Ludwig van Beethoven - ein Beobachter typisch österreichischer Verhaltensweisen? Diese Beobachtung scheint jedenfalls (ganz schön) zeitlos zu sein. Genug Gelegenheiten hatte das Musikgenie allemal, hat Beethoven doch wichtige Jahre seines Lebens in Wien verbracht, seine letzte Ruhestätte liegt am Wiener Zentralfriedhof. Beethoven hatte maßgeblichen Einfluss auf die Wiener Klassik, als Schüler Joseph Haydns behauptete er allerdings, nie etwas von ihm gelernt zu haben.
Österreich - reich an Wahrzeichen, sowohl in baulicher Hinsicht, wie auch in kultureller.
Der Prater und das Riesenrad, das Schloss Schönbrunn, der Wiener Stephansdom, der Grazer Uhrturm, die Festung Hohensalzburg, der Pöstlingberg in Linz, das Goldene Dachl in Innsbruck, der Lindwurmbrunnen in Klagenfurt - dies sind die wohl bekanntesten Wahrzeichen. Diverse Festspiele und Bälle gelten als Veranstaltungen, die Weltruf haben, sie werden rauschend gefeiert, die Seitenblicke-Gesellschaft sieht sich gerne selbst beim Feiern zu. Ob diese oftmals sehr pompösen Selbstinszenierungen und Selbstbeweihräucherungen auch anderswo in diesem Ausmaß stattfinden, kann ich kaum beurteilen. Es würde mich allerdings nicht überraschen, wäre dies bereits typisch österreichisch!
Was jedenfalls als ganz besonders und typisch eingeordnet werden kann, ist eine Eigenheit, die ich nur aus dem Österreichischen kenne: Der gelernte Österreicher liebt es, etwas "ganz schön" zu finden - und dies in durchaus seltsamen Kombinationen. "Ganz schön fesch, das Dirndl", diese Bemerkung bezieht sich eher auf das Madl, das im Dirndl steckt, noch relativ logisch, diese Kombination, schließlich soll es sich dabei um ein Kompliment handeln. Wenn jemand als "ganz a Gscheida" betitelt wird, dann ist es allerdings vorbei mit Komplimentemachen: Gemeint ist zweifelsohne, dass derjenige "ganz schön blöd aus der Wäsch' schaut". Vielleicht auch "ganz schön deppad"? Der Gipfel der zweifelhaften sprachlichen Verquickung für meine Ohren: die Kombination "gonz sche schiach" ("ganz schön hässlich").
Die österreichische Innenpolitik - reich an Momenten mit fragwürdiger Moral
Mindestens als ganz schön unbedacht (andere Variationsmöglichkeiten mit "ganz schön" könnten in diesem Zusammenhang auch reizvoll sein) möchte ich einordnen, wie sich unser Bundeskanzler Karl Nehammer in geselliger Runde mit Parteifreunden in Salzburg zu Gesellschaftsthemen geäußert hat (ORF-Text). Entbrannt ist auch eine Diskussion über die Herkunft des Videos.
Ganz schön peinlich übrigens auch, was sich sonst so tut, Stichwort "SORA-Strategiepapier für die SPÖ", das ebenfalls für regen Diskussionsstoff sorgt. Oder auch die Wiener Kleingartendeals von Wiener SPÖ-Funktionären. Solche Vorgangsweisen werden natürlich von der Wählerschaft nicht ignoriert.
Ach, Ihr Damen und Herren Politiker*innen, Ihr schafft es wirklich bestens, der FPÖ für die nächsten Wahlen prima in die Hände zu arbeiten. Ganz schön doof! Kickl lehnt sich zurück, reibt sich die Hände und muss eigentlich gar nicht mehr wettern ...
Foto: C*
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