Gestern, auf meinen Wegen durch die Stadt Linz, quere ich den sogenannten OK Platz und entdecke eine neue Skulptur. Ich war schon länger nicht mehr vor Ort, weshalb mir die Bedeutung der Audio-Skulptur "5 vor 12. Unerhörter Widerstand" erst bewusst wird, als ich durch sie hindurchgehe. Ich höre Hinweise auf Frauen, die Widerstand gegen das NS-Regime geleistet haben. Plötzlich geht eine gut gekleidete ältere Dame an mir vorbei, die sich durch die Installation und ihre Bedeutung belästigt fühlt und dies laut kundtut: "Wos muass i ma des anhörn!", gibt sie empört von sich. Leider gelingt es mir nicht mehr, diese Frau einzuholen, ich hätte sie gerne gefragt, warum sie so reagiert hat.
Jeden Samstag um 5 vor 12 Uhr ist an diesem Ort ein lauter Aufschrei zu hören, gewidmet jeweils einer Frau, indem ihr Name sowie der Ort und die Art ihrer Widerstandshandlung genannt werden. Inmitten der Stadt wird also nun an die kaum beachtete Rolle von Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime erinnert.
Es gibt nicht mehr viele Überlebende dieser Zeit. Es ist nun an der Zeit, mit unseren Möglichkeiten des Erinnerns unter die Menschen zu gehen.
Vor genau 80 Jahren kam es in der Gegend, in der ich lebe, zur sogenannten "Mühlviertler Hasenjagd". Mein Vater, Jahrgang 1938, kann sich daran erinnern. Auf den Feldern sah er im Februar 1945 Männer herumirren, unterkühlt, ausgemergelt und verzweifelt. Einmal sah er sie sogar im Vorhaus des bäuerlichen Hauses seiner Eltern, besonders erinnert er sich daran, dass sie keine Schuhe trugen, ihre Füße waren nur in Fetzen gehüllt: Es waren russische Soldaten, die aus dem KZ Mauthausen ausgebrochen waren und bei allen Menschen darum flehten, nicht verraten zu werden.
Diese von vielen Grausamkeiten begleitete Vergangenheit beschäftigt mich immer wieder und natürlich habe ich die heutige Gedenkstätte im KZ Mauthausen als junge Erwachsene auch betreten. Den beeindruckenden, unter dem Regisseur Andreas Gruber entstandenen Spielfilm über die Ereignisse rund um diese so grausame Menschenjagd möchte ich an dieser Stelle empfehlen. Gerade in unserer Gegenwart macht er auch Hoffnung, eine Hoffnung auf wahre und gelebte Menschlichkeit.
#Filmtipps Foto: C * - in Wien, Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Ostarrichi-Park vor der Österreichischen Nationalbank
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