(Fotos: groß - Hotellobby
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Albertina - "Afua: Der Weg", Michela Ghisetti; Albertina - "Black Hat 2", Alex Katz)
Ich entdecke so gerne ...
Wie üblich bin ich mit dem Zug nach Wien gereist - herrlich, diese Reise bereits als Entschleunigung erleben zu dürfen! Angeregt durch begeisterte Beschreibungen von Reisenden habe ich trotz größtem Respekt vor Höhen ein Zimmer im 16. Stock eines Hotels unweit des Hauptbahnhofs gebucht, auf einen spektakulären Ausblick auf Wien hoffend - und: Ich wurde nicht enttäuscht!
Wien wird als eine Stadt mit sehr hoher Lebensqualität erlebt - es wird dem Langzeit-Landeshauptmann und -Bürgermeister Michael Häupl nachgesagt, dass er Wien zur pulsierenden Metropole und Weltstadt mutieren ließ - natürlich auch mit den damit einhergehenden Herausforderungen! Sein Vorgänger, Helmut Zilk, kann sicherlich als ein Wegbereiter angesehen werden.
Mit derzeit rund 1,9 Millionen EinwohnerInnen ist Wien die zweitgrößte Großstadt im deutschsprachigen Raum, dieser Aspekt verlangt zweifelsohne auch nach ausreichend Wohnraum. Großartig, dass trotz vieler Wohnbauprojekte die Natur letztendlich nicht zurückgedrängt wird, was klarerweise auch der Ausdauer von kritischen und protestwilligen BürgerInnen zu verdanken ist. Auch müssen Neubauprojekte so geplant werden, dass die Realisierungen dem berühmten architektonischen Charme dieser Stadt nichts anhaben können, der natürlich in die Zeit der Habsburger zurückreicht.
Seit 2017 gefährdet ein Hochhausprojekt am Heumarkt den Status des Welterbes, die Wogen in der Bevölkerung und in der Politik gehen hoch, es wird heftig gerungen. Von der UNESCO wird eine sogenannte "Rote Liste des gefährdeten Welterbes" geführt. Das Hochhausprojekt findet sich darauf, was Hoffnung verleiht, dass dieses Projekt gestoppt werden kann, da die Aufmerksamkeit bereits eine internationale ist. Ziel der UNESCO ist, Stätten des Naturerbes und des Kulturerbes vor Zerstörung oder Beeinträchtigung zu schützen.
Ausgangspunkt für ein wahrhaft buntes Wien-Wochenende voller Highlights war eine Vision, die sich auf wundersame Weise erfüllt hat: Loreena McKennitt hat auf ihrer musikalischen Reise unter dem Titel "Lost Souls" auch in Wien Station gemacht - ich habe meine Chance, diese einzigartige Künstlerin endlich auch einmal live zu erleben, genützt. Mit ihrer Sopranstimme und ihrem sinnlichen Zugang zu großen Meistern der Worte, wie etwa Shakespeare, vermag sie eine betörende und zu Herzen gehende Stimmung aufzubauen, wie sie von niemand anderem auf diese Weise erzeugt werden kann. Eines meiner liebsten Stücke ist "Dante's Prayer", ein Song, der im legendären Konzert "Nights from the Alhambra" besonders eindringlich unter meine Haut ging.
Eine hervorragende Einstimmung auf diesen so außergewöhnlichen Abend gelang bei der Besichtigung des Alpengartens des Schlosses Belvedere, den ich inmitten der Großstadt als eine wahre Oase der Schönheit begeistert aufgenommen habe. Bunt und mit vielen Schmetterlingen zeigt er sich bereits, der Frühling! Auch Bonsai-LiebhaberInnen können hier wahrhaftig staunen!
Ebenso durfte die Albertina bei diesem Wien-Besuch nicht ausgelassen werden. Vier Stunden folgte ich begeistert den Spuren von allergrößten Malern wie Rubens, Waldmüller, Makart oder auch jenen von Monet und Picasso, um nur einige zu nennen. Eine Fotoausstellung, die einige Arbeiten des Fotografen Manfred Willmann zeigt, beeindruckte mich durch ihren Bezug zum ungeschönten Alltäglichen und den Fokus auf Details
Ein Hochgenuss war es auch, mich durch die Prunkräume der Albertina zu staunen! Zweifelsohne hat die Albertina seit ihrer Grundsteinlegung im Jahre 1744, durch Kaiserin Maria Theresia initiiert, eine wechselvolle Geschichte erlebt.
Wien beeindruckt nicht nur durch unzählige Orte, an denen Kunst & Kultur auf höchstem Niveau erlebt werden können, diese Stadt bietet auch vieles, wenn man seinen Gaumen erfreuen möchte:
Diesmal führte mich meine Neugierde in ein unnachahmlich gemütliches Generationenkaffeehaus unweit des Naschmarktes, in dem "Omas" und "Opas" zusammen mit einigen jungen Menschen ihre Gäste verzaubern - wobei hier die Omas und Opas den Kochlöffel schwingen! Als Gast kann man ein einzigartiges Wohlgefühl inmitten von Omas Sofas, Deckchen und Tassen erleben - sicherlich werden an diesem Ort auch einige Klischees bedient, doch wer möchte sich nicht von verführerischen Düften frischgebackener Mehlspeisen einhüllen lassen? Es hält einen nicht lange am Sofa, man muss raschestmöglich die Kuchen-, Rouladen- und Tortenauswahl erkunden - gebacken wird hier tatsächlich mit wahrer Lust & Liebe!
Überhaupt hat die Kaffeehauskultur in Wien einen großen Stellenwert, so berichtete bereits Stefan Zweig darüber, dass das Wiener Kaffeehaus eine derart besondere Institution darstelle, sodass sie mit keiner anderen verglichen werden könne. Das Kaffeehaus wurde und wird von SchriftstellerInnen und JournalistInnen genutzt, so wie es auch für Geschäftsbesprechungen gerne genutzt wird.
(Foto: Café Savoy, eines der wohl stilvollsten Kaffeehäuser Wiens)
Eine - für mich ungewöhnliche - weitere Entdeckungsreise bei diesem Wien-Besuch führte an einen Ort, den ich üblicherweise eher scheue, doch der Zentralfriedhof darf jedenfalls als ausgedehnte Kunststätte für Bildhauer und Steinmetze gelten: Einige Bildhauer schufen gar ihr eigenes Grabmal, wie etwa Alfred Hrdlicka. Mit einer Fläche von 2,5 km² fasst der Zentralfriedhof ca. 330.000 Gräber und gilt somit als einer der größten Friedhöfe Europas; rund 3 Millionen Verstorbene haben bislang hier ihre letzte Ruhe gefunden.
Unbedingt Aufmerksamkeit zollen sollte man auch der Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus, einen Blick auf die wunderschöne blaue Kuppel und andere Sehenswürdigkeiten will man bei einer Innenraumbesichtigung wohl nicht versäumen.
Der Zentralfriedhof gilt auch als Naturoase, so bietet er unterschiedlichen Tierarten einen Lebensraum: Mit etwas Glück kann man Hamster ebenso beobachten wie Turmfalken, Seidenschwänze, Laubfrösche, Hasen, Rehe, Fasane und andere tierische Lebewesen.
Ich freue mich auf mein nächstes Wiedersehen mit Wien!
(Foto groß: www.pixabay.com
links oben: zu den Ehrengräbern geht es am besten durch Tor 2 und 3 des Zentralfriedhofes
rechts oben: künstlerisch inszenierte Grabstätten von div. Familien
links unten: Grabstätte von Johann Strauss (Sohn), der noch immer verehrt wird
rechts unten: Ehrengrab für Carl Ritter von Ghega, Erbauer der Semmeringbahn
Mitte: das Wiener Riesenrad im Prater, ein echtes Wiener Wahrzeichen - für mich ein Symbol, das "Rad des Lebens")