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Tintenfischalarm



Tintenfischalarm ist ein Dokumentarfilm über Alex Jürgen, der Film der Regisseurin Elisabeth Scharang folgt verschiedenen Stationen in Alex Jürgens Leben.

Als Alex Jürgen zwei Jahre alt war, entschieden die Ärzte, seine Intersexualität chirurgisch zu korrigieren. Mit sechs Jahren erfolgte die Penisamputation, mit zehn Jahren wurden ihm die Hoden entfernt. Alex sollte fortan als Mädchen aufwachsen.

"Erst mit 12 Jahren, als Alex versucht, ein Tampon zu benutzen und scheitert, erkennt sie, dass mit ihrem Geschlecht etwas nicht stimmt – zu diesem Zeitpunkt wird sie von ihren Eltern eingeweiht. Mit 16 Jahren erfolgt eine Vaginalplastik und danach eine schwere körperliche und seelische Krise: Bei Alex wird im Alter von 19 Jahren Leukämie diagnostiziert. Nach einer Stammzellenspende des Bruders folgen drei Jahre im Rollstuhl.

Alex und die Filmemacherin Scharang lernen einander 2002 kennen, als Alex bei einer von Scharang moderierten FM4-Radiosendung anruft und die Geschichte erstmals öffentlich erzählt. Danach folgen mehrere persönliche Treffen und die Entscheidung, eine Dokumentation zu drehen. Für den Film begleitete Scharang ihren Protagonisten über drei Jahre hinweg mit der Kamera. Sie nimmt in der Dokumentation nicht nur die Position der Beobachterin ein, vielmehr ist sie öfters in Zwiegesprächen mit Alex vor der Kamera zu sehen. ... Im Jahr 2003 beschließt Alex, künftig als intersexueller Mann leben zu wollen und dafür auch einen weiteren chirurgischen Eingriff in Kauf nehmen zu wollen: die Amputation der durch die weiblichen Hormone gewachsenen Brüste." (Quelle: Wikipedia)


Alex Jürgen ist als Aktivist in Österreich sehr bekannt. Der Film hat mich sehr erschüttert, für mich bleibt die dringende Botschaft, dass es falsch ist, als Eltern sowie als Ärzte und Ärztinnen über das Geschlecht eines Kindes zu entscheiden. Österreich steht zurecht in der Kritik, weil es hierzulande gesetzlich noch möglich ist, diese Entscheidung für ein Kind treffen zu dürfen.

"Am 09.06.2021 hat sich der Gleichbehandlungsausschuss einstimmig für den Schutz von intergeschlechtlichen Kindern vor medizinischen Eingriffen ausgesprochen. Damit soll sich die Situation nach langjährigen Forderungen für Betroffene zukünftig nun endlich verbessern. Zuletzt wurde Österreich 2020 von dem UN-Ausschuss für Rechte des Kindes dazu aufgefordert, nicht notwendige Eingriffe an intergeschlechtlichen Kindern zu unterbinden. Plattformen wie vimö und HOSI, die sich aktiv für die Rechte von intergeschlechtlichen Menschen einsetzen, fordern nun eine rasche rechtliche Umsetzung und ein entsprechendes gesetzliches Verbot.

Der Wandel der medizinischen Betreuung

In der Vergangenheit, seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts, war ein nicht eindeutig zuordnungsbares Geschlecht Indikation für eine geschlechtsangleichende Operation, üblicherweise möglichst bald nach der Geburt. Einer der großen Verfechter dieser Praxis, John Money, begründete diese damals mit einer verbesserten psychischen Entwicklung der Kinder, wenn sie eindeutig einem Geschlecht zugeordnet seien. Fallgeschichten von Betroffenen legen heute das Gegenteil nahe, viele Interpersonen finden sich mit dem ihnen zugeordneten Geschlecht nicht zurecht oder leiden unter einer späten Aufklärung über die Behandlungen im Kindesalter." (Quelle: ÖH Med Wien)

Hier auch mein Hinweis auf das Schicksal der Lili Elbe (Link zu einem sehr lesenswerten Artikel), die als Einar Wegener in Dänemark geboren wurde. Die weltweit erste Geschlechtsumwandlung, die im Jahr 1930 mit einer ersten OP begann, war auch Stoff für einen Spielfilm - The Danish Girl -, in dem Eddie Redmayne ganz wunderbar diese vielschichtige Persönlichkeit mimt.


Warum poste ich dieses Thema heute?

Der Juni gilt weltweit als Pride-Monat, es gibt daher derzeit auch sehr aufschlussreiche Dokumentationen und Filme zu sehen.


LGBTQIA+ meint "Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Intersexual and Asexual".

Inzwischen ist es auch muslimischen Menschen ein Anliegen, auf ihre Lage öffentlich aufmerksam zu machen. Wie ich finde, ist dies außerordentlich mutig!


Ich möchte an dieser Stelle auch noch auf den Spielfilm Milk aufmerksam machen. Sowohl der Inhalt wie auch die schauspielerische Leistung von Sean Penn überzeugten mich schon einige Male vollends. Harvey Milk fand einen gewaltsamen Tod, er wurde 1978 vom ehemaligen Stadtrat Dan White im Rathaus von San Francisco erschossen.


#Filmtipps Foto: Pixabay, Gerd Altmann

2 Kommentare

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2 comentarios


gudrunebert
22 jun

Keiner weiß, wie sich die Gefühlswelt der betroffenen Heranwachsenden entwickeln wird und so kann auch keiner, wefer Eltern, noch Ärzte die Entscheidung fällen. Die Betroffenen haben es manchmal nicht leicht, sich zu finden. Es ist gut, wenn sie begleitet werden auf ihrem Weg und nicht gegängelt.

Ich finde es gut, dass du solche Themen aufgreifst, weil ich denke, da ist noch eine Menge zu tun. Der Beitrag hat mich sehr betroffen gemacht.

Liebe Grüße

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C*
C*
22 jun
Contestando a

Ich danke Dir vor Herzen für Deine Rückmeldung, sie ist sehr wichtig für mich. Ich weiß, dass es sich hierbei nicht um ein Wohlfühlthema handelt, aber - wie Du es beschreibst: Das Thema ist wichtig, sehr wichtig.

In Ö wird lt. Angaben von "Betroffenen" die Zahl der intersexuell lebenden Menschen mit ca. 160.000 eingeschätzt. Bis 2018 gab es hierzulande nur die Option, als Mann oder Frau zu leben.

Alex Jürgens unermüdlicher Arbeit ist es zu danken, dass sich hier etwas geändert hat: Es gibt nun auch die Bezeichnung "inter" und das ist gut und richtig so, sollte selbstverständlich sein - seit Mitte September 2020 gibt es hierzulande insgesamt sechs Optionen zur Geschlechtseintragung: weiblich, männlich, inter, divers, offen oder "keine Angabe"…

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