... zu einem weiteren dunklen Kapitel der NS-Diktatur!
Ich möchte in diesem Artikel dem furchtbaren Schicksal jener Frauen Raum geben, deren Körper und Seelen auf unvorstellbare Art und Weise geschändet wurden. Ein dunkles Kapitel, das nicht verschwiegen werden darf.
Ein Ausflug führte wieder einmal an einen meiner Lieblingsplätze, in den Botanischen Garten der Stadt Linz.
Dieser einzigartige Platz ist auch ein gerne besuchter Veranstaltungsort für Konzerte sowie ein beliebter Ausstellungsort für Kunst.
Im Sommer 2020 reifte bei Timna Brauer anlässlich eines Konzertes im Botanischen Garten die Idee der Errichtung eines Mahnmals gleich neben den historischen Stollen.
"Das Konzentrationslager Linz II war ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen in Linz. Es bestand vom 21. Februar 1944 bis Kriegsende im Mai 1945. Insgesamt wurden 380 Häftlinge in das Lager eingewiesen, acht Häftlinge starben im Lager. Beinahe die Hälfte der Häftlinge wurde wegen Krankheit oder Erschöpfung in das Stammlager Mauthausen bzw. in das KZ Gusen deportiert. Die Gefangenen mussten vor allem beim Bau von unterirdischen Luftschutzstollen arbeiten." (Auszug aus Wikipedia)
Ursprünglich sollte das Mahnmal von Arik Brauer gefertigt werden, der allerdings hochbetagt, aber dennoch überraschend verstarb. So hat sich seine Tochter, Timna Brauer, die ebenfalls als Künstlerin vielseitig aktiv ist, mit Unterstützung der Keramikkünstlerin Sabine Berchtold an die Fertigung der Büste gewagt. In einem monatelangen Schaffensprozess gelang Timna Brauer ein mich berührendes Werk, das vor einigen Wochen im Botanischen Garten enthüllt wurde.
Mit der Errichtung dieses Mahnmals setzt die Stadt Linz ein weiteres Erinnerungszeichen im Botanischen Garten im Sinne der Aufarbeitung der eigenen NS-Geschichte.
Die Büste der Ohnmacht gilt als Mahnmal für das Nebenlager des KZ Mauthausen, das Außenlager Linz II, und symbolisiert die Zwangsprostitution im KZ Mauthausen.
Ein weiblicher Körper, aus Keramik geformt, eine Schwangerschaft offenbarend - mit Feuersteinen versehen, die Timna Brauer im Laufe mehrerer Jahre auf den Karmelhügeln im Norden Israels gesammelt hat. Die unregelmäßige Anordnung der Steine soll den Eindruck einer aufgerissenen Bluse vermitteln. Der kopflose Frauenkörper weist darauf hin, dass die Frauen auf ihre Körper reduziert wurden. Inspiriert wurde die Künstlerin von Rose Ausländer's Gedicht.
Im Juni 1942 wurde auf Weisung von Heinrich Himmler das erste Häftlingsbordell im KZ Mauthausen errichtet, wenige Monate später folgte das KZ Gusen. Damit sollte ein "Leistungsanreiz" für männliche privilegierte Häftlinge geschaffen werden, um so die Rüstungsindustrie besser vorantreiben zu können. Die Zwangsprostituierten erhielten ausnahmsweise Zugang zu guter Nahrung und guter Kleidung, um abends den Freiern zur Verfügung zu stehen.
Erst in den 1990er Jahren wurde damit begonnen, dieses Thema aufzuarbeiten.
Die Geschichte der Zwangsprostitution in den Bordellen der Konzentrationslager ist eine sehr üble und äußerst unheilvolle; auch, weil man heute weiß, dass die Frauen, die zur Prostitution gezwungen wurden, häufig schwanger wurden. Es ist bekannt, dass alle Frauen zur Abtreibung gezwungen wurden und einige infolge dieser Eingriffe auch verstarben.
Im Jahr 2016 machte die Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ruth Klüger anlässlich des Holocaust-Gedenktages erstmals auf das Schicksal einer Gruppe von insgesamt etwa 200 Häftlingsfrauen aufmerksam.
"Die Frauen waren ständig in Gefahr, krank oder schwanger zu werden, durch einen serienmäßigen Geschlechtsverkehr, der jeweils höchstens 20 Minuten dauern durfte, während draußen vor der Baracke schon eine Schlange wartender Männer stand", so Ruth Klüger.
Bis heute sind diese Frauen nicht als Opfer anerkannt. Groß war stets auch die lebenslange Scham der Frauen.
Ich möchte an dieser Stelle auch auf einen Artikel hinweisen, den ich anlässlich einer Ausstellung über die "Gerechten unter den Völkern" verfasst habe.
Gewalt führt niemals zu Frieden - meiner Überzeugung verleihe ich in einem weiteren Artikel Ausdruck.
Fotos: C*
Ein interessanter Beitrag über ein Thema, das mich immer wieder, immer noch interessiert, mich eigentlich schon mein Leben lang begleitet. Warum das so ist, habe ich noch nicht herausgefunden. Im ersten Moment wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass diese Büsten mit KZ-Bordellen zu tun haben können - dafür scheinen sie mir fast zu ästhetisch. Wirklich beurteilen kann ich as natürlich nicht, da ich die Büsten nicht in Natura gesehen habe. Daher sind deine Anmerkungen sehr aufschlussreich. Danke und herzliche Grüße
es ist schon ein sehr schlimmes Kapitel
und immer noch ist das Schänden von Frauen
eine düstere Seite eines Krieges
gerade wieder präsent in der Ukraine :(
liebe Grüße
Rosi