Das erste, was europäische Auswanderer von ihrem Schiff aus sehen konnten, bevor sie in New York an Land gingen, war die beeindruckende Freiheitsstatue, die am 28. Oktober 1886 eingeweiht und als ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten übergeben wurde. Bei ihrer Einweihung sprach der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Grover Cleveland, diese Worte: "A stream of light shall pierce the darkness of ignorance and man’s oppression until Liberty enlightens the world.”
Die Statue entwickelte sich schnell zu einem Wahrzeichen, wenngleich vor allem Afroamerikaner berechtigte Zweifel an der Strahlkraft des Wahrzeichens dieser angeblich freien Nation hatten: In ihren Augen sollte die Fackel der Statue nicht eher leuchten, als Freiheit tatsächlich für jeden Amerikaner ein selbstverständliches und erlebbares Gut sein würde. Eine Sicht, die wohl auch von den Ureinwohnern Amerikas unterstrichen wird, denen in der Vergangenheit auf blutige und brutalste Weise jegliche Lebensgrundlage entzogen wurde und die heute ihr Dasein in Reservaten fristen.
Angesichts der Umstände, dass auch in der Gegenwart längst noch nicht alle BürgerInnen vor dem Zugriff von gewaltbereiten und militanten Personen und Vereinigungen oder vor rassistischen PolizistInnen vom Staat geschützt werden können, kann man gar nicht irritiert sein, dass die Freiheitsstatute auch im 21. Jahrhundert noch von vielen als Provokation empfunden wird.
Seit der Präsidentschaft von Donald Trump hat man als Beobachter den klaren Eindruck, dass dieser Präsident spätestens seit Beginn seiner Amtszeit alles dazu tut, um ohnehin bereits radikalisierte BürgerInnen seines Landes weiterhin in ihrer Sichtweise auf eine Unversöhnlichkeit unter den amerikanischen BürgerInnen zu bekräftigen.
Auch kommt es ihm geradezu gelegen, dass er radikalisierte und fanatische ChristInnen zu seinen fleißigsten WählerInnen zählen darf - tatsächlich halten ihn viele dieser WählerInnen für den besten Präsidenten aller Zeiten!
Besonders die äußerst ambivalente Einstellung vieler AmerikanerInnen zum Wert des menschlichen Lebens halte ich für äußerst hinterfragenswert: Die Zahl der privaten Haushalte, in denen jeder Zugriff auf zahlreiche Schusswaffen hat, ist schwindelerregend. Wer Waffen für "gute Zwecke" einsetzt, gilt geradezu als Held! Und ein guter Zweck kann es auch sein, einen Arzt, der Abtreibungen vornimmt, zu bedrohen oder gar zu erschießen.
Da die "Pro-Life"-Bewegung orthodoxer ChristInnen wieder ein totales Verbot von Abtreibungen für alle Bundesstaaten Amerikas erreichen will, kam es Trump äußerst gelegen, dass er nach Ruth Bader Ginsburgs Tod eine radikale Republikanerin, nämlich Amy Coney Barrett, für den frei gewordenen Platz im Supreme Court nominieren konnte. Immerhin hinterfragt sie allerdings auch durch ihren radikalen christlichen Glauben die Verhängung der Todesstrafe - in dieser Frage weicht sie vom Trumpschen Kurs ab.
Für erwähnenswert halte ich übrigens ebenso, dass radikale AbtreibungsgegnerInnen auch bis zu lebenslängliche Haftstrafen für Frauen fordern, deren Schwangerschaften durch Vergewaltigung oder durch Inzest erfolgt sind. Ich vermisse in diesem Zusammenhang jegliche christliche Barmherzigkeit mit derart erniedrigten und gequälten Mädchen und Frauen!
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Trump in seinem Innersten ein ernstzunehmendes christliches Bewusstsein pflegt. Für ihn ist es reine Show, wenn er eine Bibel in die Kamera hält. Eine Show, auf die Millionen von AmerikanerInnen geradezu fanatisch abfahren.
Jedenfalls pflegt Trump seinen Rassismus und seinen Sexismus und fällt auch durch herausragenden Narzissmus auf.
Viele AmerikanerInnen wollen ihm bei der Wahl am 3. November neuerlich ihr Vertrauen schenken. Dabei schockiert mich besonders das Wahlverhalten von Frauen.
Sie wählen einen Mann, von dem auch diese Aussage stammt: "Ich könnte jemanden mitten auf der 5th Avenue in New York erschießen und die Leute würden mich trotzdem wählen."
Dass diese empathielose, immerzu zündelnde Person, die (zusammen mit anderen verantwortungs- und gewissenlosen PolitikerInnen in aller Welt) auch für weltweite kritische Situationen eine sehr große Gefahr darstellt, überhaupt noch eine zweite Chance erhält, lässt mich erneut am Verstand so vieler BürgerInnen der Vereinigten Staaten von Amerika zweifeln.
God bless America ... and the whole world!
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