Zwei Leben
- C*
- vor 4 Tagen
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Hans Rosenthal (2.4.1925 - 10.2.1987), der bekannte und beliebte Entertainer, Regisseur und Moderator, lebte zwei Leben. Dies eine berührende Aussage im Spielfilm Rosenthal, der gestern im ORF-Hauptabendprogramm gezeigt wurde, wie im Anschluss auch eine Dokumentation - Die zwei Leben des Hans Rosenthal.
Rosenthals Eltern verstarben früh, Hänschen, wie er oft genannt wurde, wurde mit seinem um sieben Jahre jüngeren Bruder in einem Waisenhaus für jüdische Kinder untergebracht. Seinem Bruder war er immer beschützend zugetan, dennoch konnte Hans Rosenthal ihn nicht retten. Gert Rosenthal wurde als Zehnjähriger nach Riga transportiert, wo er auch ermordet wurde.
Lange war Hans Rosenthals Frau Traudl seine einzige Vertraute, was seine so schmerzvolle Vergangenheit betraf. Ihr ist es schließlich gelungen, ihren Mann dazu zu bewegen, über die Zeit der Verfolgungen und Ermordungen zu sprechen und zu schreiben.
Ich bin als Kind mit Dalli, Dalli aufgewachsen, in Erinnerung sind mir vor allem Rosenthals Luftsprünge und seine Freude, wenn etwas Spitze! war. Dass Hans Rosenthal Jude war, war in meiner Kindheit kein Thema und mit meinen acht Jahren konnte ich auch nicht ahnen, in welchen quälenden Gewissenskonflikt er als Mensch geriet, als just am 9. November 1978 seine 75. Sendung stattfand; an dem Tag, an welchem zugleich der vierzigste Jahrestag der Novemberpogrome war. Der Spielfilm und auch die Dokumentation machen deutlich, wofür sich Rosenthal innerlich entschieden hatte, er stieß allerdings mit seinem dringenden Wunsch, die Jubiläumssendung zu verschieben, beim ZDF auf taube Ohren. Die Verantwortlichen für die Show waren einfach nicht erreichbar. Rosenthal gab schließlich nach und moderierte die Sendung in einem schwarzen Anzug. In den Ratepausen wurde statt Schlagern ernste Musik gespielt, was auf seine Anweisung zurückging. In Köln wurde der Verfolgung und Tötung von unzähligen jüdischen Menschen gedacht, Bundeskanzler Helmut Schmidt hielt als erster Bundeskanzler eine Rede in der Synagoge.
Hans Rosenthal war auch Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden. Im Film wird er von einer jungen Jüdin damit konfrontiert, wie er überhaupt seine Fernsehshow Dalli, Dalli nennen konnte. Dies sei auch ein Kommando an jene jüdischen Menschen gewesen, die in die Züge hineingetrieben wurden.
Hans Rosenthal unterhielt viele Menschen im Fernsehen und im Radio, unter ihnen wohl auch solche, die ihm einige Jahrzehnte davor Schlimmes angetan hätten. 1980 erschien seine von ihm verfasste Biografie Zwei Leben in Deutschland. Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde sie neu aufgelegt. Sein Überleben verdankt Hans Rosenthal drei mutigen Frauen, die ihn über viele Monate versteckt haben: Ida Jauch, Maria Schönebeck, Emma Harndt.
#Filmtipps Foto: C* - Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte, Wien
bis zu diesem film (den ich noch schauen werde, aber schon einiges dazu gelesen habe) wusste ich auch nichts über hans rosenthals geschichte, die mich jetzt ganz besonders berührt.
danke für deinen beitrag über ihn.
liebe grüße von mano
Ich wusste nicht, welches Schicksal Rosenthal hatte. Es berührt mich sehr. Manchmal frage ich mich, wie es Betroffenne geschafft haben, ihr Lachen und ihre Freude am leben nicht zu verlieren. Ich kenne Rosenthal, habe seine Sendung allerdings nie gesehen. Danke, dass du darüber geschrieben hast.
Liebe Grüße
Ich bewundere Menschen, die trotz ihrer schlimmen Erfahrungen ein WARUM gefunden haben - und "JA" zum Leben sagen, wie so passend der Frankls Buchtitel heißt. Dass auch Rosenthal dazugehörte - war mir auch lange nicht bekannt. Herzliche Grüße
Ach, diese Schicksale, so traurig, so tapfer getragen, so herzzerreissend!
Danke für diese wunderbare Würdigung.
Einen lieben Gruss in den Frühlingstag,
Brigitte