Jody Kantor und Meghan Twohey - zwei Frauen, die als Investigativ-Journalistinnen Frauen dazu verholfen haben, sich gegen ihren Peiniger namens Harvey Weinstein zu wehren. Ob die beiden Journalistinnen die Welle, die sie losgetreten haben, vorausahnen konnten? Jody Kantor und Meghan Twohey haben mit ihrer investigativen Arbeit eine weltweite #MeToo-Bewegung*) ausgelöst, die unmittelbar dazu geführt hat, frauenfeindliche und -schädigende Gepflogenheiten in Kunst- und Kulturstätten, in Unternehmen, in Organisationen oder auch in der Sportwelt näher zu untersuchen. Im Zuge dieser Bewegung fühl(t)en sich erstmals in vielen Ländern Frauen ermutigt, auf ihre prekären Situationen hinzuweisen und für ihre Rechte zu kämpfen. (Was sexuelle Gewalt in kirchlichen Institutionen betrifft, habe ich diese gesondert thematisiert.)
Der Film "She Said" von Maria Schrader basiert auf dem 2019 erschienenen gleichnamigen Sachbuch der beiden Journalistinnen. Der Film feierte erst vor einigen Wochen seine Premiere in New York. Es befremdet mich einigermaßen, dass er gerade in den USA nicht besonders erfolgreich lief, was mich umso mehr erstaunt, weil der Film tatsächlich sehr spannend ist, selbst, wenn man den Ausgang der Recherchen zu kennen glaubt. Man sollte meinen, besonders Frauen wüssten zu schätzen, was Jody Kantor und Meghan Twohey mit ihren Recherchen erreicht haben.
Die Regisseurin hat den Film faktentreu umgesetzt, er erzeugt Emotionen und Beklemmungsgefühle, und dies auch, weil überdeutlich wird, dass selbst Männer in Führungspositionen bei Miramax und bei TWC in Angst vor Harvey Weinstein erstarrten. Von einem toxischen Arbeitsumfeld ist im Film die Rede, auch von einem systemischen Machtmissbrauch - und genau so ein Umfeld macht es Tätern leicht, sich ungeniert auf verbale und / oder auch körperliche Weise an Frauen heranzumachen. In einem toxischen Umfeld ist bereits viel Menschlichkeit und menschliche Zugewandtheit abhanden gekommen, jede/r achtet nur noch darauf, selbst nicht unter diverse Räder zu geraten - perfekte Gegebenheiten also für Männer mit äußerst miesen Absichten.
Den Film kann ich jedenfalls sehr empfehlen, auch in schauspielerischer Hinsicht halte ich ihn für absolut gelungen. Ich kann nicht anders, als diesem engagierten Film ein interessiertes Publikum zu wünschen!
Das Thema ist mir sehr wichtig, nicht zuletzt deshalb, weil ich selbst Erfahrungen mit Belästigung am Arbeitsplatz gemacht habe. Ich habe zwei durchaus unangenehme Situationen erlebt, in beiden habe ich sofort unmissverständlich reagiert und gehandelt - und erfreulicherweise bedingungslose Unterstützung erfahren. Mir wurde in beiden Situationen innerhalb der beiden Unternehmen, bei denen ich als administrative Mitarbeiterin tätig war, Glauben geschenkt, auch, wenn es für beide Vorfälle keine unmittelbaren Zeug*innen gab. Besonders in meiner zweiten Begegnung mit dem Thema (im Jahr 2005) war der Inhaber des Unternehmens allerdings zuvor schon mehrfach eindeutig aufgefallen. Dadurch dürfte er die eine oder andere Mitarbeiterin verloren haben, weil seine eindeutigen Avancen als bedrohlich eingestuft wurden. Die beiden Übergriffe (jeweils verbaler Art und in einem Fall auch physischer Art) habe ich Jahre vor der #MeToo-Bewegung erlebt, meine Erinnerungen daran sind auch heute noch lebendig. Einzig ein Mitarbeiter einer öffentlichen Institution, dem ich im Jahr 2005 den Vorfall, der zu meiner Arbeitnehmer-Kündigung führte, geschildert habe, hat sich nicht professionell verhalten - heutzutage müsste er mit so einer Information ganz anders umgehen: Im Jahr 2022 würde ich das Verhalten dieses Mitarbeiters seinen Vorgesetzten melden, 2005 war ich froh über mein starkes Auftreten und meine Kolleginnen sowie einen Bekannten, die mich gut unterstützt haben.
Die #MeToo-Bewegung hat erreicht, dass Gesetze geändert wurden.
Sexuelle und psychische Gewalt an Frauen im beruflichen Kontext ist eine globale Epidemie und daher ist es umso wichtiger, den davon betroffenen Frauen beizustehen, nicht wegzusehen und nicht wegzuhören, sondern diese Frauen zu bekräftigen und zu unterstützen, männlichen Machtmissbrauch auf- und anzuzeigen: Wir sollten wissen, dass Männer wie Weinstein, Epstein, Trump, Berlusconi, etc. nur die Spitze des Eisbergs sind.
Ich habe mich dazu entschieden, einen weiteren Link hier zu posten. Als ich neulich eine Dokumentation zum Thema Pädophilie im Fernsehen gesehen habe, wollte ich das Geschilderte überhaupt nicht wahrhaben: Inzwischen habe ich auch im Internet dazu recherchiert, weil ich hoffte, mich verhört zu haben. Eine Debatte von 1986 sorgt bei mir für blankes Entsetzen - und damals mittendrin die Ökopartei Deutschlands!
*) <<1997 saß ein dreizehnjähriges Mädchen Tarana Burke gegenüber und vertraute ihr an, dass es sexuell missbraucht worden war. Burke war sprachlos, als das Mädchen seine Geschichte erzählte. „Ich hatte keine Antwort und konnte nicht einmal sagen: ‚Auch ich [englisch Me, too!] habe so etwas erlebt.‘“ Dieses Erlebnis beschäftigte Tarana Burke lange; es war die Geburtsstunde ihrer Me-Too-Kampagne.>> Quelle: Wikipedia
Foto: C*, Albertina, Wien - April 2019; "Trio", Alex Katz
Anmerkung: Das Foto steht in keinerlei Zusammenhang mit der Überschrift und dem Thema! - - -
ich selbst habe nie mehr als dumme sprüche gehört, auf die ich fast immer umgehend antwortete. meine tochter(damals 18) wurde als azubi von ihrem lehrherrn bedrängt und erzählte es mir. nach dem gespräch ging sie zur ehefrau, damit war ruhe(und in der folge war die ehe zuende, da es wohl nicht zum ersten mal geschehen war). meine tochter ist ähnlich wehrhaft wie ich, dieses erlebnis stärkte ihr selbstbewusstsein, weil sie wußte, sie hat recht, und wir würden nicht kuschen.
Ein heißes Eisen. Männlichen Machtmissbrauch in dieser Form habe ich - zum Glück - nicht erlebt, habe nur einmal einen Spanner in der Damentoilette in die Flucht geschlagen. Doch schon als junges Mädchen bin ich damit konfrontriert gewesen, was man alles nicht tun durfte, nur weil man Mädchen war. Ehemänner konnten ihren Frauen verbieten, arbeiten zu gehen ...