Was macht Erinnerungen zu solchen, die unter "kostbar" eingeordnet werden? Warum nehmen sie besonders in der stillen Zeit des Jahres viel Raum ein?
Vielleicht kennst Du dieses intensive Erinnern auch - jetzt ist die Zeit, in der soviel aus der Herzensgegend in die Gedanken hochgespült wird, der Kopf ist beschäftigt.
Was macht es aus, warum gerade jetzt? Was begünstigt das Einwendigsein?
Genau vor zwei Jahren habe ich diese Gedanken gepostet - ich empfinde sie heute genau so wie damals:
>>Mir ist, als würde die Kälte meine Gedanken klären. (...) Die Welt hält inne, dreht sich langsamer. Alles Laute, jede Kränkung meiner Sinne durch Hasten und Eilen, jedes "Nicht-Verweilen-Können" in Stille und im Einklang mit mir selbst, all dieses empfinde ich inzwischen als ein Vorbeileben am Wesentlichen.
"Stille ist der neue Luxus. Stille enthält eine Qualität, die exklusiver und beständiger ist als jeder andere Luxus." Erling Kagge musste weit gehen, um ein Gut zu finden, das in unserer Welt immer essenzieller wird: Stille.
Danach gefragt, ob man denn auch in einer Stadt Stille finden könne, meinte Erling Kagge, dass dies möglich sei, wenn man bereit sei, sein Inneres zu betreten.
Nach innen gerichtet zu sein hat nichts, wie man vielleicht meinen könnte, damit zu tun, an der Welt nicht mehr teilhaben zu wollen. Es bedeutet allerdings, dem Leben selbst mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu schenken und daher bewusst zu sein; zu wählen, in welchem Tempo ich mich der Welt offenhalte und vor allem, in welchen Bereichen.<<
Heute waren wir wieder im Kino, um erneut einen sehr bewegenden Film zu sehen, wiederum eine Empfehlung meinerseits (wie ich auch auf Die Eiche - mein Zuhause verweisen möchte).
EO erzählt aus der Perspektive eines Esels, der von Platz zu Platz gereicht wird und auf seiner Reise die Menschen als freundlich wie auch als grausam erlebt.
Zunächst lebt EO in einem Wanderzirkus, geliebt und behütet von der Artistin Kassandra, die mit ihm allabendlich einen Auftritt hat. Doch eines Tages werden die Tiere von Tierschützer*innen befreit - und das Drama nimmt seinen Lauf.
Können sich Tiere erinnern, können sie sich an Menschen erinnern? Oder von ihnen träumen, wie dies im Film gezeigt wird? Denn EO träumt von Kassandra und Kassandra vermisst ihn schmerzlich. Noch einmal werden sie sich wiedersehen ...
Esel gelten als sehr soziale, kluge und lernfähige Tiere. Sie können sich über drei Jahrzehnte an Orte und Lebewesen erinnern, auch, wenn sie diese nur einmal gesehen haben! Sie sind stoische Wesen und zeigen kaum Reaktionen auf Schmerz, Krankheit oder Angst. Die Meinung, Esel seien stur, ist weit verbreitet - und doch falsch: Wenn sich ein Esel einer Gefahr ausgesetzt fühlt, dann bleibt er lieber einmal stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sie können ihre Gefährt*innen lesen und sogar Menschen deuten und rasch auf Stimmungen reagieren.
All das und noch viel mehr macht Esel für mich zu äußerst faszinierenden Wesen, denen ich mit großer Zuneigung begegne.
Ich werde wohl auch in nächster Zeit von - aus meiner Sicht - sehenswerten Filmen berichten, denn in den Programmkinos gibt's derzeit eine besondere Dichte an tollen Filmen.
#Stille #Sein #Natur #Filmtipps Foto: C*
Das ist wieder ein sehr lesenswerter Post. Ich empfinde das ebenso mit den Erinnerungen. Es liegt sicher daran, dass wir einfach in der Weihnachtszeit mal zur Ruhe kommen, uns fallen lassen und die Stille zu genießen. Dann hat man Zeit zum Nachdenken und viele schöne Erinnerungen stellen sich ein.
Ich wünsche dir eine schöne letzte Adventswoche.
Liebe Grüße
Jutta
Habe das Buch "Stille" von Kagge mit Begeisterung gelesen und besprochen, wie viele andere auch. Menschen entdecken oft erst in Krisen, wie wertvoll Stille ist und sein kann, dann, wenn sie merken, dass wirkliche Antworten auf ihre essentiellen Fragen meist im Inneren zu finden sind, in der Stille, im Staunen, im Gewahrwerden. Ich liebe Esel, als Kind hatte ich einen Steiff-Esel, heute stehen zwei auf einer Wiese, an der ich beim Walken vorbeikomme und meine Freundin hat mir zu Geburtstag mit einer Eselkarte und einem wunderschönen kleinen schwarzen Holzesel gratuliert. Den Film werde ich wohl nicht zu sehen bekommen. In meiner Stadt gibt es kein wirkliches Programmkino - leider. Alles Liebe
Ein schöner bedenkenswerter Beitrag, bedeutet doch zur Ruhe kommen und in die Stille gehen auch auf sich zu besinnen, Selbstreflektion und der Zerstreuung zu entfliehen. Das fällt oft schwer in unserer hektischen und schnelllebigen Zeit.
Kinofilme sehe ich eher selten, doch von der Eiche habe ich schon gehört. Auch dein zweiter Tipp ist vielversprechend mag ich doch Esel ganz besonders gern.
Lieben Gruß und hab einen ruhigen 3. Advent, Marita
Danke für die schönen Gedanken zur Stille und merci für den Filmtipp.
Bei uns ist die Weihnachtszeit eher ruhig und die Stille kommt nicht zu kurz.
Das ist aber, das muss ich gestehen, ein Privileg von uns Pensionierten, die auch in ruhiger Umgebung und eher bescheiden leben.
Einen lieben Gruss zu dir in den dritten Advent,
Brigitte