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Bald ist wieder Opernball ...



... und dieser ist heuer wieder ein gesellschaftliches Highlight in dieser wunderschönen Stadt an der Donau. Nach zwei Jahren Corona-Pause darf der berühmteste aller österreichischen Baumeister, nun schon neunzigjährig und wahrlich ein Original (von dem man halten kann, was man will), also wieder einen Stargast mit in seine Loge nehmen: Diesmal ist es Jane Fonda - sie ist wahrlich mutig! Die Frau hat Verstand und Intellekt - ich wäre gerne eine (unsichtbare!) Fliege, wenn sie von Richard Lugner in seinem schauderbaren Englisch durch Wien gelotst wird ... :-)

Ja, der Mörtel, wie er auch genannt wird, der hatte schon mitunter seine liebe Not mit seinen meist weiblichen Gästen. Dabei stieß seine Wahl bei den Ballorganisatorinnen nicht immer auf viel Verständnis: Für ziemlich viel Schrecken sorgte seinerzeit Grace Jones, die sich deutlich vernehmbar mit ihrem Lover in einer Nische vergnügte. Auch eine Italienerin - einst Freundin eines gewissen George Clooney und Werbegirl - sorgte für Aufregung, als sich anlässlich eines wilden Tänzchens mit dem flotten Richie ein Buserl aus dem Kleidchen stahl. "Oben ohne", am Opernball, das gibt's dann doch eher selten zu sehen. Befragt man den betagten Herrn, der aber immer noch recht jugendlich sein möchte (und sich vor dem Ball von seinem Beauty-Doc zurechtspritzen lässt), nach seinem Lieblingsgast, gerät er ins Schwärmen: So bekommt man zu hören, dass er niemals einen beeindruckenderen Gast hatte als die großartige Sophia Loren. Wenn man sich seine bunte Gästeliste zu Gemüte führt, dann kann man nicht wirklich einen gemeinsamen Nenner unter den vielen Damen und wenigen Herren festmachen. Ganz sicher kann man allerdings Überlegungen dahingehend anstellen, dass Herr Lugner allgemein ein recht auffälliges Verhalten (freundlich formuliert!) in seinem Umgang mit der Damenwelt an den Tag legt: Er wird nicht müde, von seinen "Tierchen" zu schwärmen (manchmal auch über sie zu schimpfen), als die er seine private Frauen-Entourage bezeichnet. Solcherart Gehabe finde ich eindeutig entbehrlich.

Soviel zum Red Carpet. Keine Angst, mehr wird es von mir dazu nicht geben ... ist man von mir doch auch ernsthaftere Themen gewöhnt! (Eigentlich wollte ich gar nicht soviel darüber schreiben, es ist mir einfach nur so glatt von den Tasten gegangen! Besser aber eine glatte Tastatur als ein glattes Tanzparkett ...)


Aber gerne noch ein paar andere Informationen zu diesem Ereignis, das schließlich ein sehr wichtiges für die großartigen Künstler*innen an der Wiener Staatsoper ist.

Demgemäß sind immer ein paar ausgewählte Künstler*innen mit imposanten Auftritten in die Eröffnungsszenen eingebunden. Unvergessen Anna Netrebko (zu besseren Zeiten ...), als sie im Jahr 2007 in einer hübschen Kutsche von einem Fiaker-Schimmel in den blumenprächtig geschmückten Ballsaal gezogen wurde und von der Kutsche aus mit ihrer gewaltigen Stimme den Ball einleitete. Wenn also Musik tatsächlich die Wellenlänge ist, auf der sich Engel unterhalten, dann sind diese reizenden Wesen am 16. Februar dieses Jahres tatsächlich wieder bestens vertreten im schönsten Ballsaal der Welt, wie der Wiener mit stolz geschwellter Brust gerne der Welt - wem sonst? - verkündet.


Usus ist es an diesem Abend auch, dass nach der gesanglichen Darbietung eine Eröffnung durch Debütantinnen und Debütanten erfolgt. Bewerbungen aus der ganzen Welt werden dabei berücksichtigt, und man darf auch getrost davon ausgehen, dass sich im sogenannten Jungdamen- und Herrenkomitee recht illustre Namen befinden. Absolut erfreulich und vor allem wichtig finde ich in diesem Zusammenhang, dass man sich in den letzten Jahren darauf besonnen hat, auch das Thema Inklusion aufzunehmen: Die Freude, die sich auf den Gesichtern jener jungen Menschen spiegelt, die den Ball aufgeregt eröffnen, reicht auch in mein Herz.

Nach einer geglückten Darbietung des Komitees heißt es schließlich, was Tanzwütige jedes Mal sehnlichst erwarten: "Alles Walzer!"


Am Opernball war ich natürlich noch nie live dabei und dort werde ich auch in Zukunft nie anzutreffen sein. Es ist auch nicht anzunehmen, dass mich der Liebste mal mit Ballkarten überraschen wird. Die Oper habe ich allerdings schon anlässlich einer aufschlussreichen Führung besucht, man sollte das wunderschöne Haus während eines Aufenthaltes in Wien jedenfalls auch von innen besichtigen! Im Herzen des ersten Bezirks liegt die Staatsoper in bester Nachbarschaft zu anderen prächtigen alten Bauten, die Wien weltweit so beliebt machen.

Sehen und gesehen werden, das ist bei den Damen am Ballabend wohl das Hauptmotto - und allein schon vom Betrachten des sich kaum weiterbewegenden Gewalzes im Eingangsbereich, und wie sich die manchmal gar sehr auffällig gekleideten Menschen auf der Feststiege drängen, könnte ich Platzangst bekommen! Dafür 350 Euro auszugeben - für eine einzige Karte, wohlgemerkt -, das halte ich in der Tat für äußerst dekadent. Wirft man noch einen Blick auf die Buffetpreise, könnte man meinen, auf dieser Welt gibt es keine Probleme! Allerdings möchte ich doch nicht ganz außer Acht lassen, dass sich am Opernball stets auch zahlreiche politische Gäste aus aller Welt einfinden und sich vermutlich das eine oder andere klärende Gespräch ergibt. Jedenfalls wird genau das gerne behauptet! Die österreichische Bundesregierung und ebenso der Bundespräsident sind also mit ihren jeweiligen Gästen aus Politik und Kunst stets vor Ort. Die Welt wird man aber leider auch an diesem Abend nicht retten können ...

Den Abend des Opernballs werde ich gemütlich auf der Couch verbringen - als Gast bei Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz in der Fernsehloge. Die beiden mag ich, sie kommentieren immer recht launig. Es macht Spaß, ihnen auf ORF zuzuhören und zuzusehen. Da werden so manche Schmankerl aus der Mottenkiste des Fernsehens geholt. Das Publikum wurde auch schon wiederholt an den ehemaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky erinnert, der dem Opernball wahrlich nie allzuviel abgewinnen konnte. Ehemals gab er brummend dieses Statement von sich: "Es ist eine Rache der Geschichte, dass die einst jungen Revolutionäre nun auf ihre alten Tage befrackt und mit Orden behangen auf Bälle gehen müssen, um dort zu repräsentieren."


Allerdings: Schon vor etwa 200 Jahren hat man in Wien erkannt, dass es sich auch am Tanzparkett gut politisch parlieren lässt. Ein sehr bekannter Operettenfilm hat sich dieses Themas angenommen, "Der Kongress tanzt", 1931 unter der Mitwirkung von jüdischen Künstlern entstanden, was dazu führte, dass der Film von den Nazis im Oktober 1937 verboten wurde.

Ich durfte mich vor einigen Tagen wieder davon überzeugen, dass mich mit Wien tatsächlich eine unvergängliche Freude an unzähligen alten Prachtbauten verbindet. Und ich dachte mir wieder - wie schon so oft: Mit dem Zug ist es wirklich nur ein Katzensprung, nach Wien zu reisen, warum mache ich diesen Ausflug nicht öfter?

An dieser Stelle der Vollständigkeit halber noch eine Anmerkung zu meinem Engel, dem ich ganz zufällig begegnet bin. Auf unseren Wegen bin ich über einen sehr hübschen Laden gestolpert, dessen Tür ich einfach öffnen musste: Im Inneren ein Feuerwerk an Farben, fröhliche Kleidungsstücke, bunte Stoffe, nette Dekostücke, alles aus dem lateinamerikanischen Raum, da konnte ich nicht widerstehen! Mein Engel ist aus Guatemala eingeflogen :-)


Teil 2 meiner Gedanken zu Wien und seinen Schauplätzen ist auf meinem Blog Seelenbilder platziert - es gilt, u.a. noch ein zartes rosa Geheimnis zu lüften und ein bisschen über eine äußerst sehenswerte Welt des Wissens zu berichten.

Aus guten Gründen weist der Bericht mehr Ernsthaftigkeit auf, denn er beschäftigt sich im Grunde mit der österreichischen Seele ...


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