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Liebe ist vielfältig



Für eine lebenswerte Gesellschaft

Viele meiner Gedanken richte ich auf unsere Lebenswelten. Dass ich mir diese bunt und vielseitig wünsche, daraus mache ich kein Geheimnis.

Mein Wunsch nach einer Welt, in der es kein Bewerten und Einteilen mehr gibt, war einst auch Motor, meine beiden Blogs bei all meiner Kritik an der gegenwärtigen Gesellschaft auch mit meinen Hoffnungen, meinen Ideen sowie mit bunter Gegenwarts- und Zukunftsmusik zu gestalten.


Vielfalt ist unsere Natur - dieser Erkenntnis widmet sich derzeit eine gleichlautende Ausstellung in Linz. In der Natur kann Geschlecht als eine höchst spannende Angelegenheit wahrgenommen werden, denn es gibt Lebewesen, die bis zu tausend Geschlechter in sich tragen. Die Ausstellung wurde vom Naturhistorischen Museum Bern übernommen und erweitert und widmet sich Natur und Kultur, sie vermittelt Wissenschaftliches und macht auch den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema.

Ein Seitenblick also auch auf Gesellschaftspolitisches der Stadt Linz: Es gab heftigen medialen Widerstand von Seiten der FPÖ und deren Wähler*innen, als vor einigen Jahren - als Bekenntnis zu mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung - bunte Zebrastreifen, bunte Parkbänke und Pärchenampeln in der oberösterreichischen Stadt an der Donau errichtet wurden.

Nicht glücklich bin ich in diesem Zusammenhang übrigens, dass gerade in diversen Infobroschüren und Diskussionen zum Thema das "Anderssein" thematisiert wird. Warum "anders", warum dieses tat.sächlich ausgrenzende Wort also weiterhin als geradezu salonfähig herausstreichen?

Mit Sprache wird manifestiert - sollten wir im 21. Jahrhundert nicht schon längst über das "Anderssein" hinwegsein? Nämlich im Sinne einer Menschheitsfamilie, in der niemand mehr bewertet und eingeteilt wird!


"Erik und Erika" - ein Leben, ein Spielfilm

Vor einiger Zeit lief - aus Anlass des 75. Geburtstages von Erik Schinegger - der gleichlautende Spielfilm von Reinhold Bilgeri im Fernsehen. Da ich die Biografie von Erik Schinegger - "Mein Sieg über mich" - aus diesem Grund erst neulich wieder gelesen habe, kann ich davon berichten, dass sich damals, 1967 und 1968 - in diesen für Erik Schinegger so schicksalhaften Jahren - alles so zugetragen hat, wie im Film geschildert.

Erik Schinegger wurde anlässlich seiner Geburt aufgrund seiner nach innen gewachsenen männlichen Geschlechtsmerkmale das Geschlecht "weiblich" zugeordnet. Was zunächst auch nicht auffällig war, sollte allerdings in seinen ersten beiden Lebensjahrzehnten dramatische Auswirkungen auf seinen Körper und sein Seelenwohl haben.

Erik, 1948 in Kärnten geboren, wuchs mit drei Geschwistern am elterlichen Bergbauernhof in Sankt Urban auf. Erika, wie ich Erik nun - in Anlehnung an das gelesene Buch - nennen werde, interessierte sich schon bald leidenschaftlich für die landwirtschaftlichen Maschinen des Vaters, widmete allerdings den ihr geschenkten Puppen kein Interesse. Früh entdeckte das Kind auch seine Leidenschaft für das Skifahren, wofür auch eifrig und (zuerst noch heimlich, weil der Vater Sport nicht ausstehen konnte) zeitintensiv trainiert wurde. (Das erste Paar Ski fertigte Erika selbst an, als sie etwa acht Jahre alt war. Die dazu verwendeten Fassdauben bog sie unter heißem Wasserdampf zurecht und verlieh ihnen im Anschluss einen roten Anstrich. Alte Lederriemen wurden von ihr als Bindung dazu gefertigt.) In ihrer Mutter fand Erika allerdings später (auch finanzielle) Unterstützung für ihre Leidenschaft und so trug ihre hartnäckige Leidenschaft früh Früchte: Dem Kärntner Skiverband fiel die waghalsige und blitzschnelle Erika bald auf - das sportliche Schicksal nahm seinen Lauf, was schließlich auch der Vater akzeptieren musste.

Im Laufe ihrer Pubertät fielen Erika selbst immer mehr Besonderheiten ihres Körpers ins Auge, die sie allerdings immer wieder mit ihrer Hingabe zum Skisport beiseitedrängen konnte: Sie gestand sich ein, keinen typisch weiblichen Körper zu haben und vermisste u.a. auch monatliche Regelblutungen. Als junges Mädchen wollte sie schließlich auch besonders schick gekleidet sein. Erika fühlte sich aber von Männern sexuell zutiefst abgestoßen und geradezu magisch von Frauen angezogen, die sie auch immer wieder heimlich und sehnsüchtig beobachtete. In einer jugendlichen Beziehung mit einem sehr sensiblen Burschen empfand sie selbst seine sexuelle Annäherung als ekelhaft. (Angebliche Beziehungen zu männlichen Kollegen sollten allerdings einige Jahre später auf perfide Weise zum Thema gemacht werden, als der ÖSV überlegte, eine Liste von Unterschriften angeblicher Liebhaber der Erika Schinegger zu präsentieren.) - Ich überspringe nun viele sportliche Erfolge, um gleich beim größten sportlichen Erfolg zu landen: Das riesige Können und die enorme körperliche, aber auch mentale Kraft der Erika Schinegger wurden 1966 in Portillo (Chile) beim Abfahrtslauf für Frauen mit dem Weltmeistertitel gekrönt. Dieser Sieg wurde frenetisch in Österreich und in ihrer Heimat gefeiert, übrigens auch von der Politik. Wie man heute weiß, konnte vor allem ein gewisser Karl Schranz nicht glauben, dass er immer wieder "von einem Weiberleut' abgehängt" wurde.

Als eine Neuerung im Spitzensport eingeführt wurde, sollte diese einen unfassbaren (Medien-)Skandal nach sich ziehen, der keinerlei Rücksicht darauf nahm, wie sich der Mensch Erik*a Schinegger fühlte, über den das Unheil in voller Wucht hereinbrach: Sogenannte "Sextests" wurden bei der EM der Leichtathletinnen 1966 in Budapest eingeführt, bei denen sich die Sportlerinnen geradezu entwürdigenden Untersuchungen in völliger Nacktheit stellen mussten. Nach scharfen Protesten ging man dazu über, Speichelproben mittels Wangenabstrichen zu entnehmen. Vor den Olympischen Spielen 1968 in Grenoble wurde also bei einem solchen medizinischen Test festgestellt, dass Erik*a genetisch ein Mann sei - was er Jahre später anlässlich der Geburt seiner Tochter Claire mit größter Freude der Welt, die so sehr an seinem (weiteren) Leben interessiert war, verkündete: Doch zunächst brach die Welt des Erik Schinegger zusammen, denn Erik wurde in seiner schlimmsten Krise seines Menschseins massivst unter Druck gesetzt - von völlig überforderten, aber auch egoistisch und grausam agierenden ÖSV-Funktionären und von sensationsgeilen Fotografen, die überall lauerten. Der ÖSV und seine medizinischen Handlanger machten Vorschläge, die ich nur als wahnsinnig einordnen kann: Aus Angst, die Goldmedaille von Portillo zurückgeben zu müssen, wurde auf Erik eingeredet, er solle sich mit Hormonen behandeln und zur Frau operieren lassen! Völlig abgeschirmt von der Umwelt kämpfte Erik unter größten physischen und psychischen Schmerzen an der Schwelle zum Erwachsenwerden um sein natürliches(!) Recht, endlich auch äußerlich ein Mann zu sein. Nur ganz wenige Menschen standen ihm dabei wohlwollend, einfühlsam und hilfreich zur Seite, allen voran wohl jener Arzt, der die notwendigen Operationen durchführte.


Intersexualität

Es wurden immer schon und es werden Menschen geboren, "die genetisch (aufgrund der Geschlechtschromosomen) oder auch anatomisch (aufgrund der Geschlechtsorgane) und hormonell (aufgrund des Mengenverhältnisses der Geschlechtshormone) nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden können." (Quelle: Wikipedia)


In Österreich hat sich in den letzten Jahren aufgrund unendlich mühsamer Arbeit von Aktivist*innen einiges bewegt und so gibt es nun endlich einige richtige Schritte bei Ämtern und Behörden. Mit allen derzeitigen Entscheidungen bin ich allerdings nicht glücklich, da ich beispielsweise nicht nachvollziehen kann, wieso bei transsexuellen Menschen "eine deutliche Annäherung an das äußere Erscheinungsbild des anderen Geschlechts zum Ausdruck" kommen soll. Es kann ja auch für mich als Frau kein Gesetz geben, das mir das Tragen von Röcken und Kleidern und ein sorgfältig geschminktes Gesicht "nahelegt".

Von größter Wichtigkeit halte ich allerdings eine gesetzliche Regelung, dass die Entscheidung von Eltern zu einer geschlechtsangleichenden Operation bei intergeschlechtlichen Kindern im Kindesalter nicht mehr möglich ist, da die persönliche Entwicklung eines Kindes nicht abgeschlossen ist. Dieses Gesetz ist noch ausständig.

Ganz klar stellt eine geschlechtsangleichende Operation einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar, der nur unter Einwilligung des betroffenen Menschen selbst vertretbar ist. Aus medizinischer, psychologischer und ethischer Sicht kann es keineswegs vertreten werden, wenn Eltern diese Entscheidung für ihr Kind treffen.

Immer öfter begegnen mir auch Menschen, die sich gar keinem Geschlecht zuordnen möchten: Jeder einzelne Mensch ist für mich genau so richtig, wie er sich richtig fühlt.


#Liebe #Menschen #Filmtipps Foto: Pixabay, MabelAmber

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