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Vorliebe für altes Gemäuer



Ganz bewusst habe ich mich am vergangenen Wochenende wieder einmal dem Carpe Diem! gewidmet, was eindeutig in den letzten Monaten viiiieeeel zu kurz gekommen ist.

Spontan habe ich beschlossen, meinen Weg nach Linz nicht nur zu machen, um Wichtiges zu erledigen, sondern den prachtvoll-sonnigen Tag auch für eine kleine Genussreise (einen Besuch in einem traditionellen Altwiener-Kaffeehaus inklusive) zu nützen.

Mit Linz verbindet mich ja eine gewisse Hass-Liebe: Es gibt Plätzchen, die einfach mein Herz höherschlagen lassen, weil ich gepflegte alte Häuser so besonders gerne auf mich wirken lasse und es gerade im Herzen von Linz, in Urfahr und auch auf dem Weg zum wunderschönen Freinberg viele derart schmucke Häuser gibt.


Andererseits beobachte ich seit Jahren Entwicklungen, die mir überhaupt nicht behagen, dies betrifft vor allem Entscheidungen in der Stadtplanung. Derzeit gibt es Neubauprojekte, die nicht nur in meinen Augen keinsfalls zu Linz passen - neue Wohnungen werden in Wohntürmen mit vielen Glasflächen errichtet, die über null Charme verfügen und in einigen Vierteln neumodische Akzente setzen sollen. Es ist mir kaum vorstellbar, wie in solchen Hochhäusern mit hunderten Wohnungen zum Beispiel eine funktionierende Nachbarschaft gedeihen soll. Der Fokus wird beim Neubau eindeutig nicht auf leistbares Wohnen gelegt - und wer da etwas anderes behauptet, der hat längst jeden Kontakt zur Realität verloren. Aber für Familien sind solche Glaskästen ohnehin nicht geeignet.

Auch einige Straßen- und Brückenbauten, die zur Entlastung der überaus stressigen Verkehrssituation in Linz führen sollen, überzeugen mich nicht. Zeitgleich wurden viele Millionen in zwei neue Fußballstadien investiert, hier befinde ich mich ebenfalls, was meine Kritik daran betrifft, in Gesellschaft.

Was längst notwendige Investitionen in den so wichtigen Ausbau von qualitätsvoller Kinder- und Altenbetreuung betrifft, wird gerne der Sparstift angesetzt, das wird allerdings von den dafür Verantwortlichen bestritten. Wer jedoch Einblick hat, der weiß recht gut, wie dramatisch es nicht nur um die personelle Situation in diesen Institutionen bestellt ist.

Auch die Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern funktioniert nicht so, wie es oft durch Teile der Stadtregierung dargestellt wird, auch hier sind gerade in den letzten Jahren massive Probleme aufgetaucht, für die es noch keine nachhaltigen Lösungen gibt. Allein Sicherheitsgipfel, die laut ausgerufen werden, aber keine umsetzbaren Konzepte folgen lassen, sind einfach zu wenig.

Auch das Gasthaus-Sterben ist ein bereits seit mehreren Jahren bekanntes Problem, dem allerdings noch immer nichts Erfolgversprechendes entgegengesetzt werden kann. Manche tolle alte Wirtshäuser in bester Lage und mit wunderschönen Gastgärten oder Aussichtsterrassen warten schon seit einigen Jahren auf Revitalisierung und Neuübernahme.

Es fällt ebenso auf, dass die Stadt sehr auf den Zuzug von jungen Menschen setzt, man will Studierende locken und so meinen Stadtpolitiker*innen, den jungen Leuten eine möglichst "coole Stadt" bieten zu müssen: Der zeitgeistigen Coolness, mit der die Stadt punkten will, kann ich in so manchem nicht viel abgewinnen. Diese Stadt ist mir oft zu laut, zu kühl und zu voll.

Den Campus der Johannes Kepler Universität in Urfahr halte ich allerdings für äußerst gelungen, er wurde in den letzten Jahren immer wieder erweitert und dabei wurde der Naturraum auch sehr gut berücksichtigt. Besonders gelungen finde ich die Gestaltung von ganz unterschiedlichen Rückzugs- und Verweilplätzchen rund um den einzigartigen Ententeich, in dem sich auch viele Fische freudig tummeln.

Es reizt mich nur noch selten, den Weg in die Stadt auf mich zu nehmen, viel lieber genieße ich das üppig-grüne Umland von Linz, ich liebe das Gehen entlang von Feldern und Wiesen und in die schattenspendende Donau-Au, die mich mit purer Natur in Berührung bringt.


Aber, wer das Besondere dieser Stadt sucht, der findet es natürlich auch ... und dies ebenso in kultureller Hinsicht: das Musiktheater, das Landestheater, mehrere kleinere Theater, ein Programmkino im Herzen von Linz (mit eigenem jährlichen Filmfestival, dem "Crossing Europe"), tolle Museen, das jährliche "Pflasterspektakel" im Juli, das jährliche "Ars Electronica Festival" und die "Linzer Klangwolke" im September, Kultur am Hafen (u.a. Mural Harbor, Posthof), Wein- und Kunstmärkte in der Altstadt, Kultur- und Literatursalons, Galerien, die Linzer Tabakfabrik, die eine eigene Brauerei ("Linzer Bier") und innovative Lokale und Firmen beherbergt, und vieles andere mehr - da hat sich in der Stahlstadt erfreulicherweise sehr viel getan in den letzten Jahrzehnten.

Und wenn es meinerseits doch wieder einmal ein paar sinnesfreudige und genussvolle Stunden in der City sein dürfen, dann lenke ich meine Schritte liebend gerne in die historische Altstadt. Ja, es lohnt sich überaus, diesen Teil von Linz zu erleben ... Im Miniaturformat ist der Linzer Hauptplatz, an den die Altstadt nahtlos anschließt, übrigens auch im bezaubernden Märchenkeller der Grottenbahn am Linzer Pöstlingberg zu finden.



#reisen #staunen Fotos: C*

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