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Menschen sehen und von Menschen gesehen werden



Je mehr ich in meinem Leben eben diesem Jahre zugeben darf, desto wichtiger ist und wird es mir, niemandem Unrecht zu tun oder Menschen zu verletzen.

Dabei habe ich allerdings stets auch den Anspruch, mich nicht für andere Menschen zu verbiegen. Und ich will mutig sein und mutig bleiben. Gerade der Mut ist mir ein wichtiger Begleiter in meinem Leben, denn es gab viele Situationen, in denen Haltung und Mut gefragt waren - und wahrscheinlich wird dies immer wieder Thema sein.


Beruflich habe ich in der Vergangenheit in meiner Klarheit und Haltung nicht immer Stärkung erfahren. Von Kolleg*innen manchmal (wenn's in so manchen Situationen brenzlig war und sie nach eigenen Aussagen um ihre berufliche Existenz fürchteten, dann allerdings nur hinter vorgehaltener Hand), mit Vorgesetzten habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Besonders herausfordernd war Haltung im Sinne von Zivilcourage in jenen Jahren, in denen ich für ein Unternehmen tätig war, aus dem ich mich im Vorjahr auch äußerlich verabschiedet habe. Dafür gab es unzählige Gründe, die sich im Laufe von einigen Jahren angesammelt und verdichtet hatten - konkret besonders seit 2016, als ich mich durch meine Klarheit und durch meine Ehrlichkeit, auch betriebliche Schieflagen anzusprechen, bei der Betriebsführung unbeliebt gemacht habe. Das Bemerkenswerte dabei war, dass von Seiten dieser Betriebsleitung aber immer wieder mit ausgesprochenen Worten (angeblich) darauf Wert gelegt wurde, dass ich mich mit meinen Sichtweisen einbringen sollte. Schließlich erwies sich allerdings in der Praxis, dass sich die ehemalige Leitung lieber - und dies durchaus auf Augenhöhe - mit Heuchler*innen umgab: Meine Sammlung an absurden zwischenmenschlichen Momenten ist wahrlich umfassend bestückt.

Ich bin bemüht, mit Sprache sorgsam umzugehen. Ich lege auch Wert darauf, Sichtweisen von allen Menschen, die an Konflikten beteiligt sind, zu kennen. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, dass ich bereits in meinem Elternhaus erlebt habe, dass mit Worten Kriege entfacht und Menschen manipuliert werden können. Ich bin genau durch diese Erfahrungen beeinflusst. Fehlerfrei im Umgang mit Menschen bin ich beileibe keinesfalls, doch wer definiert "richtig" und "falsch"? Bei Entscheidungen wende ich mich deshalb häufig an mein GeWissen.


Mir ist sehr wichtig, Menschen zu verstehen.

Vor einiger Zeit habe ich einen bemerkenswerten Satz gehört, den ich als essenziell empfinde: "Der Filter, mit dem wir andere Menschen beurteilen, ist geprägt von eigenen Verwundungen." Allein aus dieser Sicht heraus ist es mir ein Anliegen, in meiner Seele und in meinem Herzen Ordnung zu schaffen. Es ist mir bewusst, dass es bei manchen Verletzungen keine vollständige Heilung gibt. Aber der Mensch kann lernen, mit gewissen Verletzungen zu leben. Ich möchte Menschen mit meinem Herzen sehen, das im Begriff ist, Frieden zu finden.

Menschen zu verstehen, bedeutet ja auch nicht, mit ihren Meinungen, Haltungen oder Aussagen konform zu sein. Verständnis bedeutet mir jedoch, einen realistischen Eindruck davon zu bekommen, warum sie handeln oder sprechen, wie sie es tun.

Ich glaube nicht, dass ich jeden Menschen, den ich verstehen möchte, lieben muss, aber ich finde es hilfreich, zu Menschen eine respektvolle Grundhaltung einnehmen zu können.

Mir ist auch sehr wichtig, tatsächlich gesehen zu werden. Damit verbinde ich auch, dass ich gefragt werden möchte, wenn meine mündlichen oder schriftlichen Aussagen für mein DU unverständlich sind. Ich weiß, dass der Mensch dazu neigt, zu interpretieren, was er hört, was er liest. In der Kunst ist das ja etwas sehr Erbauliches, wenn ich nur an Gedichte denke! Jenseits der Kunst, im alltäglichen Leben, macht es jedoch sehr viel Sinn, Worte so einzuordnen, wie sie tatsächlich verstanden sein wollen.

Auch die Philosophie lebt davon, den Geist zu beschäftigen, zu drehen und zu wenden - und dennoch gerade auch zu hinterfragen.


Manchmal höre ich, ich solle mich nicht rechtfertigen. Es sind zwar meist gut gemeinte Tipps, aber sie sind doch erheblich an meinem wahren Bedürfnis vorbeigeredet. Ich möchte mich nämlich verständlich machen. Ich möchte gesehen werden - und nicht interpretiert! Gelungene Kommunikation liegt meines Erachtens dann vor, wenn das, was von A tatsächlich gefühlt, gesagt und gemeint ist, genau so bei B ankommt. Und gelungene Kommunikation leitet keinesfalls nur Inhalte weiter, die angenehm sind. Sie beinhaltet jedoch die klare Haltung bei allen Beteiligten, akzeptable Lösungen herbeizuführen.


In den letzten Jahren gibt es aus traurigem Anlass zwei Themen, welche die Menschen sehr entzweit haben und wohl weiter spalten werden: Zum einen die Pandemie, die nun bald für beendet erklärt wird - zum anderen den Krieg in der Ukraine. Beides Bereiche, in denen Gesagtes und Geschriebenes mit vielen Emotionen gewürzt waren und sind. Emotionale Botschaften können unter Umständen sehr wichtig sein und auch Sinn machen, Emotionen können uns allerdings auch sehr im Wege stehen, gerade wenn wir zu annehmbaren Ergebnissen kommen wollen, die einen gewissen sozialen Frieden wahren.

Was die Pandemie betrifft, sehe ich manche Entscheidungen und vor allem die Art und Weise, wie sie kommuniziert wurden, im Rückblick kritisch. Es wird Aufgabe der österreichischen Politiker*innen, der Gesellschaft, der Journalist*innen und der Ärzt*innen sein, ernsthaft darüber zu reflektieren - auch selbstkritisch!

Was den Krieg in der Ukraine betrifft, erlebe ich ebenfalls viele Sofaexpert*innen. Als solche bezeichne ich bewusst Menschen, die zum Beispiel am Stammtisch, oft unter gehörigem Alkoholeinfluss, fragwürdige Sichtweisen von sich geben.

Kritisch sehe ich allerdings auch Aussagen von Menschen, die sich allein aus der Ferne ein (einseitiges?) Bild machen, unter Einfluss medialer Berichte oder anderer politischer "Expert*innen", die dennoch wohl auch nie ein Ganzes und gerade so Kompliziertes abbilden können. Was die Waffenlieferungen betrifft, gibt es zwei klare Lager. In diesem Punkt richtige Entscheidungen zu treffen, ist äußerst schwierig und ein riesiges moralisches Dilemma. Selbst Philosoph*innen sind in beiden Lagern zu finden. Was sich dazu sowohl inhaltlich als auch verhaltensmäßig in gewissen Talksendungen oder in Internetforen auftut, ist für mich oft ziemlich beschämend. Mir ist klar, dass sich ein Ende dieser für beide Kriegsparteien so verheerenden Auseinandersetzung erst dann finden kann, wenn sich Menschen in ernstgemeinten Verhandlungen als Gesprächspartner gegenübersitzen, die ihre Säbel bereits vernichtet haben. Das scheint mir gegenwärtig ein sehr utopisches Szenario zu sein ...

Welcher Mensch darf sich schon als denjenigen sehen, der die richtige Lösung in Hinblick auf die heiß diskutierten Waffenlieferungen kennt?

Was "richtig", "falsch" und "normal" ist in solchen brisanten Entscheidungen, ist sehr schwer einzuordnen. Dazu braucht es Menschen, die einen kühlen Kopf bewahren und ihre Sprache mäßigen - leider wird diesen dann mitunter unterstellt, im Herzen "kalt" und "unerreicht" zu bleiben.


Ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen unseren Kindern und Enkelkindern (auch) keine Spielzeugwaffen mehr in die Hand drücken sollten. Das war übrigens immer schon meine Ansicht. Was sich immer wieder unter Christbäumen, in Osternestchen und als Geburtstagsgeschenke einfindet, empfinde ich in höchstem Maße als beklemmend.

Ich glaube daran, dass dieser Schritt ein richtiger ist, ein erster und doch so unendlich bedeutsamer, um bereits das kindliche Bewusstsein für ein friedvolles Miteinander zu schärfen - und diesmal scheint mir das Wort "richtig" jedenfalls richtig eingesetzt zu sein ...

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