„Nichts scheinen Götter und Männer mehr zu fürchten als den Verlust der Kontrolle über Frauen.“
(Mary Daly in „Gyn/Ökologie“)
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Gläubige Christen feiern zu Ostern das Fest der Auferstehung und des Lebens.
Das Neue Testament berichtet von Frauen, die als erste an Jesu Grab waren und bemerkten, dass dieses leer war. Von Engeln erhielten sie den Auftrag, Petrus und den übrigen Jüngern von der Auferweckung zu berichten.
Maria Magdalena nimmt eine besondere Rolle im Leben Jesu ein, denn auch, als ihn Simon Petrus aus Furcht vor den Römern dreimal verleugnet hatte, stand Maria aus Magdala immer noch zu Jesus und begleitete auch sein Leiden und Sterben.
Im Philippusevangelium nimmt Maria die Stellung der Lieblingsjüngerin ein. Hier wird Maria als Jesu Gefährtin offenbart, die Jesus mehr geliebt haben soll als seine Jünger.
Maria Magdalena wurde allerdings von Papst Gregor I. im Jahr 591 mit der anonymen Sünderin gleichgesetzt, die Jesus die Füße wusch. Auch, wenn die Überlieferung unklar ist, wurde sie fortan in der katholischen Kirche als Sünderin bezeichnet, später wurde sie auch als Prostituierte bezeichnet.
Wie wir heute wissen, wurde die Existenz von biblischen Frauen im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder verfälscht.
Die Filmbiografie "Maria Magdalena" von Garth Davis versteht sich als Versuch, Maria Magdalena als eine den Aposteln gleichgestellte Begleiterin Jesu zu zeichnen. Vor allem in der feministischen Theologie hat sich diese Aufwertung durchgesetzt.
Es muss uns deutlich sein, dass auch die noch immer stattfindende Dämonisierung der Frau tatsächlich ihre Wurzeln in jenen alten Glaubensschriften hat, in denen Frauen als Verführerinnen der Männer verunglimpft werden, so wie dies im Christentum etwa Eva im Paradies oder eben auch Maria Magdalena unterstellt wurde.
Dass Frauen beispielsweise während ihrer Monatsblutungen als "unrein" gelten und in manchen religiös geprägten Kulturen auch gegenwärtig noch vom Gesellschaftsleben ausgeschlossen werden, ist erschreckend. Der Glaube, dass das Menstruationsblut ein giftiger Stoff sei, setzte sich im 1. Jahrhundert nach Christus in der antiken Welt durch und wurde noch im 20. Jahrhundert von Wissenschaftlern vertreten. Auch in diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass in der Vergangenheit hauptsächlich Männer mit der wissenschaftlichen Erforschung von Menstruationsblut beschäftigt waren. Sogar Hildegard von Bingen, die als gelehrt galt, sah die Menstruation als eine Folge des Sündenfalls.
Die Frau wird in vielen Kulturen mit ihren Körperfunktionen identifiziert, daher gelten Geburt, Kinder und Küche als ihre Domäne. In vielen religiösen Traditionen werden Frauen deshalb vom Erwerb religiösen Wissens ausgeschlossen. Auch ein Zugang zu Wissenschaften wurde ihnen deshalb sogar in Europa bis ins 20. Jahrhundert verwehrt.
Für Thomas von Aquin sei klar gewesen, dass Frauen verunglückte Männer seien, menschliche Wesen zwar, jedoch nicht in Vollendung, sagt die katholische Theologin Marie-Theres Wacker.
Es ist absolut notwendig, zu erkennen, dass Unterdrückung von Frauen durch Männer - in welcher Form auch immer - ein Ausdruck von Überforderung und Angst ist. Die Schlechterstellung der Frau findet geradezu expressiv in der Gegenwart statt und schafft nicht selten auch eine Benachteiligung, die bis hinein ins Wirtschaftsleben stattfindet.
Sich mit der Rolle der Frau in monotheistischen Weltreligionen auseinanderzusetzen, bedeutet also auch unbedingt ein Hinterfragen der Erziehung von Kindern, besonders, wenn sie in einem religiösen Umfeld aufwachsen, das als orthodox eingeordnet werden muss.
Bereits im Kindergarten- und Volksschulalter können Buben derart auffällig in ihren Erniedrigungen gegenüber Mädchen sein, dass hier dringender pädagogischer Handlungsbedarf gegeben ist.
Wer genau hinhört, wird allerdings vielerorts auch Hilf- und Ratlosigkeit bei PädagogInnen erkennen, da die vielfältigen Herausforderungen, die in diesem Bereich liegen, oft nicht mehr bewältigt werden können: Es fehlt häufig an geeignetem Fachpersonal, an personellen Ressourcen überhaupt; es fehlt an betrieblichen Strukturen und an geeigneten Rahmenbedingungen, und eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Eltern ist leider ebenfalls oft nicht möglich. Ich erlebe Schulen und andere Kindereinrichtungen in den letzten Jahren als Orte von Angst und Terror und ich erlebe tatsächlich auch einen Kulturkampf unter VolksschülerInnen. Bedauerlicherweise ist das Verständnis von Eltern, wie sie ihre Kinder dabei unterstützen können, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und ins Leben hineinzuwachsen, sehr oft rasch begrenzt - sei es aus Desinteresse, Überforderung, Infantilität, und auch, weil Eltern ihren Kindern nicht immer Vorbilder sind, was bereits bei der Kommunikation beginnt.
Ein gewaltiger Irrtum besteht allerdings gewiss darin, dass der gelernte Mitteleuropäer, geprägt durch christliche Konfessionen, ständig darauf verweist, Geringschätzung und Verachtung der Frau hätten erst durch den Zuzug von Muslimen in unseren abendländischen Kulturkreis begonnen. Das ist ein Vorurteil, das sich sofort widerlegen lässt, wenn man nur hinsieht, welche Rolle die Frau im traditionell gelebten Christentum einnimmt.
Es lässt sich übrigens tatsächlich in allen Weltreligionen feststellen, dass Frauen weniger geachtet waren (und sind), da die historische und politische Umgebung meist von patriarchalischen und feudalistischen Strukturen geprägt war (und ist). Zu dieser Erkenntnis kommt die Marburger Religionswissenschaftlerin Edith Franke.
Guru Nanak, der Religionsstifter der Sikhs, hatte bereits im 15. Jahrhundert diese Einsicht: "Frauen haben die gleichen Seeleneigenschaften wie Männer. Die Seele wird auch als ungeschlechtlich gedacht und ist unabhängig vom Geschlecht.“
Doch selbst in manchen buddhistischen Schulen findet sich die Idee, dass eine weibliche Wiedergeburt niedriger als eine männliche sei.
Wer Zwangsehen nur als islamisches Phänomen vermutet, hat sich die Situation vieler Frauen in Indien noch nicht vor Augen geführt.
Im Judentum gab es im 19. Jahrhundert eine Welle der Emanzipation, so war es Frauen erlaubt, die Thora zu lesen und das Amt des Rabbiners auszuüben. Allerdings ist bis heute das Beten an der Klagemauer nur Männern erlaubt.
In der filmischen Dokumentation "Gottes missbrauchte Dienerinnen" wird geradezu schmerzhaftest deutlich, wie Ordensschwestern überall auf der Welt und seit Jahrzehnten von hierarchisch über ihnen stehenden Klerikern schwerst verachtet und sexuell missbraucht werden – von Priestern und Würdenträgern bis in den Vatikan hinauf.
In meinem Artikel "Globales Gewissen (2)", April 2017, gehe ich näher auf die Stellung der Frau in einigen Weltreligionen ein. In "Mensch bleiben zwischen Wahn und Sinn", September 2016, liegt mein Fokus auf der spirituellen Selbstverantwortung des Menschen.