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Fantasie - wenn Grenzen nicht mehr gelten

  • Autorenbild: C*
    C*
  • 23. Mai
  • 2 Min. Lesezeit



Während wir in der Realität immer wieder an Grenzen stoßen, die durch Gesetze, Vorgaben und Normen definiert werden oder wir uns auch von gesellschaftlichen Zwängen begrenzt fühlen, erfährt die Fantasie ihren Handlungsspielraum ausschließlich durch das jeweilige individuelle Vorstellungsvermögen jedes einzelnen Menschen. Dabei erhebt die Fantasie den Anspruch einer sehr engen Verwandtschaft zur Kreativität, weil beides ein denkerisches Vermögen beinhaltet, das sich in gewisser Weise von der Realität abhebt.

Kinder verstehen es hervorragend, sich ihrer Vorstellungskraft auf das Fantasievollste zu bedienen. Dabei erweist sich die Vorstellungskraft im Kindesalter auf dem Zenit ihres Ausdrucksvermögens. Kaum jemals wieder wird die Vorstellungskraft eines Erwachsenen an die fantasievollen Höhenflüge in der Kindheit heranreichen.

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vertraten Psychologen noch die Auffassung, Kinder müssten ihre Fantasiewelt hinter sich lassen, um zu mündigen Erwachsenen zu werden.

Heutzutage warnen jedoch immer mehr Fachleute aus den Bereichen der Hirnforschung und Pädagogik davor, den Fokus bei der Förderung von Kindern zu sehr auf Rationalität und kognitive Lernziele zu legen. Immer deutlicher zeigen Forschungsergebnisse, dass gerade im freien Spielen jene Gehirnregionen angeregt werden, die für Fantasie und Kreativität verantwortlich sind - wesentliche Voraussetzungen dafür, alte Welten zu verlassen und auf Neues zuzugehen; zu entdecken, zu begreifen, zu verstehen, zu lernen.

Erwachsene, die den viel freieren Gedankenkosmos der Kinder nie ganz verlassen haben, können auch Jahre und Jahrzehnte später noch auf wahre Schätze zugreifen, die sie in weiser Voraussicht vor unserer Welt der Richtlinien und Vorschriften in Sicherheit bringen konnten.

 

Ich gehöre zu jenen Menschen, die Filmen mit Fantasie-Elementen nicht abgeneigt sind. Als eines der großartigsten Film-Märchen der letzten Jahre empfinde ich Guillermo del Toro's filmisches Epos The Shape of Water. Del Toro verstand es aus meinem Empfinden meisterlich, die aufkeimende Liebe zwischen einer stummen Reinigungskraft und einer amphibischen Kreatur zu inszenieren. Wie der Regisseur die Geschichte über eine absolute Außenseiterin und einen Amphibienmenschen, der in einem geheimen Forschungslabor der US-Regierung gefangen gehalten wird, behutsam und doch so eindringlich mit Gesellschaftskritik verwoben hat, hat in mir große Freude und auch beeindrucktes Staunen ausgelöst. Mich begeistert dieser Film; er ist in meinen Augen ein mit viel Fantasie und Herz realisiertes Plädoyer für Menschlichkeit und Solidarität.

 

Auch in allen Bereichen, wo Forschungen betrieben werden, bedarf es unbedingt eines Vorstellungsvermögens, das eben nicht durch bisherige Erfahrungen und Erkenntnisse begrenzt wird. Und indem das menschliche Gehirn in der Lage ist, über bekanntes Terrain mittels Forschergeist und Fantasie hinauszuschreiten, können unbekannte Räume entdeckt werden.


#Kinder #Filmtipps Foto: Pixabay, peter_pyw

6 Comments


Erika Nittel-Traser
Erika Nittel-Traser
May 25

Ja, wo wäre die Welt ohne Fantasie? Das kann ich mir nicht vorstellen, weder für andere noch für mich. Es wäre auch eine Welt ohne Geschichten, Bilder und Filme.

Die Infos zu "The Shape of Water" habe ich mir angeschaut und bin neugierig geworden. Mal sehen, ob ich den Film irgendwo ausleihen kann. Er verspricht eine wunderbare Geschichte. Danke für dein Teilen!

Viele liebe Grüße und einen fantasievollen Sonntag wünsche ich dir! ☀️

Erika

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C*
C*
May 25
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Liebe Erika,

ich wünsche Dir, dass Du eine Gelegenheit findest, um diesen so außergewöhnlichen Film sehen zu können. Er gehört zu den besten Filmen, die ich bislang gesehen habe. Er beeindruckt mit starken Bildern und wichtigen Botschaften.

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag, C Stern

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Traude Rostrose
Traude Rostrose
May 24

Liebe C*,

dein Beitrag hat mich sehr berührt – nicht zuletzt, weil auch ich The Shape of Water ganz, ganz großartig fand. Die Geschichte hat mich tief bewegt, auch wenn mir besonders die angedeuteten Folterszenen an dem wunderbaren Wasserwesen fast körperlich weh taten. So viel Schönheit, Zartheit und Verletzlichkeit in einer einzigen Figur – das ging mir sehr unter die Haut.

Wie du so treffend schreibst, ist Fantasie ein Schatz, den es zu bewahren gilt. Auch für mich ist sie ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Ich liebe fantasievolle Bücher und Filme, lasse meine Kreativität gern in verschiedenster Form einfließen – und freue mich sehr, dass auch bei unserem Enkelkind diese Gabe mit viel Liebe gefördert wird.

Gleichzeitig halte ich es für…

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C*
C*
May 25
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Liebe Traude,

es freut mich sehr, dass Du diesen so bewegenden Film auch genießen konntest. Es sind definitiv auch schaurige Szenen dabei, aber insgesamt überwiegt die Botschaft von Liebe, Fürsorge und Mitmenschlichkeit.

Ich kann heute mit fantasievollen Filmen oder auch so manchen Büchern mehr anfangen als in jungen Jahren. Vielleicht auch, weil ich jetzt erst so richtig anerkennen kann, was Autor*innen leisten, die so etwas erschaffen.

Ich wünsche allen Kindern, dass sie den Mut und auch Gelegenheiten haben, ihre Fantasie zu leben, auch, wenn sie fälschlicherweise von Erwachsenen mitunter dafür sogar getadelt werden. Ich vergesse nicht jene Momente, in denen ein Bub, den ich betreute, immer daran erinnert wurde, dass diverse Spiele Regeln haben. Er aber hatte soviel Erfindergeist, dass…

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Brigitte Fuchs
Brigitte Fuchs
May 24

Fantasie (vor allem im Kindesalter) finde ich etwas Wunderbares und Inspirierendes. Bei Fantasy-Filmen habe ich hingegen meine liebe Mühe. Nicht mal die Harry Potter-Bücher oder -Filme mag ich und weiss natürlich, dass ich damit auf weiter Flur stehe. :--)

Einen lieben Gruss ins Wochenende,

Brigitte


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C*
C*
May 24
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Wie sehr ich beispielsweise Schriftsteller*innen oder Drehbuchautor*innen und Filmemacher*innen bewundere, die diese Gabe der Fantasie nützen können!

Harry Potter habe ich ebenfalls weder gelesen noch gesehen, allerdings mochte ich die Filmtrilogie von "Der Herr der Ringe". Und auch "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert hat mich begeistert, da habe ich Filmisches gesehen wie auch das Buch bereits mehrfach gelesen.

Liebe Grüße in die Schweiz, C Stern

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