Wir leben in einer lieb(e)losen Gesellschaft. Je deutlicher wir die Abwesenheit von Liebe fühlen, umso mehr wird sich der Mensch nach dieser wohl wichtigsten Nahrung für die Seele sehnen.
Ein Mensch, der keinen liebevollen Umgang mit sich selbst hat, wird diese Liebe sehr wahrscheinlich krampfhaft im Außen suchen: Ein anderer Mensch hat diese so schmerzhafte Leere zu füllen. Insofern ist die Einschätzung des Psychologen Peter Lauster bestätigt, denn wer sich nicht selbst Gutes tun kann, wem Selbstachtung und Selbstliebe fehlen, der wird ein Sein mit sich selbst kaum ertragen. Sehr wahrscheinlich ist, dass in Folge dieses Alleinseins, das wohl viel deutlicher noch als Einsamkeit empfunden wird, falsche Erwartungen an eine Zweisamkeit entstehen.
Wie kommt es, dass Menschen in der Entfaltung ihrer Fähigkeit, einerseits zu lieben und andererseits Liebe zuzulassen, blockiert sind? Liebe lässt sich nicht über den Verstand leiten, sie ist Ausdruck eines Gefühls. Liebe reift in aller Freiwilligkeit und lässt sich nicht erzwingen. Liebe ist eine Herzensverbindung zwischen zwei Menschen, eine Brücke, deren Tragfähigkeit gleichzeitig auch gepflegt werden muss.
Heimat zu haben und Geborgenheit zu fühlen, sind zutiefst menschliche Grundbedürfnisse: Sich verwurzelt zu fühlen, gibt Halt im Leben!
Erstmalige Gelegenheit, Liebe zu erfahren, ergibt sich im Leben eines Babys. Ich will glauben, dass ein Kind voller Liebe geboren wird.
Wenn diese Liebe von den Eltern allerdings nicht gelebt wird, erfährt ein Kind starke Zweifel - an sich und an der Welt. Es wird sehr wahrscheinlich verzweifelt Mittel und Wege suchen, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe zu erfahren. Das Kind wird glauben, dass es etwas geben müsse, um geliebt zu werden: So wird die Überzeugung gestärkt, dass Liebe etwas sei, das erworben werden müsse. Dass Liebe etwas sei, das verdient werden müsse.
Der Film "Systemsprenger" zeigt deutlich, welche Wege verzweifelte Kinder auf sich nehmen, um die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Eltern zu erlangen. Ein Kind, das sich nicht geliebt fühlt, wird kaum Heimat und Geborgenheit kennenlernen. Es wird kaum Resilienz entwickeln können oder sehr schwer darum ringen.
Wenn Liebe frei fließen soll, braucht es einen ungehinderten, in beide Richtungen stabilen Kreislauf aus Schenken und Annehmen. So wird ein Aufbruch aus der Heimat für niemanden zu einer Bedrohung, sondern zu einer Reise, wo der Weg in einer Rückkehr seine Vollendung findet.
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