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Wellenlängen im Ozean der Kommunikation



Mir fällt auf, dass meine Ohren immer feinsinniger für knirschende Zwischentöne im Umgang miteinander werden. Es gibt Momente, die mir sehr unangenehm sind, wenn ich etwa nicht überhören kann, wie Menschen abfällig miteinander umgehen. Nicht selten, dass ich mich - sozusagen - fremdschäme.

Es gehört momentan zu meinem beruflichen Schwerpunkt, Menschen zuzuhören. Wie sie miteinander kommunizieren. Das kann sehr anstrengend sein! Und tatsächlich fordert diese Tätigkeit meine Geduld sehr heraus.

Ich höre, was A sagt - und was B sagt. In diesem Gespräch bin ich meist nur Zuhörerin, also C. Manchmal bin ich als C aber auch sozusagen "Übersetzerin" und unterstütze in der Kommunikation.

Ich bin beim Zuhören immer wieder Zeugin davon, was A eindeutig meint, aber so nicht bei B ankommt - oder was B eindeutig meint und so nicht bei A ankommt.

Häufig mangelt es in der menschlichen Kommunikation daran, dass Menschen einander nicht ausreden lassen. Dass sie einander nicht zuhören. Dass sie Angekommenes interpretieren. Dass sie nicht nachfragen. Dass sie mit dem emotionalen Ohr hinhören, nicht mit dem sachlichen, wenn es doch um eine Sachebene geht.

Mir fällt allgemein im Umgang mit Menschen auch auf, dass es einfach nicht jeden interessiert, die Welt nach der eigenen Nasenspitze noch wahrnehmen zu wollen: Keine gute Voraussetzung dafür, dass Worte Menschen miteinander verbinden.


Das Vier-Seiten-Modell (auch: Vier-Ohren-Modell) ist ein Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun. Der Mann ist Kommunikationspsychologe und zeigt mit diesem Modell eindrücklich auf, wie Kommunikationsebenen funktionieren könnten und doch sooft gestört werden.


Ich bin der Überzeugung, dass uns unsere Worte spiegeln. Und ich engagiere mich für einen achtsamen Umgang mit Sprache, denn mit unserer Sprache formen wir unsere Welt.


Äußerst interessant finde ich zudem auch, wie sich der Sprachgebrauch der deutschen Sprache entwickelt (hat), wie Worte verwendet werden, mitunter auch gar nicht beachtend, worin ihre tiefere ursprüngliche Bedeutung liegt.

Ich lese gerade in einem Buch der Psychotherapeutin Rotraud A. Perner. In diesem Buch ("Sein wie Gott - Von der Macht der Heiler") fühle ich mich an einer Stelle ganz bewusst auf das Wort "Unzucht" hingeführt. Wir scheinen im Allgemeinen zu wissen, was gemeint ist, wenn von "unzüchtigem Verhalten" gesprochen oder geschrieben wird, doch die Herleitung dieses Wortes verdient meines Erachtens eine Erwähnung: Züchtig handelt demnach nur der- bzw. diejenige, der / die sich geschlechtlich allein zum Zwecke der Zeugung - also der Zucht - von Kindern betätigt.

Dass gerade so manche aus dem Kreise von Gottes Bodenpersonal - als Frauen und junge Mädchen missbrauchende Priester oder auch Bischöfe - ihre perfide Doppelmoral mehr als deutlich zur Geltung bringen, scheint also quasi schon in der tatsächlichen Unnatürlichkeit des Keuschheitsgelübdes zu liegen: Die Herren treiben also definitiv Un-Zucht in Reinform, denn Nachkommenschaft ist ihnen ja offiziell immer noch nicht gestattet - und wer muss solche absurden Regeln auch heute noch ausbaden? Frauen und Mädchen, die oft aufs Schlimmste sexuell missbraucht werden, und die verheimlichte Nachkommenschaft aus solchen ausbeuterischen Begegnungen!

Ferner treiben also auch all jene sexuell aktiven Menschen Un-Zucht, die homosexuell sind oder aus biologischen Gründen nicht mehr schwanger werden können, außerdem alle Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Kinder zeugen können, und sowieso Menschen, die zwar einander lieben, aber keine gemeinsamen Kinder in die Welt setzen wollen, usw.

Das Wort "Unzucht" gehört für mich zu den abscheulichsten und abwertendsten Worten, die mir die deutsche Sprache offerieren kann.


An dieser Stelle noch ein "Übrigens" von mir: Die Einschätzung der Staatsanwaltschaft, dass gegen den bei seinen Fans immer noch hochangesehenen Frontmann von Rammstein, Till Lindemann, nicht mehr zu ermitteln sei, muss ich zur Kenntnis nehmen. Was dieser (in meinen Augen) Nicht-Künstler allerdings schon rein sprachlich von sich gibt, das allein bleibt jedenfalls für mich weiterhin höchst auffällig ...!


#Kommunikation #Achtsamkeit Foto: Pixabay, "StockSnap"

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