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Taktgefühl - ein Balanceakt



Viel zu oft werden Worte gesprochen, weil sie einfach nur eine manchen Menschen unangenehme Stille unterbrechen sollen. Dabei kann in Stille soviel Nähe entstehen!

Menschen, deren Verhalten eine Art "Logorrhoe" vermuten lässt, sind mir suspekt. Rücken sie mir mit ihrem ungehemmten Mitteilungsbedürfnis auf die Pelle, so fühle ich mich unangenehm umklammert, von viel zu vielen und von oft auch zu unbedacht, zu laut ausgesprochenen Worten. Meist ist damit ebenso eine aufdringliche Körpersprache verbunden. Begegne ich solchen Menschen, die nicht über ein gewisses Taktgefühl verfügen, suche ich tatsächlich raschestmöglich das Weite.


Taktgefühl ist nicht nur auf dem Tanzparkett wichtig. Im Taktgefühl erweist sich die Intelligenz des Herzens, lese ich. Die Dosis, welche eine "richtige Nähe" bestimmt, kann nur individuell definiert werden: Jeder Mensch darf selbst bestimmen, wie er seine Begegnungs- und Distanzzonen gestalten möchte. Und das meine ich tatsächlich in Hinblick auf verbaler wie auch auf körperlicher Ebene.

Mit Sicherheit wissen die meisten Menschen von sich selbst, wieviel Nähe und Distanz sie in dieser Hinsicht brauchen. Und klar ist auch, dass sich diese Werte unterscheiden:

Wer mir nahe ist, darf mir näher kommen. Wer mir fern ist, der möge mir auch fern bleiben.

Schon Kinder entwickeln dazu einen sicheren Instinkt, der leider von Erwachsenen immer wieder manipuliert wird: "Gib den Menschen beim Grüßen die Hand!" - eine häufige Aufforderung von Eltern an ihre Kinder. Ich überlasse es einem Kind, ob es seine Hand reichen möchte oder nicht. Auch ein Kind darf und soll sogar selbst bestimmen, wie weit es sein Gegenüber an sich herankommen lassen möchte!


Wer Seismograph ist, sucht gerne Rückzug und Ruhe. Viele Eindrücke, Beobachtungen, Gefühle und damit einhergehende Emotionen, sie müssen betrachtet, gewendet, sortiert, verdaut und verarbeitet werden.

Doch ist mir gewiss auch Lebhaftigkeit überhaupt nicht fremd, sie bedarf allerdings eines wertschätzenden Umfeldes und interessanter Themen: Gute Gespräche sind mir kostbar!

Ruhige Menschen werden tatsächlich häufig fälschlicherweise als schüchtern eingeordnet. Diese Zuordnung kann Folge eines großen Irrtums sein.

Menschen, mit denen in der Stille auch ein wortloser Zusammenklang möglich ist, sind rar!

Ihnen fühle ich mich wesensverwandt. Seelenverwandte erlebe ich als größte Geschenke des Lebens.


#Stille #Ruhe #Leben #Kinder #Dankbarkeit Bild: Pixabay, Monfocus

6 Kommentare

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6 Comments


Rosa Ananitschev
Rosa Ananitschev
Feb 08, 2023

Deinen Worten, liebe C Stern, stimme ich gern zu.

Was mich betrifft, so bin ich eher still, schweigsam. Deswegen habe ich Probleme in Gesellschaft, besonders, wenn ich kaum jemand kenne. Unter vier Augen unterhalte ich mich jedoch gern, wenn mir mein Gegenüber sympathisch ist und wir einander etwas zu sagen haben. Aber Menschen, die zu viel reden, kann ich schlecht ertragen, auch unter vier Augen nicht, besonders, wenn sie nur sich selbst zuhören und mich nicht zu Wort kommen lassen. Das wirkt auf mich wie ein Überfall, eine Invasion. Dann spüre ich den Drang, die Flucht zu ergreifen.

Dagmar und ich passen in dieser Hinsicht gut zueinander. Wir reden und wir schweigen – wonach es uns gerade auch ist. 😃🤐😉

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C*
C*
Feb 08, 2023
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Liebe Rosa,

bei mir hängen Schweigen und Reden auch von Stimmungen ab. Grundsätzlich komme ich relativ rasch mit Menschen ins Gespräch, das erlebe ich immer wieder in Öffis oder auch in Seminaren. Wobei gerade in Seminaren davon auszugehen ist, dass man, sofern man sie frei wählen kann (in beruflichem Kontext), vermutlich eher auf Gleichgesinnte trifft.

Ich habe in den letzten Jahren begriffen, wieviel Energie von Menschen genommen wird, die nur über sich selbst reden. Vielleicht auch noch in einer Geschwindigkeit, bei der einzelne Worte regelrecht verschluckt werden. Das nenne ich "Sprechdurchfall". Nach solchen Attacken fühl(t)e ich mich leer, müde, häufig in Verbindung mit Kopfschmerzen. So habe ich begriffen, dass ich solchen Energieräuber*innen mein Ohren nicht mehr zuneigen möchte.

Ich mache…

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Traude Rostrose
Traude Rostrose
Feb 04, 2023

Liebe C Stern,

ich musste da jetzt ein bisserl vor mich hinschmunzeln, weil mir beim Lesen Ähnliches durch den Kopf gegangen ist wie meiner „Vorkommentatorin“ stemmer.recklinghausen: Die Corona-Abstandsregeln und das Nicht-Hand-Geben- oder Abbusseln-„Müssen“ hatten manchmal durchaus etwas für sich 😉

Womit ich gar nicht gut zurechtkomme, sind jene Menschen, die permanent leere Worthülsen absondern. Plappern, nur damit keine Stille entsteht. Es gibt zwar Musik, die ich mag, aber Stille ist mein „Lieblingsgeräusch“. Vielleicht, weil es so selten ist.

Allerdings möchte ich im Zusammenhang mit Gesprächigkeit doch noch einwerfen, dass diese manchmal aus Unsicherheit entsteht – auch bei mir. Z.B. fühle ich mich unsicher, wenn ich mit anderen, mir fremden Menschen zusammengewürfelt werde. Und wenn ich aus irgendwelchen Gründen mit diesen…

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C*
C*
Feb 04, 2023
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Liebe Traude,

Gesprächigkeit, die mitunter aus sich antastender Unsicherheit entsteht, kann ich gut von jenen (ständigen!) Sprechattacken unterscheiden, die immer wieder von den gleichen, mir bekannten Personen ausgehen - ich habe dabei einige vor meinem Auge ;-) Es sind die leeren Worthülsen und taktlose und gemeine Bemerkungen über (zum Beispiel) das Aussehen anderer Menschen, vor denen ich flüchte. Und es ist die aufgeregte Lautstärke, mit der sich Menschen großflächig und großartig inszenieren wollen - und die fälschlicherweise von anderen als selbstsicher eingeschätzt werden. Wie oft ich die Erfahrung gemacht habe, dass genau das nicht der Fall war ...


Ich habe mich ziemlich entwickelt, von einem Menschen, der in jüngeren Jahren viel unterwegs war und sich gerne auch in größeren Kreisen…


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stemmer.recklinghausen
stemmer.recklinghausen
Feb 03, 2023

In der Hinsicht habe ich mich über die Corona-Abstandsregeln, verbunden mit den Strichen vor den Kassen, echt gefreut. Für mich sind da Wohlfühlzonen entstanden, für die ich mich nur sehr selten einsetzen musste ;)

Liebe Grüße

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C*
C*
Feb 03, 2023
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;-) Stimmt ...

Ich bedaure, dass bereits vor Monaten schon die Dränglerei wieder Dauerthema war.

Und schon muss man sich wieder ausgiebig um seinen Freiraum kümmern!

Liebe Grüße nach Recklinghausen 🌷

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