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Sozial-Autismus



Es gibt unzählige, unfassbar viele Leute, die bei eingehender Beobachtung als "soziale Autisten" bezeichnet werden können.

Neulich habe ich anlässlich einer TV-Diskussion rund um das Agieren von Parade-Narzisst Donald Trump von einem Psychiater gehört, dass Narzissmus seit den 1980er Jahren stark zunimmt.

Hinsichtlich Trump finde ich übrigens auffällige Widersprüchlichkeiten aufschlussreich: In seiner Rhetorik und in seinen (absurden!) politischen Ideen möchte er als d e r gelten, den niemand überstrahlen kann - darin zeigt er sich zumindest verbal vollkommen überzeugt. Beschäftigt man sich jedoch mit der Art und Weise, wie er u.a. mit Kleidung, Frisur, Mimik, Gesten und Benehmen aufzeigt, kann man durchaus auf die Idee kommen, dass sich ein unsicherer Geist hinter seiner Fassade versteckt. Auch sein plumpes Benehmen gegenüber seiner jungen Frau könnte darauf hinweisen, dass er nicht nur ein Rüpel, sondern eben auch ein unsicherer Mann ist.

In Österreich konnte in den 1970er und 1980er Jahren ein wirtschaftlicher Aufschwung genossen werden, der natürlich nicht ohne Nachteile erwirtschaftet wurde und für den heute noch der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky verantwortlich gemacht wird. Das Motto der Regierungsmannschaft war, lieber Schulden zu machen, dafür allerdings Vollbeschäftigung zu "ernten".

Es ist immer wieder zu beobachten: Wenn die wirtschaftliche Situation besser wird, verändert sich die Gesellschaft - Menschen rücken auseinander und vergessen auf das Miteinander. Die Mehrheit der menschlichen Individuen sind dann Leute, Menschen werden rar.

Das Vergleichen beginnt und spätestens an diesem Punkt hält das Konkurrenzwesen Einzug in Beziehungen, Neid tritt auf den Plan!

Wie bei den Großen, so auch bei den Kleinen - diese sind nur das Spiegelbild der Erwachsenen. Man kann nichts von ihnen erhoffen, was wir ihnen nicht selbst auf positive Art und Weise nahebringen.

Autismus gilt als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, der eine exzessive Selbstbezogenheit zugrunde liegt.

Die Bezeichnung "Sozial-Autist" hat sich bei Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklungen in meinem Kopf geformt und wurde medial wohl noch nicht allzu intensiv aufbereitet. Aus meiner Beobachtung ist ein Sozial-Autist nicht in der Lage, echtes Einfühlungsvermögen zu entwickeln - und er errichtet Mauern gegenüber seiner Umwelt, gibt sich allerdings als weltoffen, großzügig und tolerant. In Wirklichkeit ist er innerlich einsam, auch unsicher; unfähig, echte Nähe aufzubauen. Das Verhalten eines Sozial-Autisten gegenüber seiner Umwelt ist oft von großer Grausamkeit geprägt, die allerdings sehr perfide ausgeführt werden kann.

Eine derart unsoziale Person schafft es dennoch ziemlich locker, sich an allen Orten innerhalb kürzester Zeit Gehör zu verschaffen und sie wird auch - gerade in beruflicher Hinsicht - aufgrund eines perfekten Selbst-Marketings lange ernst genommen: Es fällt nur ganz wenigen auf, dass sich eine derart auf sich selbst bezogene Person gerne mit fremden Federn schmückt - man lässt geschickt für sich arbeiten.

Bei eingehender Betrachtung sorgt der soziale Autist für heilloses Chaos, schafft es jedoch immer wieder, alle anderen dumm aussehen zu lassen, denn er besitzt die Fähigkeit, sich binnen kürzester Zeit passable Rechtfertigungen zurechtzulegen. Dabei ist er innerlich völlig unfähig, konstruktive Ideen anzunehmen - selbst, wenn er sich im Außen scheinbar überzeugen lässt: Er wird jeden Augenblick danach trachten, unliebsame Personen zu eliminieren.

Er kann in allen möglichen Berufen und Bereichen sein Unwesen treiben. Besonders erschreckend finde ich, wenn sich derart seelisch stumpfe Personen aus egoistischen Motiven heraus in soziale Berufe wagen ... eine Zumutung - für ihre KundInnen, KlientInnen, KollegInnen, MitarbeiterInnen!

Die Basis für die Unfähigkeit, respektvolle und kooperative oder liebevolle und wahrhaftige Beziehungen leben zu können, kann bereits in der Kindheit geschaffen werden, wenn beispielsweise "Helikopter-Eltern" ihrem Kind das Gefühl geben, dass es der strahlende Mittelpunkt des Universums sei. Diese besondere Art von Eltern kreist in exzessiver Weise um das vermeintliche Wohl ihres Kindes und erkennt nicht, dass auch die Selbstständigkeit eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Teilnahme am sozialen Leben bedeutet.

Helikopter-Eltern fällt es schwer, von ihrem Kind loszulassen und so versuchen sie auch, das Leben ihres Kindes, das bereits erwachsen ist, mitzugestalten, es zeigt sich diese Eigenart auch bei der Studiums- oder Berufsauswahl ihres Kindes. Auffällig ist, dass es sich bei Helikopter-Eltern häufig um Eltern eines Einzelkindes handelt.

Gerade Kinder aus typisch bürgerlichen Familien brauchen heute immer öfter eine Psychotherapie - ihre Eltern agieren oft als Narzissten, die im Erfolg ihrer Kinder ihre eigene Eltern-Kompetenz entdecken wollen.

In seinem Buch "Die Kunst, kein Egoist zu sein", im Jahr 2010 erschienen, nimmt der Philosoph Richard David Precht Bezug zu Josef Kirschners Buch "Die Kunst, ein Egoist zu sein", erschienen im Jahr 1976.

Damals ahnte Kirschner wohl nicht, dass die gesellschaftliche Wirklichkeit seine Meinungen nur 35 Jahre später überholen würde. Kirschner vertrat in seinem Buch u.a. die Meinung, dass die (damalige) Gesellschaft krank sei, weil sich die meisten Menschen zu sehr anpassten und es versäumten, ihren eigenen Weg zu gehen.

Precht schreibt weiter, dass heutzutage unzählige Festredner den Verlust von Werten beklagen.

Wenn ich die TV-Kanäle auf der Suche nach sehenswerten Dokumentationen, Diskussionen oder Filmen durchforste, zeigt sich bei mir regelmäßig eine Gänsehaut des Grauens: Erst neulich habe ich auf meiner persönlichen geistigen Liste der unmöglichsten Sendungen einen erneuten Tiefpunkt notieren müssen: "Naked Attraction - Dating hautnah" - RTL 2 verspricht den KandidatInnen und den ZuseherInnen prickelnde Aufregung. Das "Besondere" an dieser Sendung sei angeblich, dass sich die KandidatInnen vor ihrem Date keine Gedanken über ihre Kleidung machen müssten und auch zu wissen glauben, was sie von der körperlichen Beschaffenheit ihres Gegenübers erwarten können. Man werde ja ungern negativ überrascht, tönte es beispielsweise aus dem Munde einer jungen Frau.

Auch hier zeigt sich der gesellschaftliche Zeitgeist auf geradezu schockierende Art und Weise - an den Einschaltquoten genauso wie an den Teilnehmenden, die nicht mehr gewillt oder auch nicht in der Lage sind, eine echte Beziehung wachsen zu lassen.

Die TV-Sender sind voll von Müll dieser und anderer Art - und vielen Eltern fällt es schwer, ihre Kinder davor zu schützen. Aus unzähligen Gesprächen mit Eltern, die mir beruflich begegnen, weiß ich, dass sie ihre Kinder zuoft vor dem Fernseher parken. Viele Kinder- und Jugendzimmer sind mit Fernsehern und Computern bestückt. Manche Eltern wissen gar nicht, was sich ihre Kinder - auch zu späterer Stunde - zumuten! Und - leider ja, tatsächlich! - es herrschen auch Gleichgültigkeit und Überforderung.

Was ich so erschreckend an den Entwicklungen und Gegebenheiten finde, ist die Tatsache, dass Beziehungslosigkeit zur Normaliät wird.

"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", so jedenfalls hieß es in meiner Kindheit. Recht glücklich war ich über diese Redensart allerdings nie.

Dennoch: Diese Redensart verdeutlicht in obigem Zusammenhang, dass es schwierig für einen Erwachsenen sein kann, nachträglich soziale Kompetenzen zu entwickeln, wenn er in der Erarbeitung dieser als Kind nicht begleitet wurde.

Gegenwärtig zeigen viele Kinder und Jugendliche auffälligste Störungen in ihrem Sozialverhalten, was Eltern und PädagogInnen vor größte Herausforderungen stellt, die nicht selten von Ratlosigkeit begleitet sind. Die Balance, einem Kind genug Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken, es zu fördern und ihm dennoch auch ausreichend Freiheit zu geben, sich selbst zu erfahren und die Welt zu begreifen, ist mitunter nicht einfach zu halten.

Es ist sehr schwierig, das Leben eines anderen Menschen einzusehen und andere Handlungsweisen zu beurteilen, was in mir ebenso die Überzeugung reifen lässt, dass es fast unmöglich ist, jemandem einen tatsächlich brauchbaren Rat zu geben. Ich habe mich davon schon sehr distanziert, ich kann keine Verantwortung für die Schritte und das Leben eines anderen erwachsenen Menschen übernehmen.

Und ich denke darüber nach ... "Bevor Du urteilen kannst über mich oder mein Leben, ziehe meine Schuhe an und laufe meinen Weg, durchlaufe die Straßen, Berge und Täler, fühle die Trauer, erlebe den Schmerz und die Freude. Durchlaufe die Jahre, die ich ging, stolpere über jeden Stein, über den ich gestolpert bin, stehe immer wieder auf und gehe genau dieselbe Strecke weiter, genau wie ich es tat. Erst dann kannst Du über mich urteilen." ... Und ich fühle mich ertappt ...

Vor einigen Tagen habe ich einen sehr aufschlussreichen Artikel eines Mannes gelesen, der herausgefunden haben will, dass Frauen besonders bösartige Krähen sein können, wenn es darum geht, ihre Geschlechtsgenossinnen - wortwörtlich - schlecht aussehen zu lassen: Auch hier zeigt sich wiederum ganz massiv ein intensives Konkurrenzwesen, das von vielen Frauen besonders gerne und gehässig gefüttert wird.

Dem Autor des Artikels ging es u.a. darum, aufzuzeigen, dass sich Frauen innig darüber freuen können, wenn sie an ihren Konkurrentinnen "körperliche Verfallserscheinungen" ausmachen. Er hat seine Abneigung an eine Zeitschrift adressiert, deren Redaktion sich ausschließlich in weiblichen Händen befindet und auffällig gerne über "Beulenpest" und "Schenkelschande" berichtet.

Über nicht vorhandene Frauensolidarität kann ich selbst nahezu täglich den Kopf schütteln; Solidarität fehlt mir auch in vielen weiteren Themenbereichen! Wie es überhaupt auch zeitgeistig ist, sich als EgoistIn feiern zu lassen - unsere Medien sind voll davon!

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