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einfach ich




Ungeschminkte Wahrheit - derzeit voll im Trend!

Schminke, jahrelang habe ich mich nicht ohne Make-up aus dem Haus begeben. Habe mich ohne zu nackt gefühlt, unvollständig.

Mein blasses Gesicht bot öfter Anlass zu (mir distanzlos erscheinenden) Fragen: "Siehst heute so blass aus, ist dir nicht gut?" Ob das immer nur zum Ausdruck gebrachte Besorgnis war, von den Schlangen in der Schlangengrube? Eher nein, wenn ich meine Erfahrungen mit den Damen reflektiere.


Dieses Kapitel gehört schon länger der Vergangenheit an, erfreulicherweise. Und ich habe längst ein neues Selbstverständnis entwickelt. Ich fühle mich inzwischen auch ohne Make-up vollständig. Und meine Haut dankt mir ihr freies Dasein mit Frische und mehr Strahlkraft. Einzig frisches Wasser am Morgen, im Winter Kälteschutz aufgetragen, Haare frisch geföhnt, ein sanfter Lidstrich. Das war's. So verlasse ich das Haus.

Und wie ich höre und sehe, befinde ich mich in prominenter Gesellschaft. Schon länger verzichten Hollywood-Frauen in ihrem Alltag auf Make-up, manche auch auf Haarfarbe - Natürlichkeit ist zum neuesten Trend erhoben. Spätestens zu glamourösen Auftritten wird dann allerdings doch wieder zu Pinsel und Make-up gegriffen.

Noch weiter ging Pamela Anderson, vollkommen nackt im Gesicht, nicht einmal einen Lidstrich aufgetragen, so lief sie auf der Fashion Week vorigen Herbst in Paris. "Ein Abenteuer in Paris mit frischen Augen ... Schönheit liegt in der Selbstannahme, Unvollkommenheit und Liebe," meinte Pam. Der Mut zu einem Look, der vielleicht eine ganze Generation prägen könnte, meinen so manche Medien. Immerhin, es ist Pamela Anderson, der Vamp glorreicher(?) Baywatch-Zeiten, die dieses von sich gibt. Viele finden das mutig, auch schauspielernde Kolleginnen. Ich frage mich: Muss Frau dafür tatsächlich mutig sein? Ich glaube, das einfach ich ist ein wunderbares Zeichen dafür, zu unserer jeweils eigenen Weiblichkeit und individuellen Persönlichkeit gefunden zu haben. Jenseits von fremden Vorstellungen und Vorgaben, gespeist aus so vielen unterschiedlichen Vorstellungen von Menschen über Schönheit.

Vielleicht empfindet sich die eine oder andere Gesichtsnackte aber tatsächlich als mutig, denn unsere Gesellschaft ist eine, die sich grausam an Oberflächlichkeiten festkrallt. Und das Prekäre: Besonders Frauen reißen sich darum, andere Frauen zu bewerten, schlecht zu machen, übel aussehen zu lassen. Äußerst abstoßend, wie ich finde: Eine Krähe hackt sehr wohl der anderen ein Auge aus!


Veränderungen, ein Umdenken, ein Sich-(Neu-)Annehmen, dies alles bedarf wohl bei vielen Menschen eines Vorbildes. So wird ein natürliches, ungeschminktes Gesicht gefeiert und zum Trend. Die Schönheitsbranche hat allerdings dagegen schon wieder ein Rezept parat: den Nude-Look. Beim Nude-Look wird mit sanften Farbtönen so raffiniert geschminkt, dass das geschminkte Gesicht natürlich wirkt. In den Kassen der Schönheitsbranche soll es doch wohl bitte weiter klingeln.

Ich finde auch dezent und gut geschminkte Frauen sehr schön, wenn sie damit ihr Wohlgefühl, ihr Bei-Sich-Angekommensein ausstrahlen. Allerdings, wo dies nicht der Fall ist, da hilft auch kein Make-up: Es wird nicht übertünchen, wenn dahinter eine unglückliche Persönlichkeit steckt. Denn Make-up erschafft keinen innerlich anderen Menschen, es schafft allerdings ein öffentliches Bild - und wir betätigen darüber sooft unsere Fantasie und Vorstellungen.


Blue eyes

Baby′s got blue eyes

Like a deep blue sea

On a blue, blue day

.

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.

(Elton John, Gary Anthony Osborne)



Foto: C*, Albertina, April 2019

16 Kommentare

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Unergründlich?

16 Comments


Mano Ka
Mano Ka
Jan 15

dein beitrag spricht mir wirklich aus der seele. ich war schon immer ein sehr blasser, hellhäutiger typ und habe mich selten geschminkt. ich bekam so, so oft sprüche wie "du siehst aber heute schlecht aus"! oder "geht es dir nicht gut?" oder "bist du krank?" zu hören. meist war das sogar fürsorglich gemeint, aber es hat mich immer gleich schlechter fühlen lassen als es mir tatsächlich ging. heute antworte ich auf solche äußerungen lächelnd mit "es geht mir blendend", um den ton gleich in eine andere richtung zu lenken. damit geht es mir selbst auch sofort viel, viel besser.

schön, wie du beschreibst, wie die industrie gleich alles für sich einnimmt und "looks" daraus kreiert. das ist in der mode…

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C*
C*
Jan 15
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Liebe Mano,

herzlichen Dank für Deine Rückmeldung - ganz selten, aber doch treffe ich Frauen, denen es so geht wie mir: Bei denen dieses Insistieren bewirkt, dass sie sich daraufhin nicht so toll fühlen. Es muss Frau nicht "schlecht" gehen, nur, weil sie blass ist. Blässe ist ein natürlicher Hautton, Punkt. Es soll auch vorkommen, dass Frauen unter ihrem Blutverlust leiden - und es können unzählige andere Gründe sein.

Es gab und gibt Momente, wo ich selbst eine Frau angesprochen habe / anspreche, aber nur unter vier Augen und sehr diskret, und wenn ich "wusste" / "weiß", dass ich richtig lag / liege. Diesbezüglich habe ich mitunter ganz tiefe Begegnungen erlebt, die dann teilweise in echten Lebenserzählungen gemündet sind. Ich…

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Joana Doe
Joana Doe
Jan 14

Ja, es scheint zu funktionieren. LG Myriade

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C*
C*
Jan 14
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❤️lich willkommen, liebe Myriade - ich freue mich sehr, dass Du hier bist!

Späte liebe Grüße zu Dir!

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Xx Xx
Xx Xx
Jan 14

ich habe mir noch selten die Mühe gemacht mich zu schminken

früher mal.. etwas Lidschatten .. Augenbrauen nachgezogen

etwas make up .. ganz selten einen Lippenstift

meist auch nur wenn irgend ein Ereignis anstand

später war mir das zu viel Gedöns und auch zu teuer ;)

ich muss ja niemandem mehr gefallen

einen Friseur habe ich auch schon mindestens 30 Jahre nicht mehr besucht

viel Geld und Zeit gespart ;)


liebe Grüße

Rosi


https://rumpelkammerxxl.blogspot.com

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C*
C*
Jan 14
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Liebe Rosi,

wie immer wir es damit halten, was sich auf unserem Kopf oder in unserem Gesicht befindet - das, was zählt, ist, dass wir selbst damit im Frieden sind.

Was mir immer leid tut, ist, wenn sich junge Frauen mit Selbstoptimierung unendlich quälen - ich sehe und höre, sie verwenden viel Sorgfalt für ihr Äußeres und trotzdem werten sie sich permanent selbst ab. Das kann leider auch krankhaft werden, wir lesen und hören ja davon: Bulimie, Magersucht, ...

Ich grüße herzlich ins Nachbarland! C Stern

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Jutta Urbat
Jutta Urbat
Jan 14

Zuerst möchte ich noch etwas zum Fotografieren schreiben, weil es mir da nämlich genauso geht, wie dir. Ich habe in der Familie auch so ein/zwei Paparazzi, die es einfach nicht lassen können. Du musst dich irgendwo hinstellen, blöd in die Kamera grinsen und kneifst die Augen zu, weil dich die Sonne blendet. Weigerst du dich, triffst du immer auf völliges Unverständnis.

Meine Selfies waren bisher so, das ich sie nie gezeigt hätte. Das liegt einfach daran, weil ich nicht wusste, wie ich es machen sollte. Dieses eine Video, von dem ich gesprochen habe, war wirklich das, was mir geholfen hat. Das Licht ist bei solchen Aufnahmen das Wichtigste und ein Stativ ist unbedingt notwendig.


Über das Schminken oder Nichtschminken könnte…


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C*
C*
Jan 14
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Vielen Dank, liebe Jutta, für Deine Gedanken!

Genau so kannte / kenne ich das auch, es wurde / wird nicht verstanden, wenn man nicht fotografiert werden möchte. Ich habe mich noch nie wirklich wohl vor der Kamera gefühlt, es war mir auch in diesen Momenten oft ein unangenehmes und unfreiwilliges "Im-Mittelpunkt-Stehen". Als Kind habe ich dann halt oft Faxen gemacht, gerade auch dann, wenn gefilmt wurde.


Es gehört Standfestigkeit dazu, ein zu "Sich-Selbst-Stehen", zu tun, was einem behagt, egal, wie wir bei den Dingen des Lebens entscheiden. Definitiv, auch für mich ist ausschlaggebend, mich mit mir selbst wohlzufühlen, während des Tuns wie auch im Ergebnis.

Was bei mir ebenfalls dazu geführt hat, mich weitgehend von Schminke zu verabschieden, das waren…


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Brigitte Fuchs
Brigitte Fuchs
Jan 14

Make-up


Je farbloser ich mich fühle desto gewagter fällt mein

Make-up aus

Und manchmal färbt ein wenig davon nach innen ab


B.F. aus "An und für sich" (Gedichte, Glendyn, Aarau)

Aber ich muss dazu ergänzen, dass ich mich offenbar schon lange nicht mehr wirklich farblos gefühlt habe. :--)

Einen lieben Sonntagsgruss,

Brigitte


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C*
C*
Jan 14
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Vielen Dank, liebe Brigitte,

dass Du hier Dein Gedicht präsentierst 😍

Es erinnert mich daran, dass mein Make-up in meinen Sturm- und Drangjahren sehr auffällig war. Dazu auch meine Punk-Frisur :-) Tonnenweise Haarspray ...

Mein so sanftes Wesen wollte sich nicht gleich zu erkennen geben, ich fühlte mich sehr verletzlich. Ich glaube, meine verwegene Buntheit hat mir damals einen Schutz nach außen ermöglicht, aber letztendlich mich innerlich nicht verändert: Wenn allerdings ein bisschen was nach innen abgefärbt ist, dann war das sicher hilfreich.

Herzliche Grüße in einen farbenfrohen Sonntag! C Stern

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