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Globales Gewissen (1)


Thomas von Aquin formulierte im

13. Jahrhundert n. Chr., das Gewissen sei die göttliche Stimme, die in jedem Menschen von Jugend an innewohne und ihn von Schlechtem abhalte.

In der anthroposophischen Geisteswissenschaft gilt das Gewissen als intuitiv sicheres Wissen um den moralischen Wert einer Tat. Es gilt "als eine im Zuge der Menschheitsentwicklung allmählich erworbene dauerhafte Gewohnheit im Ätherleib des Menschen."

Das Gewissen werde - wie alles wahre Wissen - aber nicht in einem Leben, sondern durch die Erfahrungen vieler Inkarnationen ausgebildet.

Das Herz gilt dem spirituell inspirierten Menschen als Sitz des Gewissens.

Und genau hier, in ihren Herzen, verspüren Menschen auch einen Stich, wenn ihnen bewusst wird, dass sie gegen ihr besseres Wissen gehandelt haben.

Das GeWissen ist das Wissen, das Gefühle einschließt, während das Wissen ohne Gefühle auskommt und reiner Extrakt des Verstandes ist.

Unser GeWissen, als ÜberBewusstSein gelebt, wird auch in der Beschäftigung mit Kunst gefördert, denn hier erfahren Menschen keine Grenzen.

Kunst, vor allem auch die Kraft der Musik, kann wesentlich dazu beitragen, Grenzen zu überwinden ... Dies auch einzigartig & wundervoll umgesetzt in André Heller's "Im Herzen des Lichts - Die Nacht der Primadonnen", sowie in "Stimmen Gottes".

Niemals war unsere Welt eine globalere Welt als heute, was riesige Herausforderungen mit sich bringt,

die nur mit einer Einheit aus Herz & Verstand gelöst werden können.

Das globale Gewissen ist eine überlebensnotwendige und wichtige Herzensbewegung, die möglichst viele Menschen erfassen möge, gerade weil unsere Lebensausrichtungen und -interessen sehr individuell geworden sind!

Neulich habe ich einen TV-Bericht über (dem kritischen Geist meist schon bekannte) Produktionsbedingungen in der Kleidungsindustrie gesehen.

Bereits aufgerüttelt von einer deutschen Dokumentation über KIK, die ich vor einigen Jahren gesehen habe, war ich ab diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr bei KIK einkaufen, obwohl ich dieses Geschäft auch schon früher instinktiv weitgehend gemieden habe.

Auch zahlreiche weitere westliche Textilfirmen vergeben immer noch Aufträge nach Bangladesch, Pakistan, China, etc. - darunter Hersteller wie C&A, Primark, NKD, Adler, Mango, Tommy Hilfiger und viele weitere Billig - und Edelmarken.

Die Produktionsbedingungen haben sich im besten Fall in den letzten Jahren minimal geändert, wenngleich in manchen Fabriken der Lohn etwas angestiegen ist, jedoch immer noch insgesamt skandalös wenig bezahlt wird und kaum Sicherheit in den einsturz- und brandgefährdeten Gebäuden geboten ist.

Übrigens, auch erwähnenswert in diesem Zusammenhang: Faire Arbeitszeitregelung - was ist das? Gewerkschaft? - nie gehört!

Wir erinnern uns an Grauenhaftes aus Bangladesch, aber auch aus Pakistan, als tausende Menschen bei Einstürzen oder Bränden von Gebäuden ihr Leben verloren.

Trauriger Höhepunkt in zahlreichen Geschichten rund um unermessliche Gier auf der einen Seite, und um tiefes Elend auf der anderen Seite: Das berüchtigte Rana Plaza in Bangladesch, ein achtstöckiges, äußerst marodes Gebäude, stürzte im Jahr 2013 ein, 1127 Menschen wurden dabei getötet und 2438 Menschen wurden verletzt.

Für die Überlebenden in den eingestürzten oder ausgebrannten Fabriken ist noch immer nicht gesorgt, da u.a. der Zugang zu oft lebenslang benötigten Medikamenten auch aus finanziellen Gründen kaum möglich ist. Immerhin haben Dokumentationen dieser Art dafür gesorgt, dass Aufträge von westlichen Modeketten nun längerfristig vergeben werden, weil man den genaueren Blick von kritischen KonsumentInnen kennt.

Die "Saubermarke" Benetton, die vor Jahren mit kritischen Fotostrecken wohl ein sozialeres Image für ihr Imperium schaffen wollte, hatte übrigens bis Mitte 2015 noch immer nicht in einen Treuhandfonds für die Opfer eingezahlt. Wie weit die Bemühungen aktuell fortgeschritten sind, entzieht sich meiner Kenntnis, doch habe ich in weiterer Hinsicht wiederum Schockierendes gesehen ("Todschick - Die Schattenseite der Mode"):

Wie nämlich der "used look" von Jeansstoffen entsteht, worüber ich bis vor Kurzem nicht informiert war:

Arbeiter, die per Sandstrahltechnik Jeansstoffen einen "used look" verpassen müssen, tragen ein erhöhtes Risiko, an einer Staublunge zu erkranken. Im Bericht wurden Fotos von jungen Männern gezeigt, die bereits daran verstorben sind, diese Todesfälle gehen oft quer durch zahlreiche Familien, denn in Bangladesch und China, aber auch in der Türkei ist die Textilindustrie ein wichtiger Arbeitgeber.

Die Sandstrahltechnik ist also mittlerweile in Verruf geraten, nun bedient man sich eines chemischen Verfahrens, das vielleicht weniger sichtbare Gefahren mit sich bringt, sehr wohl jedoch auch schon tote ArbeiterInnen, MENSCHEN, zur Folge hat!

Alles in allem riesige Skandale, die leicht aus der Welt zu schaffen wären, wenn man mit diesen Fakten alle KäuferInnen erreichen könnte, denn: WIR als KonsumentInnen beeinflussen definitiv die Produktionsbedingungen in diesen Fabriken! Hier kann unser Bewusstsein im Sinne des globalen Gewissens ansetzen - ganz im Sinne von Angebot und Nachfrage!

Ein von mir getätigter Check in einigen Modehäusern hat ergeben, dass selbst Kinder (bzw. deren Mütter, die hauptsächlich für den Einkauf zuständig sind) und Jugendliche für den "used look" begeistert werden.

Was mich an diesen Tatsachen besonders ärgert, ist, dass es WenigverdienerInnen nicht möglich ist, fair produzierte und gehandelte Ware zu kaufen. Die, die sich diese Kleidungsstücke leisten könnten, können dem meist doch recht alternativen Look optisch nicht folgen, weshalb es insgesamt ärgerlich ist, dass es überhaupt solche Läden geben muss.

Was bleibt also einem Menschen, der zu diesem manchmal auch tödlichen Kreislauf nichts beitragen möchte?

Es bietet sich an, Kleidung möglichst aufzubrauchen, zu verschenken oder zu tauschen. Bei Kinderkleidung ist dies ja durchaus schon üblich.

Selbst die Altkleidersammlung ist mit größter Kritik in Verbindung gekommen, da sich die Betreiber

- und hier leider auch das Rote Kreuz -, nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben (TV-Dokumentation "Die Altkleider-Lüge"). Wer denkt, mit dem Einwurf von noch tragbarer Kleidung in einen Sammelcontainer ein gutes Werk zu tun, irrt leider auch und zwar ganz gewaltig: Diese gespendeten Kleidungsstücke werden nicht an Bedürftige verschenkt, sondern über mehrere Zwischenhändler - bevorzugt nach Afrika - verkauft. Es profitieren auf dem Weg von Europa nach Afrika also auch einige Unternehmen ...

In Afrika liegt dadurch die Textilindustrie in ihren letzten Zügen. Das kann man nun mit einem erleichterten Seufzen abtun oder auch nicht: Die Produktionsbedingungen sind wahrscheinlich nicht besser als in China, Pakistan, Bangladesch, ..., andererseits bieten diese Arbeitsplätze halt (leider) auch die Lebensgrundlage zehntausender Menschen.

Ich habe mich aufgrund aktueller Berichte auf diverse Missstände in der Textilindustrie bezogen.

Als kritische BetrachterInnen kennen wir allerdings auch unzählige Fakten und Rechercheergebnisse aus anderen Produktionsbereichen, laut denen sich UnternehmensleiterInnen und ihre ManagerInnen weder um Nachhaltigkeit, Umweltschutz, noch um faire Arbeitsplatzbedingungen kümmern, dies u.a. auch in der Nahrungsmittel- und Möbelindustrie.

Als hoffentlich kritische KäuferInnen üben wir ganz direkt Einfluss auf Produktionsentscheidungen aus: Was sich als Ladenhüter erweist, wird wohl nicht mehr produziert - Angebot und Nachfrage!

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