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Soziale Eiszeit - Innovationswahn und seine Folgen


"Der technologische Fortschritt hat zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit zunimmt, statt die Arbeitslast aller zu vermindern."

(Albert Einstein)

(Bild: www.pixabay.com)

Ich sehne mich nach Reizarmut.

Nach Oasen der Ruhe, deren Erde noch nicht zerfurcht ist und wo die Luft noch nicht dicht ist vor lauter Innovationen.

Im Zeitalter der immer rascher aufeinanderfolgenden und viele Menschen überfordernden Innovationen, vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Technik, bleibt ein so wichtiges Gut wie die Menschenwürde merkbar auf der Strecke. Es gibt viele Bereiche, in denen ich seit Jahren beobachte, wie diese gefährliche Entwicklung rasant um sich greift. Fakt ist, wir haben zu viele Konsumgüter und zu wenig Zeit, um wahrhaftig zu sein!

Unsere Gesellschaft befindet sich auf erschreckende Art in einer "sozialen Eiszeit", vieles wird wirtschaftlichen und technischen Neuerungen untergeordnet, deren Sinnhaftigkeit hinterfragt werden kann. Im Namen des sogenannten Fortschritts, der so zum Rückschritt wird!

In unserer "Zuvielisationsgesellschaft" herrscht Konkurrenzdenken vor, und es ist vielen egal, dass sie in einem derartigen Überfluss leben, welcher anderswo tiefes Leid erzeugt: Relativ wenige Menschen auf dieser Welt leben auf Kosten anderer! Dabei erleben diese Menschen durch das Vermehren ihrer Reichtümer keineswegs die sooft erhofften Glücksgefühle, es ist nämlich sehr häufig das Gegenteil der Fall: Je seltener wir materielles Begehren verspüren, desto klarer können wir uns den essenziellen Themen des Lebens zuwenden!

Auch ein Zuviel an ständigen Informationen drängt das wahre Leben in den Hintergrund, Menschen kommunizieren nicht mehr Auge in Auge miteinander, sondern viel lieber übereinander - sogenannte "soziale" Medien zeugen davon! Ständige Reizüberflutungen durch die Technologisierung und Digitalisierung unseres Lebens beanspruchen unsere Sinne und unsere Gedanken.

Die Herzen der Menschen, die ihr Leben einem ständigen "Schneller, Höher, Weiter" widmen, werden hart. Diese Individuen spüren keine Verbindung mehr mit ihrer Ursprünglichkeit. Diese Individuen erinnern sich nicht mehr an den Kreislauf des Lebens - sie sind achtlos gegenüber der Natur und ihrer Einzigartigkeit.

Und es gibt vermehrt vor allem junge Menschen, die durch ihr Verhalten deutlich machen, wie sehr ihre Seelen unter den Folgen der Vergletscherung unserer Umwelt leiden: Auffällige Verhaltensweisen können sich bereits bei Kindern im Kindergartenalter zeigen!

Unsere Gesellschaft ist, WIR sind mit diesen Entwicklungen völlig überfordert, denn während schlagartig Innovationen auf Innovationen folgen, kommen unsere Seelen mit diesen ständigen Veränderungen nicht mehr mit.

Wirtschaftsinnovationen - Ideen und Erfindungen, die wirtschaftliches Fortkommen ermöglichen sollen.

In meiner Beobachtung gingen und gehen wirtschaftliche Innovationen häufig einher mit einer Entmenschlichung, die sich auch semantisch bemerkbar macht: "Menschenmaterial" (gilt als Unwort des 20. Jahrhunderts) oder "Humankapital" kann besonders dann bestens genützt werden, wenn sich "eierlegende Wollmilchsäue" in ihren "24/7-Jobs" von Verantwortung zu Verantwortung hetzen lassen. Wofür? Um den Vorstellungen ihrer dompteurhaften Vorgesetzten zu entsprechen, die selbst wiederum den Druck, der auf sie ausgeübt wird, hierarchisch weitergeben. So hetzen sich Menschen zu angeblichen "Erfolgen", die mit Geld gar nicht aufgewogen werden können: Denn eine kostbare Lebenszeit, eine einmalige Gesundheit und ein liebevolles Familienleben lassen sich eben nicht "erwirtschaften"!

"Wirtschaft ist Krieg", so formulierte Martin Kubaczek in einem Interview, das er zum Erscheinen eines Romans vor einigen Jahren gab. Und weiter: "Manager sein in der Wirtschaft heißt, du bist eigentlich Agent. Du betrügst, schamlos, brutal. Du lässt Menschen über die Klinge springen."

Wie dicht liegen doch Verführung und Grauen beieinander, wenn Menschen sich auf trügerischem Neuland befinden!

Auch diesen Satz formulierte einst Albert Einstein: "Technischer Fortschritt ist wie eine Axt in den Händen eines pathologischen Kriminellen." Das rasche Aufeinanderfolgen von technischen Innovationen wurde und wird häufig damit in Verbindung gebracht, dass die Not zu Entwicklungen drängt: Für ethische Überlegungen bleibt da keine Zeit, wirtschaftliche oder politische Interessen blenden diese Fragen völlig aus.

In Zeiten von politischer Unterdrückung und an den Kriegsschauplätzen dieser Welt zeigt sich deutlich, was damit auch gemeint sein kann!

Gerade die Geschichte der Technik zeigt, dass sehr viele technische Problemlösungen neue Probleme entstehen lassen. Die immer rasanteren Entwicklungen beherrschen den Menschen, sie sind nicht natürlich gesteuert, sondern werden von menschlichen Entscheidungsträgern gelenkt.

Die oft hochgepriesene Technologisierung in der Arbeitswelt hat auch nicht unbedingt zur Folge, dass Arbeitsplätze geschaffen werden, das wurde bereits im 19. Jahrhundert diskutiert!

Auch in den Diskussionen rund um Elektrofahrzeuge zeigt sich zunehmend deutlich, dass hier noch keine ausreichend nachhaltigen Lösungen gefunden sind:

>>> Elektrofahrzeuge stoßen keine schädlichen Abgase aus, allerdings produzieren sie nur dort kein CO2, wo sie bewegt werden. Bei der Stromerzeugung selbst gelangen häufig noch viele schadstoffhaltige Abgase in die Luft. (In Deutschland ist der Anteil an Strom aus Kohlekraftwerken übrigens noch sehr hoch. Zu den enormen Schäden, welche die Kohleförderung und die Kohleverbrennung für Mensch und Umwelt mit sich bringen, kommt noch die Entwurzelung von zehntausenden Menschen, die umgesiedelt werden mussten. Es gibt mittlerweile allerdings ernsthafte Ausstiegsabsichten aus der Kohleförderung, was natürlich in der Bevölkerung teilweise auf enormen Widerstand stößt. Die AfD, welche besonders in den östlichen Bundesländern regen Zulauf erhält, macht sich dort übrigens für den Erhalt der Braunkohlereviere stark. Diese Haltung sichert klarerweise auch viele Stimmen!)

>>> Die Gewinnung der Rohstoffe für Akkus von Elektrofahrzeugen muss als menschenverachtend und umweltschädigend eingestuft werden. Ohne Kobalt und Lithium kommt kein Akku aus. Eindrückliches und Wissenswertes ist hier nachzusehen: Der wahre Preis der Elektroautos

Ich bedaure zutiefst, wie viele Schmerzen der Mensch der Erde zumutet. Im Namen von Innovation und Fortschritt, hinter welchen häufig letztendlich hauptsächlich Profitgier und Machtstreben stecken!

Ich beobachte, dass Menschen in unserer digitalisierten Welt nebeneinander leer und ausgelaugt vegetieren, als Folge von Überlastung, Entfremdung und Entmenschlichung. Nicht selten ist man sich auch selbst fremd geworden!

Es laufen also viele Entwicklungen darauf hinaus, dass sich der Mensch in ganz vielen Bereichen einfach nicht als ein nur sich selbst zugewandtes Individuum verhalten sollte; es wird immer notwendiger, in Kooperationsmöglichkeiten zu denken und zu handeln!

Die Zeit der Lippenbekenntnisse und Versprechen, die sich als Versprecher erwiesen haben, ist längst abgelaufen - es ist höchst an der Zeit, im Sinne eines menschenwürdigen Lebens und einer uns anvertrauten Natur verantwortungsbewusst zu handeln! Ganz in diesem Sinne müssen auch unsere VolksvertreterInnen arbeiten - und es ist klar, dass es höchst an der Zeit ist, ein umfangreiches ökologisches Bewusstsein in politische Entscheidungen einzubringen, im Sinne eines ökologischen Bewusstseins Gesetze zu beschließen und auch danach zu handeln!

Wie heißt es bei Oren Lyons, einem Glaubenshüter der Onodaga?

"In der Art und Weise, wie wir leben, in unserer Regierung, mit jeder Entscheidung, die wir treffen, sollten wir immer an die siebte Generation denken, die kommt.

Es ist unsere Pflicht, darauf zu achten, dass die nach uns Kommenden, die noch ungeborenen Generationen, einmal eine Welt haben werden, die nicht schlechter ist als unsere - hoffentlich besser."

Der neue Dokumentarfilm von Erwin Wagenhofer, "But Beautiful", zeigt Menschen, die bereits ein Leben jenseits der grenzenlosen Konsumgesellschaft gewählt haben. Mit seinem neuen Film hat Wagenhofer einen zutiefst optimistischen Film gedreht, der sich der Schönheit des Lebens widmet.

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