Können wir ohne Macht leben?
Auf dem Foto Kronos (jüngster Sohn von Gaia und Uranos) mit einem seiner Kinder, die ihm seine Schwester Rhea gebar, und die er, wie die griechische Mythologie offenbart, aus Angst vor seiner Entmachtung alle fraß.
Vor kurzem habe ich auf arte eine sehr interessante Dokumentation gesehen, ihr Titel, zugleich auch Frage, gleichlautend wie meine zweite Überschrift: Ich beantworte die Frage mit einem überzeugten JA! Wir können ohne Macht leben, nämlich dann, wenn alle gleichberechtigt etwas zu sagen haben.
"... Das Jäger-und-Sammler-Volk der Bayaka etwa lebt am Kongo auch heute noch in einer egalitären sozialen Gemeinschaft. Es gibt keinen Anführer und keine Hierarchie. Macht wird nur dann ausgeübt, wenn es beispielsweise darum geht, die Jagd zu koordinieren. ..." (Quellenangabe)
Jeder von uns hat schon Macht erfahren, ob nun ganz offensichtlich oder auf eine Art und Weise, in der sie auf den ersten Blick nicht zu identifizieren ist. Man kann Machtstreben auch schon an Kindern beobachten, in ihrem Kräftemessen in Kindergartengruppen, in anderen pädagogischen Einrichtungen, aber auch auf Spielplätzen: Schnell wird beim Beobachten klar, wer das Sagen hat oder an sich reißt.
Wer sich mächtig fühle, verliere häufig seine Empathiefähigkeit, so hörte ich in der Dokumentation. Andererseits könnten kluge und menschenzugewandte Mächtige auch Gutes bewirken, denn mit wachsender Macht nehme auch das strategische Denken zu.
Ich glaube, das Machtdenken hat früh eingesetzt, ich kann mir den Zeitpunkt vorstellen, als der Mensch sesshaft wurde. Die ersten menschlichen Wesen ernährten sich wohl von wilden Pflanzen, Raupen, Maden und dem, was Raubtiere nach der Tötung ihrer Beute übrig ließen. Ein folgender Wechsel vom Jäger und Sammler zu einer häuslicheren Lebenweise brachte schließlich auch eine agrarische Lebenswelt mit sich: Spätestens mit dieser neuen, eher sesshaften Lebensweise hat in meiner Vorstellung erstmals auch ein Ansatz Raum, der Grund und Boden in "dein" und "mein" teilt: Die Bevölkerungszahl wuchs und damit einhergehend auch der Druck, mit den vorhandenen Ressourcen das eigene Leben zu bestreiten. Aus einem Gefühl der Zusammengehörigkeit erwuchs die Idee der Individualisierung. Der Mensch blieb von seiner Lebensweise her immer noch ein grundsätzlich soziales Wesen, doch er fand mehr und mehr Gefallen daran, sich dem Konkurrenzieren zu öffnen. Erste Risse auf ehemals gemeinschaftlichem Raum und Boden könnten vor so langer Zeit entstanden sein, durch welche das Gift des Konkurrenzwesens und Machtstrebens (auch den eigenen Lebensraum zu vergrößern, indem andere mit unfairen Methoden übervorteilt werden) langsam einsickern konnte. Aus dem Kleinen weitergedacht ins Große: So entstanden und entstehen Kriege.
Vor einigen Tagen verstarb Brigitte Bierlein, Kurzzeit-Bundeskanzlerin (3.6.2019 - 7.1.2020), "die Staatsdienerin", wie Zeit Online anlässlich ihres Ablebens titelte. Brigitte Bierlein führte die Bundesregierung (damals ein Expertenteam, Stw. "Ibiza-Skandal" und Abwahl der Bundesregierung Kurz I) "ohne großes Ego" (Zeit Online) als erste Frau auf sehr würdige Weise an. Großer Dank und Anerkennung werden ihr nun aus vielen Bereichen zuteil. Sie wird im Rahmen eines Staatsbegräbnisses auf dem Zentralfriedhof in Wien zu Grabe getragen.
#Buchtipps #Filmtipps C* - bei einer Wohlfühlrunde im kunstvollen Botanischen Garten, Linz, Oberösterreich
Comments