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Machtprogramme und schädliche Systeme




2016 habe ich mich sehr spontan dazu entschlossen, meinen Blog "Seelenbilder" ins Leben zu rufen. Zuvor war das Bloggen nie ein Thema für mich, meine Auseinandersetzung mit dem Leben und all seinen Wirk- und Begegnungsstätten wurde mit Gleichgesinnten gepflegt, wo allerdings immer auch Offenheit und Wertschätzung für unterschiedliche Zugänge oder Meinungen zu vielfältigen Themen herrschte.

Es war immer schon meine Überzeugung, dass Veränderungen, deren Ziel ein menschenwürdiges Leben ist, nur stattfinden können, wenn sich Menschen an möglichst vielen Orten vermehrt austauschen und einander bekräftigen können. Hier erkenne ich den Nutzen des Internets - und so verstoße ich mit größter Überzeugung gegen ein wesentliches Gebot meiner Kindheit, in dessen Sinne "Erziehung" funktionierte, nämlich den Mund geschlossen zu halten: "Im Leben lernt der Mensch zuerst das Gehen und Sprechen. Später lernt er dann, still zu sitzen und den Mund zu halten." (Marcel Pagnol, französischer Schriftsteller)


Mein Blog ist mein ganz persönlicher Beitrag dazu, nicht mehr den Mund zu halten, sondern aufzustehen und aufzuzeigen. Von Anfang an war für mich klar, dass ich mit meinen Beiträgen auch auf schädliche Systeme zielen werde, die für so viele Ungerechtigkeiten in dieser Welt und für tiefe Schmerzen in und Wunden an menschlichen Seelen verantwortlich sind. Wo Machtprogramme ihre schädigende Arbeit verrichten, finden sich auch Systeme, die unbedingt durchschaut werden müssen.

Soziale und gesellschaftliche Systeme sind von Menschen erschaffen, werden von Menschen am Leben erhalten und als solche können sie auch identifiziert, hinterfragt und aufgelöst werden. Bei Virginia Satir finden sich zu "System" folgende Gedanken: "Ein System ist eine Ganzheit. Jedes Teil ist mit jedem so verbunden, dass jede Änderung eine Änderung des Ganzen bewirkt." Ein systemischer Ansatz ist daher aus meiner Erfahrung unumgänglich, um beispielsweise bei der Analyse von Problemen, die sich im zwischenmenschlichen Umgang ergeben, zwischen "Problemträgern" und - eben - "Problemen" zu unterscheiden.


Mein besonderes Augenmerk gilt dem Schul- wie auch dem Erziehungswesen, dem ich beruflich nach wie vor verbunden bin, wobei ich allein mit dem Wort "Erziehung" ohnehin auf sehr kritische Distanz gehe: Das Ziehen von oder an Kindern halte ich für eine schreckliche Art und Weise, Kindern ihre Begeisterung für kreatives Handeln und ihre Freude am Lernen, am Erforschen und überhaupt am Abenteuer Leben ordentlich zu vermiesen oder gleich ganz zu nehmen.

Meine Überzeugung ist, dass diese Welt einen grundlegenden Wandel braucht - und dieser muss definitiv beim Begleiten von Kindern und Jugendlichen ansetzen! Ein Begleiten, ein Anleiten, ein Lehren - es muss in tiefem Respekt vor unseren Kindern wurzeln und unsere Überzeugung muss sein, dass wir Kinder in eine von Glück und Liebe erfüllte Zukunft geleiten möchten anstatt in eine solche, die Ängste schürt und auf der Grundlage von Unterdrückung fußt.

Ich plädiere für eine Schule des Glücks, denn ich erkenne die absolute Notwendigkeit einer neuen Lern- und Lebenskultur. Selbst weiß ich mich in einer mühevollen und langwierigen Arbeit, mich von alten Machtprogrammen und schädlichen Systemen endgültig lösen zu können.

Wenn Menschen zur Selbstermächtigung fähig und willens sind, können sie schädlichen Strukturen, ja, auch schädlichen Systemen entgegenwirken. Ein selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Leben zu führen setzt voraus, dass Menschen alte Machtprogramme und damit verbundene, oft verheerende Glaubenssätze identifizieren und deinstallieren können.

Eltern, Großeltern und Schulen tragen die größten Teile zur Entwicklung von Kindern bei. Solange wir als Erwachsene über Kinder bestimmen, indem wir "sie bewerten, vergleichen, manipulieren, bestrafen, belohnen oder in irgendeiner Weise Druck auf sie ausüben, wird es keinen echten Frieden geben in und unter uns Menschen." ("GLÜCKSSCHULE - Sechs Ansätze für einen grundlegenden Wandel in Schule und Gesellschaft", Daniel Hess)

Das Leistungsdenken, wie ich es bei Eltern und in Schulen erlebe, greift auf (immer noch unhinterfragte) Machtstrategien zurück, die Kinder in ein erwünschtes Verhalten dirigieren sollen. Als besonders unhinterfragt erlebe ich Belohnungssysteme, die Kindern Anreize bieten sollen, damit sie ein eingefordertes Resultat oder Verhalten abliefern. Auch zu "loben" oder "gelobt" zu werden, war mir immer unheimlich, das Wort "Lob" löste bereits in meiner Kindheit Unwohlsein aus, da ich es mit "bravem" (also erwünschtem und angepasstem!) Verhalten in Verbindung brachte. Das Lob ist also in seiner Wirkweise nichts anderes als (verschleierte) Manipulation und hat ebenso wie offensichtliche Manipulation schädigende Auswirkungen auf die Entwicklung eines heranwachsenden Menschen.


Was wäre, wenn Glück der natürliche Zustand unseres Menschseins wäre? - "Echtes Glück kommt aus der Einheit mit unserer wahren Natur", das meint der Autor Daniel Hess, der sich auch für die Umsetzung der Ideen zur Glücksschule einsetzt. Es ist nie zu spät, für unser Leben zu lernen und dem wahren Glück eine echte Chance zu geben!


Foto: C*, Mural Harbor Gallery, Linz

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