Weiter auf der Strecke fahren wir an Bad Ischl vorbei, jener Stadt, deren Aufstieg zur Kurstadt bereits Anfang des 19. Jahrhunderts begann. Auch die Gebiete rund um Gosau und Bad Goisern gelten als landschaftliche Augenweiden - das Salzkammergut darf mit Dankbarkeit und großer Freude als ein an unzähligen Naturwundern reiches Stück Österreich bezeichnet werden! Hier fehlt es dem Natur- und Kulturfreund an nichts: Große und kleine Seen begeistern ebenso wie beeindruckende Bergwelten, liebliche Ortschaften und verträumte Städtchen.

Nach einer entspannten Anreise verlassen wir den Zug und nehmen auf einem kleinen Schiff Platz, das uns sicher an unser Ziel bringt: Meine Begeisterung für diesen so schmucken Ort findet hörbar Ausdruck!

Auf sicherem Boden gelandet, gelangen wir in nur wenigen Minuten an unsere ersten Aussichtsplätzchen, die sich bei der auf einem Felsen gelegenen katholischen Pfarrkirche an mehreren Stellen ergeben. Leider gelingt es uns nicht, das so berühmte Beinhaus zu betreten, dafür sind dann doch zu viele Schaulustige dorthin unterwegs.

Der Ausblick auf diesen Ort, der sich Haus an Haus ganz dicht an schroffe Felswände schmiegt, ist einfach wundervoll! Auch saftig grüne Baumriesen sind uns ganz nah und bieten Hallstatt einen bemerkenswerten Hintergrund. Unser Ausblick gilt auch der evangelischen Kirche - der Glaube der Menschen hat das Ortsbild entscheidend geprägt, zwei Kirchen sind in beeindruckender Erscheinung im Zentrum angesiedelt: Einst konnten die beiden Glaubensgemeinschaften nicht so friedvoll wie in der Gegenwart nebeneinander bestehen. Im Jahr 1734 mussten rund 300 Protestanten ihre Häuser auf Salzzillen verlassen und nach Siebenbürgen auswandern. Erst das Toleranzpatent Kaiser Josephs II. erlaubte den Protestanten eine - wenn auch eingeschränkte - Ausübung ihrer Religion.

Wir verlassen unsere Aussichtsplätze und wenden uns wieder in Richtung des Ortskerns. Unseren Weg hinab nehmen wir mit Bedacht und leise über die "Bedeckte Stiege", die uns auf eine bisher noch nie gesehene und so ungewöhnliche Art und Weise an hübschen Wohnungseingängen vorbeiführt.

An manchen Plätzen im Ort stoßen wir auch auf Hinweisschilder, dass die Bewohner Hallstatts um Respekt bitten, und auch dazu auffordern, keine Zigaretten wegzuwerfen: Es besteht nämlich akute Brandgefahr aufgrund der vielen alten Holzhäuser, die dem Zentrum eine so besondere Ausstrahlung verleihen. Erst Ende 2019 gab es einen Großbrand mitten in Hallstatt, doch die Renovierung der umliegenden Häuser ist rasch gelungen. Dennoch erinnert eine Baulücke noch immer an diese schreckliche Nacht.

Nach unserer Mittagsrast verlassen wir den Ortskern und nur wenige Gehminuten entfernt entdecken wir wunderbare stille Straßen mit herrlichen Häusern und Häuschen. Die Menschen, die dort wohnen, dürften von den Touristenmassen wohl weitgehend verschont bleiben! Hier finden sich auch einige kleinere Pensionen, in denen Zimmer vermietet werden.

Von unserem Bankerl aus lassen wir unsere Blicke noch einmal rundum schweifen und sind auch besonders angetan von Schloss Grub, das ein grünes Platzerl in Alleinlage für sich beansprucht.

Langsam, aber sicher, wird es leider Zeit, uns wieder in Richtung unseres Schiffes zu begeben, das uns zurück zum Bahnhof bringen wird.

Für mich hat sich diese Reise jedenfalls gelohnt - auch, wenn ich meistens Orte der Stille bevorzuge.

Wir konnten einen sehr schönen Tag genießen, der in jeder Hinsicht sehr geeignet war für unser Vorhaben.

Ein Tipp zum Schluss: Wer mit dem Zug reist, sollte besonders darauf achten, dass für den Reisetag keine zu sommerlichen Temperaturen prognostiziert sind - denn es muss im Zug natürlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, was bei Hitze besonders unangenehm wäre. Die Klimaanlage funktioniert nämlich nicht immer! Dennoch empfehle ich sehr die Reise mit den Österreichischen Bundesbahnen!

Hier Gedankenreiches zu Gegenden, die zur inneren Einkehr einladen:


Zeit und Raum, um über Architektur zu staunen:

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