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First Nations



Im deutschen Sprachraum werden die Stämme der Ureinwohner Amerikas und Kanadas als First Nations bezeichnet. Man könnte rein sprachlich vermuten, dass dieser Status den Stämmen auch im politischen Sinne eine eigene Souveränität verleiht, doch leider weit gefehlt, vor allem, was ihre Situation in den USA betrifft!

Nicht einmal die Souveränität über ihre prall gefüllten Bankkonten hatten die Osage damals, dabei galten sie in den 1920er Jahren als die reichsten Menschen der Welt. Für jede kleine Anschaffung mussten sie bei den "weißen" Sachwaltern ihrer Vermögen zu Kreuze kriechen.


Wenn sich Regie-Altmeister Martin Scorsese eines Themas annimmt, kann man großes Kino erwarten. Im Falle von Killers of the Flower Moon sind ganze 206 Minuten einer Serie an Morden gewidmet, was mir den Puls schon beschleunigt, wenn ich allein den Filminhalt lese. Wir sehen internationale Kinofilme ausnahmslos in Originalsprache mit Untertiteln. Nicht unanstrengend, bei dreieinhalb Stunden Film, aber haben sich diese dreieinhalb Stunden im Kinosessel gelohnt?

Martin Scorsese hielt sich bei seiner Regiearbeit eng an die realen Begebenheiten. Nachdem große Ölvorkommen im Lebensraum der Osage entdeckt worden waren, wurden zahlreiche wohlhabende Angehörige des Stammes brutal und heimtückisch ermordet.

"Das Drehbuch basiert auf dem 2017 erschienenen Buch Killers of the Flower Moon: The Osage Murders and the Birth of the FBI des Journalisten David Grann. Eine deutsche Übersetzung von Henning Dedekind erschien im selben Jahr unter dem Titel Das Verbrechen: Die wahre Geschichte hinter der spektakulärsten Mordserie Amerikas im btb Verlag." (Quelle: Wikipedia)


Leonardo DiCaprio als einfältiger Ernest Burkhart und Robert De Niro als sein vollkommen skrupelloser Onkel William Hale, genannt "King", der sich zwar lange bei seinen "Freunden", den Osage, einen wohltäterischen Anstrich geben kann, aber auch nicht davor zurückschreckt, Ernest in seine brutalen Machenschaften hineinzumanövrieren: Das hält Hale auch nicht davon ab, seinen zunächst ahnungslosen Neffen in eine Ehe mit der indigenen Mollie zu bugsieren. Ziel dieser Ehe soll reine Bereicherung sein, doch Ernest Burkhart verliebt sich in Mollie. Die Ehe erleidet allerdings schwere Schieflagen aufgrund unvorstellbarer Verbrechen, deren Organisator Ernest auf Geheiß seines Onkels wird. Schließlich schreckt auch Ernest vor nichts mehr zurück.

Die Morde an den Ureinwohner*innen geschehen aus kapitalistischer Gier, diese Gier könnte aus den Augen Robert De Niros lodern. Tut sie aber nicht. De Niros Spiel bleibt seltsam bleiern, so habe ich ihn noch nie erlebt.

Leonardo DiCaprio in seiner Einfalt zu betrachten, nervt nach so langer Zeit im Kinosessel. Die Mundwinkel stets nach unten gezogen, die Stirn in zwei steile Falten gelegt - sein dauerhafter Ausdruck, den er nicht variieren kann.

Martin Scorsese ist dafür bekannt, dass er mit bestimmen Schauspieler*innen gerne wiederholt zusammenarbeitet, so auch in seinem neuesten Werk. Robert De Niro und Leonardo DiCaprio sind bestens mit Scorsese vertraut. Zu diesen beiden Schauspielern, die aus meiner Sicht beide weit unter ihren Möglichkeiten bleiben (vor allem Robert De Niro), gesellt sich Lily Gladstone. Bis zu ihrem elften Lebensjahr wuchs die Schauspielerin in einem Reservat auf. Eine Zeitlang kehrte sie den Filmstudios den Rücken, weil sie mangelndes Wissen und Interesse seitens dieser Welt an der Vielfalt der amerikanischen Ureinwohner*innen ortete. Dass Lily Gladstone in die Filmwelt zurückgekehrt ist, nachdem sie Verbesserungen im Umgang mit Schauspieler*innen, die indianische Wurzeln haben, registriert hatte, kann ich nur als Glücksfall für diesen Film werten. Die beiden Superstars lässt sie blass aussehen. Das liegt meines Erachtens aber leider auch daran, dass der Film keine Tiefe gewinnt. Unendliche Längen, die sich um einzelne Morde ranken, dazu das Versäumnis, die Arbeit der FBI-Beamten früher in den Plot einzubringen. Erst nach zwei Stunden kommt der Film etwas in Fahrt, was den FBI- und Gerichtsszenen zu verdanken ist.


Was den Film wichtig macht, ist die historische Bearbeitung dieser schrecklichen Mordserie, sind die Hintergründe, die dazu geführt haben. Ohne diesen Film hätte ich über diese Morde vermutlich nie etwas erfahren. Leider wurde auch nicht näher darauf eingegangen, warum so viele Stammesmitglieder an Diabetes zu leiden hatten: Es sind definitiv auch die Lebensgewohnheiten der Weißen, die den Osage soviel Unglück bringen.

Erwähnen möchte ich noch die Musik, die den Film begleitet: Robbie Robertson wusste den Film klangfarblich glaubwürdig zu unterstreichen, seine eigenen indigenen Wurzeln (Robertsons Mutter war eine Mohawk-Cayuga-Indianerin) haben ihn wohl regelrecht geführt.


Mein Fazit, alles in allem: Killers of the Flower Moon - ein Film, der weit unter seinen erzählerischen Möglichkeiten geblieben ist. Sehr schade!


Bildbearbeitung: C*

Soweit ich mich zurückerinnern kann, haben mich immer schon Filme und Bücher interessiert, die mit Indianern zu tun hatten ...

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