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Magische Momente rund um den Großglockner

Wie schon im August des Vorjahres, locken mich auch in diesem Jahr wieder das Ursprüngliche, das Wilde und zugleich Sanfte, welche dieser herrliche Flecken Natur offenbart, in den Nationalpark Hohe Tauern. Diesmal auf Kärntner Boden.

Unsere Herberge auf einem schmucken Bauernhof in Heiligenblut - auf rund 1500 Metern Seehöhe - erweist sich als vorzügliche Wahl. Unser behagliches Zimmer erlaubt uns einen derart grandiosen Ausblick auf diesen zauberhaften Ort, dass mir fast die Worte fehlen!

Meine Augen werden nicht nur mit einem Blick auf Jahrhunderte alte Zirbenbäume verwöhnt - mein Blick aus dem Fenster schenkt mir auch einen ersten visuellen Vorgeschmack auf den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner, der sich jedoch in diesen Stunden einigermaßen bedeckt gibt.

Nicht unerwähnt darf auch die mild-würzige klare Bergluft sein, die mir, angereichert vom Duft der bäuerlichen Blumenwiesen und von herrlichen Bäumen rundherum, jede Nacht einen gesunden Schlaf beschert.



Zweifellos, das Herzstück dieses so malerisch ins Tal gegossenen Örtchens Heiligenblut bildet die weltberühmte Pfarrkirche, dem heiligen Vinzenz von Saragossa geweiht. Dieses Gotteshaus in seiner einzigartigen Lage verleiht dem Ort eine äußerst sehenswerte Note - zusammen mit dem Ausblick auf eines der Wahrzeichen Österreichs, den Großglockner, kann es keine herrlichere Komposition aus Natur und alter sakraler Baukunst geben!

Und auch, wenn ich mich nicht gerne auf Friedhöfen aufhalte, so ist dieser einer, der unbedingt - natürlich in der gebotenen Stille - besucht werden sollte. Hier wird auch jener Menschen, die bei ihrem Versuch, den Gipfel des Großglockners zu erreichen, verunglückt sind, auf würdevolle Art und Weise mit einem eigenen "ewigen Buch" gedacht.

Eine Legende besagt, dass ein dänischer Prinz um 914 auf dem Rückweg von Konstantinopel von einer Lawine begraben wurde - er ließ demnach ein Fläschchen mit dem Blut Christi in seinen Körper einwachsen, um es vor Räubern zu schützen. Sein Leichnam und das so kostbare Fläschchen wurden gefunden, und als die Bauern den Prinzen begraben wollten, soll sich sein Bein geweigert haben, im Grab zu bleiben. So wurde das Fläschchen mit dem Blut Christi gefunden, das seither im Sakramentshaus der Pfarrkirche des Hl. Vinzenz verwahrt wird.

Wenn wir nach unseren Ausflügen an diverse Aussichtspunkte oder ins Umland auf den Bauernhof zurückkehren, wehen uns bereits im Vorhaus die köstlichen Düfte unseres dreigängigen Abendessens entgegen. Beim Abendessen dominieren die Stimmen der aufgeregten Kinder, die hier nach Herzenslust mit Katzen spielen, Hasen beobachten, kleine Schweinchen auf den Arm nehmen und Ponys striegeln dürfen. Und wenn dann auch noch auf dem Rücken eines Ponys die Welt erkundet werden darf, ist die Begeisterung grenzenlos!

Auch das reichhaltige Frühstück bringt das Herz jenes Menschen, der all diese Herrlichkeiten zu würdigen weiß, wieder in ein beruhigendes Gleichgewicht, nach dem es sich doch so sehnt ...

Nach so einem Frühstück gestärkt, reift unser Beschluss, bei günstigen Wetteraussichten unsere Annäherung an den höchsten Berg Österreichs zu wagen. Wir wollen einen Tag ganz in der Begegnung mit dem alten Herrscher über die österreichische Bergwelt, der schon so viel erlebt und gesehen hat, verbringen.

Unsere Annäherung erfolgt über eine Fahrt mit den Großglockner Bergbahnen auf die Bergstation des Schareck. Bereits die Ausblicke aus der Gondel entlocken hörbare Begeisterung für die weißhäuptigen Bergriesen und grünen Täler, die uns umgeben. Weithin sichtbar glitzern die Rinnsale, welche die Berge in Richtung Tal verlassen, sie sind auf ihren Wegen sanft gurgelnd durch grüne Wiesen zu hören, doch an manchen Stellen entwickeln sie sich zu übermütigen kleinen Wasserfällen.

Auf sicheren Wegen angekommen, ergeben sich auf dem Schareck-Gipfel in einer Seehöhe von knapp 2600 Metern Rundum-Ausblicke, die ihresgleichen suchen: Die Großglockner-Hochalpenstraße schlängelt sich in luftige Höhen, vereinzelt ist ein Motorrad zu hören, dessen leidenschaftlicher Besitzer seine Freude an der großzügig ausgebauten Strecke kaum zu unterdrücken vermag!

Die Panoramatafeln am Gipfel geben Auskunft über die Namen und Höhen der mehr als 40 Dreitausender, die uns in stiller Pracht umgeben. Jetzt kann ich meinem ohnehin schon sehr fleißigen Fotoapparat keine Pause mehr gönnen ...

Diese erste Annäherung an die höchsten Berge Österreichs erweckt Vorfreude auf die Fahrt über die Großglockner-Hochalpenstraße.

Wer sich in der Umgebung des Großglockners aufhält, sollte sich - ausgehend von Heiligenblut auf Kärntner Seite oder Bruck auf Salzburger Seite - unbedingt auf die Fahrt auf dieser Hochalpenstraße begeben. Bringt man ausreichend Zeit mit (einen Tag dafür einzuplanen, ist keinesfalls übertrieben!), so lässt sich bei guter Sicht tatsächlich eine "Sehschule der Natur" erleben: Gemeinsam mit einem Nationalpark-Ranger kann man sich nämlich auf Safari begeben.

1935 wurde die Großglockner-Hochalpenstraße eröffnet, sie führt auf ihrer Länge von 47,8 Kilometern mit imposanten Ausblicken über den Alpenhauptkamm. Schneehöhen von mehr als zehn Metern sind im Winter keine Seltenheit, der Rekord liegt gar bei 21 Metern im Jahr 1953.

An vielen Plätzen kann gefahrlos angehalten werden, um ein einzigartiges Panorama (in sich oder mit der Kamera) zu verewigen.

Auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf 2360 Metern über dem Meeresspiegel kommt man schließlich dem Großglockner zum Greifen nahe. Im großzügig angelegten Besucherzentrum, das sicherlich für jeden Besucher Wissenswertes bereithält - für Naturliebhaber genauso wie für Freunde von Pferdestärken - verbringen wir eine informationsreiche Zeit. Interessante Einblicke ergeben sich auch in einer Ausstellung, die sich den (ersten) Frauen auf dem Großglockner widmet - im Übrigen "damals" zwar auffällig schmuck gekleidet, aus heutiger Erfahrung jedoch äußerst unpraktisch. Als Catwalk eignet sich der Aufstieg zum Gipfel nämlich ganz und gar nicht!

Angesichts seiner Mächtigkeit, die wir Menschen - Zwergen gleich - auf verschiedenen Aussichtsplattformen bestaunen, ist deutlich, dass der Großglockner mit seiner Höhe von 3798 Metern als einer der bedeutendsten Gipfel der Ostalpen gilt. Dass sich neben dem höheren Bruder auch noch der um 28 Meter kleinere Kleinglockner zeigt, wird mir erst bei diesem Ausblick klar.

Mein Herz wird schwer, weil ich anhand meiner Erinnerungen und der Informationstafeln nachvollziehen kann, wie sehr Eis und Schnee seit meinem Besuch als Kind zurückgewichen sind!

Nach einem Tag, den wir voller Staunen und mit vielen Eindrücken verbringen dürfen, geht es retour - wir ahnen schon, dass uns ein köstliches Abendessen erwartet. Neue Ziele werden dabei gerne besprochen!

Auch Lienz näher zu besichtigen, ist ein Herzenswunsch - der Wettergott meint es gut mit mir. An einem Tag, der keine allzu prächtige Wetterlage für die Bergwelt verheißt, verlassen wir Heiligenblut mit Ziel Lienz. Hier können wir uns jederzeit vor Regentropfen in Sicherheit bringen.

Gässchen um Gässchen erkunden wir diese äußerst hübsche Stadt, die ihren Beinamen "Perle der Dolomiten" wohl verdient. Die Liebburg dient seit 1988 als Rathaus - wahrlich ein schöner Bau, der im frühen 17. Jahrhundert errichtet wurde. In einem lauschigen Stadtpark begegnen wir einem zauberhaften Schmetterlingsbrunnen, der sich sehr schön ins grüne Ambiente einfügt. Ganz bezaubernd finde ich auch die Alte Schmiede, wo tatsächlich noch geschmiedet wird. Ein kleines Andenken wird erstanden - an so einem Laden kann ich nicht vorbeigehen, ohne einzutreten!

Erstaunlicherweise bleiben wir von Regenwolken verschont und so dürfen wir auch diesen Ausflug vollends genießen - übrigens auch in kulinarischer Hinsicht: Man merkt die Nähe zu Italien, das Eisnaschen wird dringend empfohlen!

Die Tage in unserem Paradies, sie schwinden - der Abschied naht. Ich blicke mit Wehmut auf magische Momente - ich möchte sie alle in eine kleine Schachtel betten, die das Wörtchen Dankbarkeit prägt: Auch für jene stille Zeit im Wald, in der wir dem Weg "Natura Mystica" folgen dürfen. Hier wird der sonst so eilende Mensch auf besondere Weise erinnert, in der Begegnung mit der Natur auf seine Sinne zu achten. So fühle ich mich an das pure Leben herangeführt - an das Werden und den Sterbensprozess des Menschen als eines von unzähligen Wesen im ewigen geheimnisvollen Kreislauf der Natur. Dieser Weg ist eine wahre Rückführung auf die umfassende Bedeutsamkeit unserer Sinne, deren Geöffnetsein erst wahre Sinnlichkeit zulässt!

Hier ist es so lautlos, dass man vermeint, fast das Moos wispern zu hören - vollgesogen von den Dingen, über die es sich lohnt, auf dem Waldboden liegend, nachzudenken. Einzig das unbeständige Wetter verhindert, den gesamten Weg der Stille auf uns zu nehmen.

An meinem letzten Morgen, an dem ich ausgeruht erwachen darf, hat sich ein Murmeltier eng an den Bauernhof herangewagt, ich höre es pfeifen.

Ich weiß nicht, ob ich diesen wunderschönen Ort noch einmal wiedersehen werde - das Leben findet ja bekanntlich mit all seinen Überraschungen statt, während wir eifrig (andere) Pläne schmieden!

Ich möchte Menschen erreichen, deren Herz für eine unverfälschte und atemberaubende Natur schlägt.

Der Nationalpark Hohe Tauern bietet so vieles und das auf eine Art und Weise, die einen niemals mehr loslässt ...

Hier kannst Du auf weiteren Logenplätzen für die Seele verweilen - im Gschlösstal, Osttirol, Nationalpark Hohe Tauern.


Fotos: C*


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